Kapitel 1: Persönliche Erlebnisse auf dem Gebiet der Geisterkundgebung

- 20 - Sehr groß war die Zahl der Geister, die sich des "Sprechmediums" meiner Pfarre bedienten. Es kamen h o h e G e i s t e r, die mit Worten des Lobes und Preises Gottes eintraten, uns wichtige Belehrungen erteilten und dann mit dem Segen Gottes sich verabschiedeten. S c h w e r l e i d e n d e G e i s t e r meldeten sich, die oft in erschütternden Worten um Hilfe flehten und uns baten, mit ihnen zu beten. Manchmal sprachen sie in einer fremden Sprache, die wir nicht verstanden, und zeigten sich sehr unglücklich darüber, daß sie sich uns nicht verständlich machen konnten. Dann kamen n i e d e r e G e i s t e r, die sich und ihr Schicksal verfluchten und die schändlichsten Beschimpfungen gegen uns ausstießen und über alles Hohe und Heilige höhnten. Wenn wir sie aufforderten, mit uns zu Gott zu beten, lehnten sie es unter Ausdrücken des Spottes oder des Hasses ab. Drangen wir darauf, den Namen Gottes auszusprechen, so traten sie sofort aus dem Medium aus. Sehr zahlreich waren die Geistwesen, die überhaupt nicht wußten, daß sie durch den Tod von ihrem irdischen Leib getrennt waren. Sie glaubten sich noch auf der Erde zu befinden und die Beschäftigung zu verrichten, die sie als Menschen hatten. Es waren die sogenannten "e r d g e b u n d e n e n G e i s t e r". Das Grauenhafteste, was wir erlebten, war das Auftreten der G e i s t e r v o n Ve r b r e c h e r n. Sie sahen sich beständig an dem Ort ihrer Taten und erlebten immer von neuem die Szenen, die sich bei Verübung ihrer Verbrechen abgespielt hatten. Es war wie ein Film, der sich stets wiederholt. – Der Geist des Mörders war dauernd in der Vorbereitung und Ausführung des Mordes in allen seinen Einzelheiten, brachte die Gedanken und Empfindungen jener schrecklichen Stunden in Worten zum Ausdruck, die uns erschaudern ließen; er sah sein Opfer vor sich, das ihn ständig anschaute und ihn durch diesen Blick zur Verzweiflung trieb. Ähnliches widerfuhr den Geistern von Wucherern oder sonstigen Übeltätern, die einst ihre Mitmenschen in Not und Unglück gebracht hatten. Wohin sie sich wenden mochten, überall standen die Gestalten ihrer Opfer vor ihnen. Der Geist des Selbstmörders war unaufhörlich in den Gefühlen, Verzweiflungsausbrüchen und Geschehnissen, die seinen Selbstmord begleitet hatten. Kein Bühnendarsteller der Welt vermag seine Rolle so wahrheitsgetreu zu spielen, wie diese Geister das Erleben der dunkelsten Stunden ihres irdischen Daseins durch den Körper der in diesen Dingen ganz unerfahrenen, unwissenden und harmlosen Medien darstellten. Oft zitterten wir beim Ansehen und Anhören dessen, was sich vor unseren Augen abspielte, an allen Gliedern. Hier und da stellten sich auch sogenannte "F o p p g e i s t e r" ein, die uns mit ihren Späßen und Lügen zu belustigen suchten. Da wir ihr Verbleiben ablehnten, mußten sie so schnell, wie sie gekommen waren, auch wieder gehen. Das Auftreten der verschiedenartigen Geister und das, was sich dabei zutrug, hatte seine tiefe Bedeutung. Von den h o h e n G e i s t e r n empfingen wir wertvolle Unterweisungen, manchmal auch ernste Zurechtweisungen und Tadel, so daß nicht selten bei dem einen oder anderen der Teilnehmer die Tränen kamen. Mehr als einmal wurden die geheimsten Gedanken der Anwesenden offenbart, jedoch stets so, daß keiner von den übrigen beschämt wurde. Es ist überhaupt eine Eigentümlichkeit der guten Geisterwelt, daß sie ihren Tadel und ihre Zurechtweisungen immer in Formen kleidet, die nie verletzen, sondern mit dem Hinweis auf die Verfehlung der Menschen stets Worte des Trostes, der Ermunterung und der Liebe verbinden. Sie brechen nie das geknickte Rohr und löschen den glimmenden Docht nicht aus. Mit zarten Händen behandeln sie die Wunden an den Herzen ihrer Pflegebefohlenen. Mahnungen und Ratschläge in einer und derselben Sache pflegen sie nicht oft zu wiederholen. Wird das, was sie sagen, nicht befolgt, so machen sie vielleicht noch das eine oder andere Mal darauf aufmerksam. Dann nicht mehr oder nur in den seltensten Fällen. Gibt sich jedoch einer Mühe, den Rat oder die Mahnung auszuführen, dann kommen sie immer wieder darauf zurück und helfen ihm durch Belehrung und liebevolle Ermunterung so lange, bis er sein Ziel erreicht hat. Wenn jemand nur wirk-

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