Reinkarnation - eine urchristliche Lehre

- 11 - "Gott hat den Menschen aus seiner grenzenlosen Güte auf ein übernatürliches Endziel geschaffen - zur Teilnahme an den göttlichen Gütern, die die Erkenntnis des menschlichen Geistes völlig übersteigen . . ." (DS 3005) "Das übernatürliche Endziel des Menschen besteht in der Teilnahme an der göttlichen Selbsterkenntnis, woraus sich für Gott eine übernatürliche Verherrlichung und für den Menschen eine übernatürliche Glückseligkeit ergibt." (Ott S. 124) Die Lehrentscheidungen des Trienter Konzils (1547) schränken aber diese Aussage erheblich ein, indem dort verkündet wird, "daß Gott durch seinen ewigen Willensratschluß bestimmte Menschen zur ewigen Seligkeit vorherbestimmt" hat. (DS 1540)15 Die Begründung bezieht man aus Röm. 8, 29: "die er vorher erkannt hat, hat er auch vorherbestimmt, dem Bilde seines Sohnes gleichförmig zu werden . . ." Ebenso ist es Lehre der Kirche, daß "Gott durch seinen ewigen Willensratschluß bestimmte Menschen wegen ihrer vorhergesehenen Sünden zur ewigen Verwerfung vorherbestimmt hat." (DS 628 Synode von Valence, 855 n. Chr.) Die biblische Fundierung sieht die Kirche in Mt. 25, 41: ". . . Weichet von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das dem Teufel bereitet ist und seinen Engeln." Die patristische Grundlage für diese Lehrmeinung findet die Kirche u. a. bei Augustinus: "Gott ist gut, Gott ist gerecht. Er kann jemand ohne gute Verdienste retten, weil er gut ist; aber er kann niemand ohne schlechte Dienste verdammen, weil er gerecht ist." (Aug. contra Jul. III, 18, 35; zit. nach Ott S. 296) Die Ungereimtheiten der kirchlichen Lehre liegen offen zutage: Wenn Gott die Welt zu seiner Verherrlichung geschaffen hat und Wohltaten an seine Geschöpfe spendete, wieso können dann Teile seiner Schöpfung zu seiner Verherrlichung in der ewigen Hölle sein? - Ist es mit dem Wesen eines gerechten Gottes überhaupt zu vereinbaren, schon beim Beginn eines menschlichen Lebens "bestimmte Menschen" zur ewigen Seligkeit oder zur ewigen Verdammnis vorherzubestimmen? - Wenn Gott die Sündhaftigkeit bestimmter Menschen vorausgesehen hat, warum hat er in seiner Liebe nicht auf die Erschaffung dieser Menschen verzichtet und ihnen damit ihr schreckliches Los erspart? Wenn die Prädestination (= Vorherbestimmung) eine gültige Tatsache ist, welchen Sinn haben dann noch gute Werke und alle Bemühungen um sittliche Vervollkommnung des Menschen? Für die Guten sind sie überflüssig, für die Bösen vergeblich. Besonders verwirrend wird die Situation noch dadurch, daß die Menschen auf ihrem Lebensweg noch zusätzlich "in Versuchung geführt werden" (vergl. die entsprechende Bitte im Vaterunser der christlichen Kirchen), Versuchungen, die von seiten des Bösen immer wieder an die Menschen herantreten. 15 Die Canones 15 und 16 (DS 1565 und 1566) jenes Konzils erheben Bannflüche gegen Menschen, die jene Thesen ablehnen.

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