Reinkarnation - eine urchristliche Lehre

- 51 - bieten erst ein umfassendes Verständnis für das Leben der Menschen auf dieser Erde, wie es uns in seinen mannigfaltigsten Auswirkungen entgegentritt. Ist der 2. Hebräerbrief 9, 27-28 - ein Gegenbeweis? Trotz der zahlreichen biblichen Belege für die Tatsache der Wiedergeburt lehren die christlichen Kirchen die Einmaligkeit des menschlichen Erdenlebens. "Der entscheidende Text aber gegen die Wiederverkörperungslehre," schreibt Walter Brugger, SJ., "findet sich im Hebräerbrief: Hebr. 9, 27: "Es ist den Menschen gesetzt einmal zu sterben und danach ist das Gericht . . . " Der Text bedarf keiner weiteren Auslegung. Die Lehre der Schrift steht im schroffen Gegensatz zur Lehre von der Wiederverkörperung."55 Scheinbar haben wir hier einen Schriftbeleg, der an Eindeutigkeit nicht mehr zu überbieten ist. Darum ist eine exakte sprachwissenschaftliche Untersuchung vonnöten.56 Auffallend ist zunächst eine unkorrekte und unvollständige Textangabe. Die deutsche Bibelübersetzung gibt den gesamten Text so wieder: Hebr. 9, 27, 28: (27): "Und wie (kath'hoson) es für die Menschen bestimmt ist, einmal zu sterben, und darauf kommt das Gericht, (28): so (houtoos) wurde auch Christus ein einziges Mal hingeopfert (prosenechtheis), um die Sünden vieler hinwegzunehmen; ein zweites Mal wird er ohne Bezug auf die Sünde den auf ihn Wartenden erscheinen zum Heile." Der Gesamttext bietet einen Vergleich (wie . . . so), der zueinander in Beziehung steht; Brugger hat aus dem ersten Teil eine reine Aussage hergestellt, was eine eindeutige Textverfälschung ist. Ferner liegen im deutschen Text zwei gravierende Fehlübersetzungen vor: 1.) Die Formulierungen "wie. . . so" ergibt bei einer Rückübersetzung ins Griechische niemals kath'hoson . . . houtoos, sondern hoosper . . . houtoos. Die Begriffe "wie . . . so" leiten im deutschen einen Vergleich ein. Da aber im Text kein Vergleich vorliegt, ist diese Übersetzungsform falsch. Oder wollte man etwa das Sterben des Menschen mit dem Erscheinen Christi vergleichen? Nach den gegebenen lexikalischen Möglichkeiten kann "kath'hoson . . . houtoos" nur wiedergegeben werden mit "wie lange . . . so lange". 2.) Das Partizip prosenechtheis (wörtlich: geopfert worden seiend) darf niemals, wie im deutschen Text geschehen (so wurde Christus hingeopfert) als Prädikat dem Subjekt "Christus" selbständig zugeordnet werden. Da es ein nachgestelltes Partizip ist, muß es dem Substantiv Christus untergeordnet werden; das Satz-Prädikat heißt nämlich "er wird erscheinen". 55 Brugger, a.a.O., S. 262 56 Pastor Dr. phil. Günther Schwarz: "Hebräer 9, 27.28 und Reinkarnationsglaube" in: BN 10 (1979) S. 43-47. Die philologische Untersuchung von Schwarz wurde hier leicht gekürzt, aber inhaltlich vollständig wiedergegeben.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjI1MzY3