Kapitel 1: Persönliche Erlebnisse auf dem Gebiet der Geisterkundgebung

- 4 - Um 20.00 Uhr begann die Sitzung. Wir waren nur wenige Personen. Ich wunderte mich darüber, daß keine Dunkelsitzung veranstaltet wurde, sondern alles hell erleuchtet war. Ich hatte erwartet, daß solche Sitzungen stets im Dunkeln stattfänden. Man begann mit einem kurzen Gebet, das einer der Anwesenden mit großer Andacht vortrug. Überhaupt machten die Teilnehmer den Eindruck des Ernstes und innerer Sammlung. Kaum war das Gebet beendet, da fiel der Junge mit einem so plötzlichen Ruck und unter so lautem Ausstoßen des Atems vornüber, daß ich erschrak. Er wäre zu Boden gestürzt, wenn die Armlehne des Sessels, in dem er saß, ihn nicht gehalten hätte. Es dauerte nur wenige Sekunden, da wurde er wie von einer unsichtbaren Hand ruckweise emporgerichtet und saß mit geschlossenen Augen da. Ich fühlte, wie mein Herz schneller schlug in gespannter Erwartung der Dinge, die jetzt kommen würden. "Grüß Gott!" begann er und wandte sich sofort an mich mit der Frage: "Weshalb bist du hierhergekommen?" Ich staunte, daß er mich mit "Du" anredete. Das würde der Junge in normalem Zustand nie gesagt haben. - "Ich bin gekommen als Wahrheitssucher", war meine Antwort. "Ich hörte von dem, was hier vor sich geht, und möchte selbst prüfen, ob es sich dabei um Wahrheit oder Trug handelt." "Glaubst du an Gott?" fragte er weiter, fügte jedoch sofort hinzu: Nun, ich weiß, daß du an Gott glaubst. Aber eine andere Frage möchte ich an dich richten: W a r u m glaubst du an Gott?" - Diese Frage kam mir so unerwartet, daß ich nicht recht wußte, was ich sagen sollte. Auch fühlte ich mich verwirrt. In dieser Verwirrung beantwortete ich seine Frage so mangelhaft, daß ich selbst mit meiner Antwort gar nicht zufrieden war. "Von dir hätte ich eine bessere Antwort erwartet", sagte er ruhig. Wie eine schallende Ohrfeige wirkten diese tadelnden Worte auf mich. Ich war gekommen, um das, was hier vor sich ging, als Schwindel aufzudecken und saß schon nach den ersten Minuten als der Beschämte da. "Auf die Frage, die du so unbefriedigend beantwortet hast wollen wir später einmal zurückkommen", sagte er in sanftem Ton. "Und jetzt bist du an der Reihe, Fragen an mich zu stellen. Ich werde sie dir beantworten, s o w e i t i c h e s d a r f . Du hast dir ja eine Reihe von Fragen aufgeschrieben, die du mir vorlegen willst. Nimm den Zettel mit den Fragen, den du bei dir trägst!" Die Anwesenden sahen mich erstaunt an. Denn niemand hatte von diesem Zettel Kenntnis. Meine erste Frage lautete: "Wie kommt es, daß das Christentum auf die heutige Menschheit fast keinen Einfluß mehr auszuüben scheint?" Ohne auch nur einen Augenblick zu zögern oder zu überlegen, begann er mit seiner Antwort. Die von den Anwesenden während seines Vortrages gestellten Zwischenfragen und vorgebrachten Einwendungen erledigte er mit einer staunenerregenden Einfachheit und Klarheit. Nach meinen stenographischen Aufzeichnungen machte er folgende Ausführungen: "Die Lehre Christi ist in den auf euch gekommenen Urkunden nicht mehr in ihrem ganzen Umfange und auch nicht in ihrer ursprünglichen Reinheit und Klarheit enthalten. In dem, was ihr Neues Testament nennt, sind manche wichtigen Abschnitte weggelassen. Ja ganze Kapitel wurden daraus entfernt. Was ihr noch besitzt, sind verstümmelte Abschriften. Die Originale sind euch unbekannt, so daß die Verstümmlungen des Urtextes nicht aufgedeckt werden können. Die dies getan haben, sind von Gott schwer bestraft worden." Da fragte einer der Anwesenden, wer es denn gewesen sei, der sich in dieser Weise an den heiligen Schriften vergriffen habe. "Das zu erfahren, ist nicht eure Sache", war seine kurze Antwort. "Es muß euch genügen zu wissen, daß es geschehen ist und daß Gott die Täter bestraft hat. Was nützt es euch, die Namen zu erfahren! Ihr würdet die

RkJQdWJsaXNoZXIy MjI1MzY3