Reinkarnation - eine urchristliche Lehre

- 17 - Der katholische Schriftsteller Papini, a.a.O., S., 310 schreibt: "Die Hölle hat zwar eine immerwährende Dauer, aber im streng irdisch-zeitlichen Sinn, d. h. auf einer niederen Ebene und himmelweit verschieden von der Ewigkeit." Daß diese letztere Begriffsgebung nicht falsch ist, läßt sich sogar sprachwissenschaftlich insofern beweisen, als das gleiche Wort "aion" in der Bibel nicht nur im Sinne von "Ewigkeit", sondern auch im Sinne von "Zeitraum, Weltzeit" verwendet wird. Das Neue Testament kennt über 70 solcher Stellen21, von denen einige angeführt seien: Mt. 12, 13: "weder in dieser, noch in der zukünftigen Weltzeit (= Ewigkeit?)". Gal. 1, 4: "aus der gegenwärtigen bösen Welt (= Ewigkeit?)" Mt. 13, 40: "bei der Vollendung der Weltzeit (= Ewigkeit?)" 1. Kor. 10, 11: "für das Ende der Zeit (= Ewigkeiten?)" Mt. 12, 32: "diese und die zukünftige Welt (= Ewigkeit?) 1. Tim. 6, 17: "in dieser jetzigen Welt (= Ewigkeit?) Eph. 1, 21: "nicht in dieser Zeit (= Ewigkeit?), sondern in der kommenden." Auch die Stelle Mt. 25, 41: "Dann wird er zu denen zur Linken sprechen: Weichet von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das dem Teufel bereitet ist und seinen Engeln." eignet sich nicht zur Definition einer ewigen Hölle. Ebenso ist die Übersetzung "Verfluchte" höchst fragwürdig: jenes Wort "Verfluchte", griechisch: kathäramenoi, lateinisch: maledicti, bedeutet auch "Verurteilte". - Die deutsche Wiedergabe "Verfluchte" ist die denkbar schärfste Formulierung. Wo hat Christus eine Verfluchung solcher Art absolut unmißverständlich ausgesprochen? Gegen den klaren Einwand von der Übersetzungstechnik her gibt es auch noch einen gewichtigen sachlichen Grund, der gegen die Ewigkeit einer Hölle spricht: Es ist einfach unglaublich, daß Gott etwas Gutes schafft und dann für einen Teil dieser gut Geschaffenen eine ewige, unvergängliche Höllenstrafe ansetzt. Das fügt sich auch nicht in die Lehre Christi, dessen eigene Worte zum Vergleich herangezogen werden: Joh. 10, 16: "Noch andere Schafe habe ich, die nicht aus diesem Gehege sind; auch diese muß ich führen und sie werden auf meine Stimme hören, und es wird eine Herde sein, ein Hirt." Wenn also Christus alle zusammenführen und leiten wird, kann es keine Draußenstehenden, Gottfernen mehr geben. Ebenso sagte er: Joh. 6, 39: "Das ist der Wille dessen, der mich sandte, daß ich von allem, was er mir gab, nichts verloren gehen lasse, sondern es auferwecke am Jüngsten Tage." Ganz anders erscheint aber Gott in der kirchlichen Darstellung: "Aufgrund der Offenbarungslehre ist anzunehmen, daß der Wille der Verdammten unbeweglich im Bösen verhärtet und darum für eine wahre Reue unzugänglich ist. Der Grund der Verhärtung liegt darin, daß Gott dem Verdammten jede weitere Gnade versagt." (Ott S. 574) 21 Vergl. Schmoller, Handkonkordanz zum griechischen Neuen Testament, a.a.O., S. 20f. Stichwort "aion"

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