Reinkarnation - eine urchristliche Lehre

- 21 - 6. Der kirchliche Erlösungsglaube Die christlichen Kirchen sehen als den zentralen Begegnungspunkt die Erlösergestalt Christus. Er hatte als Sohn Gottes die Aufgabe übernommen, die Menschen zu erlösen. Im Glaubenssatz des Nicaeo-Constantinopolitanischen Glaubensbekenntnisses (381 n. Chr.) werden die zahlreichen Schriftaussagen25 zu dieser Erlöseraufgabe so zusammengefaßt: ". . . der wegen uns Menschen und wegen unseres Heiles vom Himmel herabstieg und inkarnierte . . ." (DS 150) Das Erlösungswerk wurde nach kirchlicher Auffassung "durch die lehrende und leitende Tätigkeit Christi, vorzüglich aber durch die stellvertretende Genugtuung und das Verdienst Christi bei seinem Opfertod am Kreuz vollzogen. Durch die Genugtuung wurde die durch die Sünde Gott zugefügte Beleidigung aufgewogen und die verletzte Ehre Gottes wiederhergestellt." (Ott S. 214) Die heilsgeschichtliche Bedeutung des Lehramtes Christi sieht die Kirche in der Tatsache begründet, daß durch die Sünde und die Verführung des Teufels die Menschheit religiös unwissend geworden war und durch die Lehrtätigkeit Christi den Menschen die geistige Finsternis genommen und das Licht wahrer Erkenntnis gebracht wurde. (vergl. Ott S. 217) "Das Hirtenamt Christi hat die Aufgabe, den durch die Sünde in die Irre gegangenen Menschen den rechten Weg zu ihrem übernatürlichen Endziel zu zeigen . . . (Es) umschließt die gesetzgebende, richterliche und strafende Gewalt." (Ott S. 218). Durch seine Funktion als Priester bewirkte Christus "die objektive Wiederversöhnung der gefallenen Menschen mit Gott" (Ott S. 220), er bringt sich also am Kreuz als "wahres und eigentliches Opfer Gott dar", wie die Glaubensdogmen von Ephesus 431 n. Chr. (DS 261) und Trient 1562 n. Chr. (DS 1743) aussagen. Es fällt auf, daß die Kirche als Schriftbelege überwiegend Paulus als Beweis für den "Opfercharakter des Kreuzestodes" zitiert,26 während Christus selbst seinen Tod am Kreuz nur indirekt als Opfer für die Sünden der Menschen bezeichnet. (vergl. Ott S. 223) Dennoch leitet die Theologie gerade hieraus eine hoch bedeutsame Lehrmeinung ab. Das Konzil von Trient (1562) setzt dogmatisch fest: "Dieser unser Gott und Herr (Jesus) hat . . . auf dem Altar des Kreuzes sich selbst im Tod Gott Vater als Opfer darbringen wollen, um für jene die ewige Erlösung zu (be)wirken" (DS 1740). Dieses Dogma drückt die eigenwillige Auffassung der Kirche von der Meßfeier aus. Sie betrachtet die Wandlung von Brot und Wein in das Fleisch und Blut Jesu Christi als unblutige Wiederholung des Kreuzesopfers. Ebenso wie dieses habe auch die Messe eine sühnende Funktion. 25 Mt. 1, 21; Lk. 2, 11; 19, 10; Joh. 3, 17; Stellen zitiert nach Ott, a.a.O., S. 211f. 26 40 Schriftstellen, siehe Ott, a.a.O., S. 222f.

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