Der große Ruf an unsere Zeit

- 4 - • "Du hast umsonst gebetet, gefastet, deinen Leib kasteit und auf eine Belohnung im Himmel gehofft", so mancher Frommseinwollende. Hat nicht jeder von uns schon einmal in bestimmten Lagen, z. B. im Kriege, in Bombennächten, nach dem Zusammenbruch, in einer schweren Krankheit, nach einem Todesfall, bei einem Konkurs das Gefühl gehabt: Alles, was du getan, was du gehofft, an was du dich gefreut hast, war nutzlos, und wird auch in Zukunft wohl nutzlos sein. – Dieses Gefühl müßte aber eigentlich jeder haben, der die geistigen Tatsachen nicht kennt. • Hat man sich einmal diese Erkenntnis richtig eingeprägt, so gibt es nichts Wichtigeres, als die geistigen Tatsachen kennenzulernen. Es ist v i e l w i c h t i g e r , als ob ich morgen etwas verdiene, ob es einen Krieg geben wird oder was man sonst für wichtig halten kann. Würde dieses Bewußtsein die ganze Menschheit erfassen: Es wäre nicht auszudenken, was sich alles ändern würde. Die Menschen würden sich die Beine abrennen, ihre Zwistigkeiten zu schlichten, Bedürftigen zu helfen, Not zu lindern, Krankheiten zu heilen, wie sie sich heute die Beine abrennen, Geld zu verdienen, zusammenzuraffen, für den Krieg zu rüsten, schöne Kleider zur Schau zu tragen, oder Vergnügungen auszukosten. Dann wäre der große Ruf an unsere Zeit gehört worden, und wir würden einer goldenen Zeit, einem Paradies schon auf Erden entgegengehen. Doch so weit sind wir selbstverständlich noch lange nicht. Es ist schon viel damit gewonnen, wenn hie und da einer den Ruf hört und für sich forscht nach den wahren Tatsachen der geistigen Welt. Er gewinnt für sich damit das Diesseits und das Jenseits. Er hat die Sicherheit, nicht vergeblich auf der Erde gelebt zu haben. Und das ist schon etwas. Solche Menschen wirken wie Samenkörner, wie Hefe und Salz im Teig. Wenn ein Faust sagte: "Der Menschheit ganzer Jammer faßt mich an", so ist das ein verständliches Gefühl, das jeder von uns auch hat, der die heutige Lage ansieht . Aber dabei darf man nicht stehenbleiben. Nur wer s i c h ändert, ändert die Welt. Wer nur a n d e r e ändern will, vergeudet seine Zeit. * * * * * * *

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