Reinkarnation - eine urchristliche Lehre

- 75 - Schwert der Inquisition, des Scheiterhaufens oder der Verleumdung jede freie Regung des Geistes unterdrückt. Die Kirche lebte und lebt selbst bis heute vorwiegend eine äußere Religion, die sich in Formen, Riten und Dogmen erschöpft, die Menschen aber desto fester an ihre Institution zu binden sucht. • Der Gottesgeist ließ und läßt sich aber nicht einsperren; der Geist Gottes weht frei - wann und wo er will. Trotz aller gegensätzlichen und einengenden, die Wahrheit mit Gewalt unterdrückenden Entwicklungen in dem erstarrenden Kirchensystem war der "Geist der Wahrheit" den Christus für alle Zeiten den Seinen versprochen hat (Joh. 15, 26, 14, 15ff.), bestrebt, sich zu offenbaren, um die Menschen aufzurütteln, zu stärken mit dem Brote des Geistes und ihnen den Weg der Wahrheit zu zeigen.164 Dieser Weg besteht nicht darin, ein äußeres Christentum zu praktizieren, das sich in der formalen Erfüllung kirchlicher Vorschriften erschöpft, und sich im übrigen darauf zu verlassen, daß man durch Christi Erlösertat von seinen Sünden, auch den noch zu begehenden, erlöst ist. (Man denke nur an die "stellvertretende Genugtuung"!) Wie zu seiner Erdenzeit durch Jesus von Nazareth, wie im Urchristentum durch erleuchtete Männer und Frauen, wie im Mittelalter und der Neuzeit (z. B. durch Bernhard v. Clairvaux, Thomas von Kempen, Therese von Avila, Johannes vom Kreuz, Jakob Böhme, Johannes Tennhardt, George Fox, Jakob Lorber und viele andere) belehrt uns Christus auch heute noch, den Weg nach innen zu gehen; denn Gott wohnt nicht in Steinhäusern, sondern in uns selbst: 1. Kor. 3, 17: "Der Tempel Gottes ist heilig, und der seid ihr" Diesen konsequenten Pfad nach innen, den Weg der Selbsterkenntnis und der Läuterung, muß jeder Mensch in einem seiner Erdenleben - oder seine Seele in den Stätten der Reinigung - wandeln durch die Beachtung der gesetzmäßigen Lehren aus dem Reich des Lebens. Nach umfassenden Unterweisungen ist es sodann dem Menschen möglich, durch die universale Kraft göttlicher Liebe und durch die stufenweise Entwicklung der im Inneren des Menschen schlummernden göttlichen Kräfte den inneren Pfad zu Gott zu beschreiten unter Christi Führung im eigenen Inneren, "denn keiner kommt zum Vater, außer durch mich" (Joh. 14, 6). Das Reich Gottes liegt nicht in unerreichbarer Ferne, sondern inwendig in uns und jeder von uns ist berufen zu erfahren und zu bekennen: "Gott und ich sind eins!" In dieser befreienden Gewißheit erwachen wir alle auf dem Weg nach innen. In den vergänglichen Dingen der Außenwelt suchen wir das Unvergängliche vergebens; wir finden es nur, wenn wir dem Rat aller Erleuchteten und Weisen folgen: "Mensch, gehe in dich!" Dort findest du dich selbst, dein eigentliches Wesen, und mit ihm alles. In dir allein liegt die Wahrheit und das Leben, das ewige Licht und die Einheit aus der Freiheit und Vollkommenheit fließen. Nur in dir kann sich der Geist des Lebens offenbaren und dir zeigen, daß alle Kraft, Wahrheit, Licht und Leben in dir wohnt. In deinem Innersten allein vernimmst du das Wort, das dich leitet, lehrt, führt und dir die Krone des unsterblichen Lebens verleiht. Christus, der Führer auf dem inneren Pfad, hat die Menschheit erlöst, indem er uns Abgefallenen wieder den Weg zum Vater ermöglichte: Bei den Worten "Es ist vollbracht" auf Golgatha 164 Vergl. Köbler, Karl, Schweigt Gott wirklich?

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