Die Blauen Hefte

- 266 - sagen dir das, falls du Worte wie: "Wir lieben euch" oder ähnliches vermissen wirst in unserer Rede. Es mangelt uns nicht an Liebe, aber Liebe ohne Weisheit führt nie zu einer Höherentwicklung - und Liebe ohne Fürsorge ist keine Liebe. * * * Respektiere den Glauben deines Nächsten, wenn er ihn ernst nimmt. Jeder wird seinen Glau- ben erst revidieren, wenn er gefunden hat, daß es mehr gibt, als er glaubte und einsehen konnte. Fördere den Werdegang deines Nächsten, indem du ihn in Ruhe läßt, aber lebe deine Erkenntnisse und Einsichten, mache sie sichtbar und stehe jedem Rede und Antwort, der dich fragt nach dem Geheimnis deines LEUCHTENS. Versuche immer, auf bescheidene Art zu helfen und zu raten, ohne dich aufzudrängen, aber getragen von Liebe und unermüdlicher Fürsorge. Viele Strebende verfehlen ihr Ziel, anderen helfen zu wollen, weil sie in fanatischer Art ihre Meinung anderen aufdrängen wollen, ohne zu erkennen, wo eine Klärung angebracht ist und wo nicht. Liebe ohne Weisheit und Weisheit ohne Liebe verfehlen ihr Ziel, die HERZEN zu erwärmen und zu erhellen. Jeder versteht die Sprache, die er spricht, und es ist besser, liebevoll zu schweigen, als Worte zu vergeuden, die der andere nicht versteht. Ist aber ein HERZ voll Sehnen und Erwartung, dann lasse deine Worte voll Liebe strömen, um dieses HERZ zu erfüllen und zu erwecken, auf daß es die LIEBESQUELLE in sich selbst entdecke und daraus schöpfen kann, wiederum zum Segen der Umwelt und Mitwelt. JESUS verwies die Pharisäer scharf, die an den Ecken standen und beteten, auf daß jeder sehe, daß sie sich besser dünkten als ihre Mitmenschen. Gehe mit dir zu Rate und prüfe genau, ob du ein Pharisäer bist. Gar viele sind es, ohne es zu wissen! Jegliche Überheblichkeit, jegliches Erziehenwollen, jegliche Einmischung ohne den Willen des anderen in seinem Lebenslauf, ist pharisäerhaft und Unrecht, was du sühnen mußt. Laß deine Mitmenschen gehen, aber sieh in ihnen den vollkommenen Menschen jederzeit, den zu offenbaren die Menschen gedacht sind. Nur so kannst du helfen ohne zu schaden. - Würdest du eine Pflanze ausreißen, die noch keine Blüte hat, obwohl du weißt, daß sie Blüte und Frucht tragen kann und wird, wenn du sie in Ruhe läßt? - Würdest du ein Vogel-Ei vernichten, weil es noch kein Vogel ist? Mai 1966 Dienen empfindet der Mensch als Opfer so lange, bis er eine bestimmte Bewußtseinsgrenze überschritten hat. Dann empfindet er das Dienendürfen als Gnade, und weiterhin ist das Dienen ihm zur Lebensgewohnheit und Selbstverständlichkeit geworden. Auf dieser Stufe des Denkens stehend, werden ihn aber seine Mitmenschen in Handlungs- und Verhaltensweise nicht mehr verstehen können, obwohl sie spüren, daß ein solcher Dienender ihnen vieles zu sagen und zu geben hat. * * * HÖRENDE und SEHENDE haben sich die Gabe erworben, Wesentliches vom Unwesentlichen zu unterscheiden und ihre Kräfte und Fähigkeiten dort anzusetzen, wo sie nötig sind. Vieles, was andere Menschen noch für wichtig halten, was sie erfreut und beglückt, d. h., was ihre Person erfreut und in den Vordergrund stellt, versagen sich Dienende freiwillig. Ihre Person existiert nur als Mittel zum Zweck, als Ausdrückendes im Sichtbaren. Gelenkt und geleitet, getrieben und beraten aber werden Dienende von ihrem ICH BIN, von der STIMME IHRES HERZENS, von ihrem SELBST. Es ist nicht nötig, sich in eine Zelle zu setzen, sich Augen und

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