Kapitel 1: Persönliche Erlebnisse auf dem Gebiet der Geisterkundgebung

- 25 - Beim Weitergehen gelangten wir zu einer Seitenkapelle. Darin war ein altes Marienbild aus Holz, das in den früheren Jahrhunderten in einem Kloster gestanden hatte, dessen Ruinen sich noch in der Nähe befanden. "Dieses Bild", sagte er, "suchen schon seit langem die leidenden Geister, die da unten im Tal bei den Ruinen des Klosters gebannt sind." Ganz erstaunt fragte ich: "Warum suchen denn jene Geister schon so lange dieses Marienbild? Es ist hier doch leicht zu finden. Und zudem, was kann das Bild den leidenden Geistern nützen?" "Du verstehst das nicht? Nun, dann will ich es dir erklären. Siehe, die Geister, die zur Strafe für ihre Taten an irgend einen Ort gebannt sind, dürfen über den für sie bestimmten 'Bannkreis' nicht hinaus. Aus diesem Grunde können auch die in jenes Tal bei den Klosterruinen gebannten Geister nicht bis zu dieser Kirche gelangen. Sie können das Marienbild also nur innerhalb ihres Bannkreises suchen. Und da finden sie es nicht. – Wenn du weiter fragst, was ihnen das Marienbild denn helfen könne, so ist es richtig, daß ihnen das Bild selbst keine Hilfe bringen kann. Aber etwas anderes, was mit dem Bilde zusammenhing, brachte ihnen früher Erleichterung. Als nämlich das Bild noch im Kloster stand, kamen viele Menschen, um vor dem Bilde zu beten. Bei dieser Gelegenheit verrichtete man auch Gebete für die 'armen Seelen', wie ihr die leidenden Geister nennt. Das Gebet kann zwar diesen Geistern nichts von ihrer Schuld und Strafe wegnehmen. Aber sie vernehmen das Beten, und ihre Gedanken werden ebenfalls auf Gott hingelenkt. Dadurch finden sie eine Erleichterung ihres Zustandes. Seit der Zeit nun, wo das Bild dort weggenommen wurde, kommt niemand mehr zum Beten dorthin, und die Geister vermissen die Wohltat, die ihnen einst das Gebet brachte. Sie wissen, daß das Beten im Zusammenhang mit der Anwesenheit des Marienbildes stand. Darum sind sie darauf aus, das Bild wieder dorthin zu schaffen." Jetzt kamen wir an die Treppe, die zur Orgelbühne führte. Ich hätte nun gar zu gern gewußt, wie es sich mit den halbherausgezogenen Orgelregistern verhielt. Aber noch ein anderer Gedanke beschäftigte mich in diesem Augenblick. Ich legte mir nämlich die Frage vor, ob er wohl die Orgel spielen könne. Daß der Junge es nicht konnte, wußte ich. Nur ein Bedenken hatte ich: Wird der fremde Geist soviel Gewalt über den Körper des Jungen haben, daß er die Finger und Füße so schnell bewegen kann, wie es ein Orgelspiel erfordert? – Nur zaghaft sprach ich daher die Bitte aus, ob er nicht auf der Orgel spielen wolle. "Gern, wenn es dir Freude macht", war seine Antwort. Bild 11 und 12: Links Blick auf die Klosterruine bei Bad Tönisstein im Brohltal von halber Höhe auf der steilen Straße vom Brohltal nach Kell, 2 km von Kell entfernt. Rechts das Gnadenbild in der Seitenkapelle. Maria mit dem gekreuzigten Jesus.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjI1MzY3