Spirituelle Sterbebegleitung

- 10 - hatte, daß nichts unternommen werden sollte, ihr Leben künstlich zu verlängern. Ich lehnte den Vorschlag der Ärztin ab und verlangte, die Pflegebedürftige am nächsten Tag zurück ins Heim zu bringen. Die Ärztin wollte sich aber nicht darauf einlassen. Daraufhin drohte ich mit einer Klage… Am nächsten Tag war sie wieder in Sankt Loyen. Ich spürte, daß es mit ihr zu Ende gehen würde und habe die Tochter in Spanien informiert. Sie reiste an und wir besuchten ihre Mutter. – Zwei Tage später rief Sankt Loyen an und teilte mit, daß das Ende ihrer Mutter kurz bevorstehe. Wir fuhren ins Altenheim, wo die Sterbende schon sehr apathisch in ihrem Bett lag. Die Tochter wollte, daß ich mich an die Seite der Sterbenden setzte. Sie selbst setzte sich an das Fußende des Bettes. Ich legte meine Hand auf die Hand der Sterbenden - doch sie zog ihre Hand weg… Dieser Hinweis ist wichtig! Sterbebegleiter sollten darauf achten! Wenn ein Sterbender keine Berührung mehr möchte und seine Hand wegzieht, dann müssen wir das akzeptieren. Es ist das Zeichen, daß der Sterbende loslassen will und alle Verbindungen zur Materie lösen möchte… Bei anderen Sterbenden kann das wieder anders sein. Denen gibt eine Berührung inneren Halt und signalisiert ihnen: Ich bin bei dir, du brauchst keine Angst zu haben. Aber diese Sterbende zog ihre Hand weg - und das war für mich in Ordnung. Ich habe mit dieser Seele, die sich schon im Ablöseprozeß befand, so geredet, wie mit anderen Seelen. Dabei erfuhr ich, daß sie gerne gehen möchte. Ich konnte aber noch ihre Tapferkeit im Leben loben…Kurze Zeit später tat sie ihren letzten Atemzug. - Doch es veränderte sich nichts: "Sie ging nicht!" … In Gedanken fragte ich meinen Geistlehrer, was los sei. Er antwortete, daß das Problem bei der Tochter läge, die ihre Mutter nicht loslassen würde. Natürlich wollte ich den Grund dafür erfahren. Er erklärte, es seien die Schuldgefühle der Tochter, die den Ablöseprozeß blockieren würden. - Weil die Tochter weit weg von ihrer Mutter in Spanien lebt, hatte sie Schuldgefühle entwickelt. Sie konnte sich nicht so um ihre Mutter kümmern, wie ich es in all den Jahren getan hatte. Ich erklärte der Tochter das Problem und bat sie, ihre Mutter zu verabschieden und sich für die Unterstützungen im Leben zu bedanken. Es gab ja so viele Gründe des Dankens, für all die Liebe, die sie von ihrer Mutter erhalten hatte. - Das Ganze war sehr berührend. Nochmals sagte ich leise: "Sage ihr Dank - und lasse sie los." … Nach etwa drei bis vier Minuten war die Seele weg. Verstehen Sie, liebe Zuhörer: Schuldgefühle und übermäßige Trauer blockieren den Ablöseprozeß einer Seele. Gedanken, die wie ein Sender ihre Empfänger immer erreichen, lösen solche Probleme aus. Doch wenn man um diese Dinge weiß, so ist es für beide Seiten längst nicht mehr so schwer, loslassen zu können. Statt vom "Tod" sollte man besser von einem "Wandel" sprechen, denn um nichts anderes handelt es sich. Das dritte Beispiel Es ist wirklich unglaublich… Zuerst habe ich durch meine verstorbene Schwester den Beweis erhalten, daß die Toten leben, dann habe ich die Schwiegermutter begleitet und jetzt Ruth, die Tochter meiner Schwester, die damals den Saphirring und das Amulett in einem Holzkästchen aufbewahrt hatte. Von dieser Begebenheit möchte ich als nächstes berichten. Ruth war schwer krank geworden. Über viele Jahre pflegte ich ein gutes Verhältnis zu ihr. Völlig unerwartet schrieb sie mir einen Brief, in dem es hieß, daß sie sich bei mir nicht mehr melden würde, weil sie sich das Loslassen von dieser Welt nicht erschweren möchte. Nur ihr Mann und ihre engste Freundin durften in ihr Krankenzimmer. Selbst die eigenen vier Kinder durften das Zimmer nicht betreten, um die Mutter zu besuchen. Wenn ich daran zurückdenke,

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