Kapitel 1: Persönliche Erlebnisse auf dem Gebiet der Geisterkundgebung

- 2 - 1-0 Persönliche Erlebnisse auf dem Gebiet der Geisterkundgebungen 1.1 Mein erster Schritt zur Verbindung mit der Geisterwelt So sann ich denn nach, dies zu begreifen: doch es war zu schwer für mein Verständnis, bis ich in Verbindung mit der Geisterwelt Gottes kam. Ps. 73, 16-17 Es war im Spätsommer des Jahres 1923. Ich war damals katholischer Pfarrer einer kleinen Landgemeinde. Außerdem hatte ich einen Hilfsbund zu leiten, dessen Sitz in einer benachbarten Stadt war. Zweimal in der Woche fuhr ich zum Büro des Hilfsbundes, um die Wohlfahrtsarbeiten zu erledigen. Dort kam nun eines Tages ein Mann zu mir und fragte mich: "Was halten Sie vom Spiritismus?" Noch ehe ich etwas erwidern konnte, erzählte er mir von seinen Erlebnissen. Er pflege wöchentlich mit einem kleinen Kreis zu einer Art Gottesdienst zusammenzukommen. Man bete, lese in der Heiligen Schrift und bespreche das Gelesene. Unter den Anwesenden befinde sich auch ein Junge im Alter von 16 bis 17 Jahren. Er gehöre einer einfachen Familie an, besitze nur mittelmäßige Schulbildung und sei Lehrling in einem Privatbetrieb. Bei den Zusammenkünften pflege dieser plötzlich wie tot vornüber zu fallen, werde aber sofort wieder, wie von einer unsichtbaren Kraft, ruckweise aufgerichtet, sitze da mit geschlossenen Augen und erteile den Anwesenden wunderbare Belehrungen. Auch beantworte er die Fragen, die man an ihn stelle. Nur auf rein materielle Fragen verweigere er die Antwort. Am Schluß seiner Belehrungen falle er wieder vornüber und komme sofort zu sich. Von dem, was vorgegangen und was er gesprochen, wisse er nicht das Geringste. Der Junge sei gesund und frisch. Nach diesen Vorfällen fühle er keinerlei Unbehagen, keine Kopfschmerzen oder sonstiges Unwohlsein. Seinen Bericht schloß der Mann mit den Worten: "Nun wollte ich von Ihnen hören, was Sie über diese Sache denken, Doch bevor Sie Ihr Urteil abgeben, möchte ich Sie bitten, selbst an einer solchen Sitzung teilzunehmen, damit Sie sich von den Vorgängen persönlich überzeugen können. Dabei haben Sie Gelegenheit, selbst Fragen an den Jungen zu stellen." Mit großer Aufmerksamkeit hatte ich seinen Ausführungen zugehört. Was sollte ich ihm darauf erwidern? Vom sogenannten "Spiritismus" wußte und verstand ich nichts. Wohl hatte ich hier und da in der Tagespresse etwas darüber gelesen. Es waren Berichte über Entlarvungen von Medien und sonstige spiritistischen Betrügereien. Also, durchaus nichts Günstiges. Nun sollte ich mich als ernster Mensch und dazu noch als Geistlicher auf dieses Gebiet begeben und mich der Gefahr aussetzen, mich lächerlich zu machen. Das konnte ich nicht. Zwar reizte mich der Gedanke, von rein wissenschaftlichem Standpunkt aus die mir soeben geschilderten merkwürdigen Vorgänge nachzuprüfen, wenn ich dies allein für mich in meinem Studierzimmer hätte tun können. Aber in andere Familien gehen und mich dem Tagesklatsch preisgeben – das wollte ich nicht. Offen gestand ich daher jenem Herrn, daß ich auf dem Gebiete des "Spiritismus" aus eigener Erfahrung nicht Bescheid wisse und über das von ihm Erlebte kein Urteil abgeben könne. Auch trüge ich großes Bedenken, seiner Einladung zur Teilnahme an einer Zusammenkunft der von ihm erwähnten Art Folge zu leisten. Ich müsse Rücksicht nehmen auf meinen "schwarzen Rock" und dürfte mich nicht der Gefahr aussetzen, in der Öffentlichkeit als "Spiritist" verschrien zu werden. Denn meine Teilnahme an diesen Sitzungen würde ohne Zweifel bald überall bekannt werden. Der Mann ließ jedoch meine Einwände nicht gelten, sondern entgegnete: "Es handelt sich hier um eine sehr wichtige Sache, über die Sie als Geistlicher und im öffentlichen Leben stehender Mann Bescheid wissen müssen. Wenigstens haben Sie nach meiner Ansicht die Pflicht, zu prüfen und nach eingehender unparteiischer Prüfung sich ein Urteil darüber zu bilden. Sie werden wohl noch öfters in Ihrem Leben über diese Dinge befragt werden. Und von wem sollen wir Laien denn Aufklärung erbitten, wenn nicht von den geistlichen Führern, zu denen wir das Vertrauen haben, daß sie uns die volle Wahrheit sagen. Totschweigen lassen sich diese Dinge doch nicht mehr. Auch in Deutschland nimmt die Zahl der spiritistischen Zirkel von Tag zu Tag zu. Man findet sie fast in jedem größeren Orte. Ich weiß wohl, daß die Kirchen den Spiritismus als Schwindel oder Teufelswerk beiseite schieben möchten. Doch damit wird diese Frage nicht gelöst."

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