Kapitel 2.2: Die Medien

- 31 - D i e g r ö ß t e G e f a h r bildete, wie es zu allen Zeiten der Fall ist, auch damals die Sucht nach Ehre und nach Geld. Die Medien standen in hohem Ansehen. Nicht bloß die weltlichen Herrscher waren bemüht, sie in großer Anzahl um sich zu haben, sondern auch die einzelnen wohlhabenden Familien hielten sich ein Medium zum Befragen des Jenseits und nannten es 'Priester'. Man gab ihnen reiche Geschenke und den gesamten Lebensunterhalt. Es waren meistens Medien, die ihr heute 'Planchettemedien' nennen würdet. Sie benutzten zum Befragen der Geisterwelt das 'Orakelschild', eine Nachbildung des Orakelschildes im Offenbarungszelt. Das Gesagte wir dir bestätigt durch einen Bericht im Buche der Richter. Da wird geschildert, wie ein Mann mit Namen Micha das der Mutter entwendete Geld an sie zurückgab. Diese ließ von einem Teil des Geldes ein 'geschnitztes und ein gegossenes Gottesbild' anfertigen, das im Hause Michas aufgestellt wurde. Er stellte einen seiner Söhne an, um ihm dabei als 'Priester' zu dienen. Er gewann aber auch noch einen Leviten aus Bethlehem zu diesem Zweck und sagte zu ihm: Richter 17: 'Bleibe bei mir und sei mir Vater und Priester, so will ich dir jährlich zehn Schekel Silber geben und für Kleidung und deinen Lebensunterhalt aufkommen. Als er dann dem Leviten weiter zuredete, erklärte dieser sich einverstanden.' Was in eurer Übersetzung als ein 'geschnitztes und gegossenes Gottesbild' bezeichnet wird, waren die beiden Teile der 'Planchette'. Es ist menschlich zu verstehen, daß die Medien sich die Gunst derer zu erhalten suchten, bei denen sie lebten. Aber darin lag die große Gefahr. In dem Bestreben, dem Brotherrn nur Angenehmes zu sagen, schreckten sie bisweilen nicht davor zurück, die ihnen unangenehm gewordene Wahrheit zu verheimlichen und die Unwahrheit an ihre Stelle zu setzen. So wurden sie zu 'Lügenpropheten'. Damit schieden sie aus der Verbindung mit der guten Geisterwelt aus und wurden Werkzeuge des Bösen, wenn sie auch zum Schein noch den Namen Gottes bei ihrer medialen Betätigung im Munde führten. Besonders die Medien, die im Dienste der weltlichen Gewalthaber standen, fielen leicht dieser Versuchung zum Opfer, wie dir die Geschichte des Königs Ahab zeigt (1. Könige 22). Dort vereinbarten 400 Medien, dem König nur Angenehmes zu sagen. Eine solche Vereinbarung entsprang ihrer eigenen schlechten Gesinnung. Damit schlossen sie sich aber auch von der Verbindung mit den Geistern der Wahrheit aus und wußten, daß sie sich zu Werkzeugen von Lügengeistern machten. Sie mußten daher fürchten, daß sie als 'Lügenpropheten' entlarvt würden, wenn der König ein Medium des Guten befragen würde. Als daher der König den Propheten Micha, der ein Medium der guten Geisterwelt war, zur Befragung kommen ließ, versuchten sie ihn durch einen Boten zu überreden, ebenfalls nur Angenehmes dem König zu sagen. Dieser kündete jedoch dem König seinen Untergang, wie es ihm der Geist Gottes geoffenbart hatte. Da gab ihm einer der anwesenden Lügenpropheten einen Backenstreich mit den Worten: 'Wie? Ist etwa der Geist des Herrn von mir gewichen, um mit dir zu reden?' - Hier siehst du die ganze Verworfenheit eines Prophetentums, das aus Ehr- und Geldsucht sich der Lüge und dem Betrug hingibt und doch den Schein erweckt, als ob es ein Werkzeug Gottes wäre. Seine medialen Kundgebungen gehen von Lügengeistern aus. Das weiß jenes Prophetentum. Und seine schlechte Gesinnung sucht Mittel und Wege, jene Lügen zu verdecken. Ein solches Medientum mußte unter dem Einfluß gottentfremdeter Könige auch zum Unheil für das ganze Volk werden, sobald es sich offen auf die Seite des ausgesprochenen Götzendienstes stellte. 'Propheten des Baal' wurden sie dann genannt. Ihre Zahl war außerordentlich groß. Manchmal gab es fast keine Medien des Guten mehr. So heißt es von der Zeit des Hohen Priesters Eli: 1. Samuel 3, 1: 'In der Zeit, wo der junge Samuel den Dienst des Herrn unter Elis Aufsicht versah, waren Offenbarungen des Herrn in Israel etwas Seltenes' Auf dem Berg Karmel stand der Prophet Elia als einziger 'Prophet Gottes' den 450 Propheten Baals und den 400 Propheten der Aschera gegenüber.

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