Kapitel 3-5: Der Geisterverkehr im nachapostolischen Zeitalter und in der jetzigen Zeit

- 15 - Später, als Blumhardt sie wieder besuchte, stellten sich neue Zustände bei ihr ein. Die Kranke gebärdete sich wütend gegen ihn, versuchte ihn zu schlagen, jedoch ohne ihn zu berühren. Endlich schlug sie die Hände aufs Bett nieder, wobei es den Anschein hatte, als ob eine geistige Macht durch die Fingerspitzen ausströmte. So ging es noch eine Zeit weiter, dann trat Ruhe ein. Aber auch diese war nur von kurzer Dauer. Bald hörte man wieder ein Klopfen wie mit Fingern um sie her, dann bekam sie plötzlich einen Schlag auf die Brust und sank zurück. Auch sah sie die weibliche Gestalt wieder, die sie in der vorigen Wohnung gesehen. Diesmal nannte Gottliebin dem Pfarrer den Namen der Gestalt. Es war eine vor einigen Jahren gestorbene Witwe, die Blumhardt aus der Seelsorge noch in guter Erinnerung hatte. Sie hatte bei ihren Lebzeiten ein gedrücktes Wesen, suchte Frieden und fand ihn nicht. Da betete Blumhardt laut und erwähnte den Namen Jesus. Sogleich rollte Gottliebin die Augen, schlug die Hände auseinander, und eine Stimme ließ sich hören, die man sofort für eine fremde halten mußte, nicht wegen des Klanges, sondern wegen des Ausdrucks und der Haltung in der Rede. Es rief: "Den Namen kann ich nicht hören!" Alle Anwesenden erschauderten. Blumhardt schreibt: "Ich hatte noch nie etwas derart gehört und wandte mich in der Stille zu Gott, er möge mir Weisheit und Vorsicht schenken. Endlich fragte ich: 'Hast du keine Ruhe im Grabe?' Es antwortete: 'Nein.‘ Frage: 'Warum nicht?' Antwort: 'Das ist meiner Taten Lohn. Ich habe zwei Kinder gemordet und im Acker begraben.' Frage: 'Weißt du denn jetzt keine Hilfe mehr? Kannst du nicht beten?' Antwort: 'Beten kann ich nicht.' Frage: 'Kennst du Jesum, der Sünden vergibt?' Antwort: 'Den Namen kann ich nicht hören.' Frage: 'Bist du allein?' Antwort: 'Nein.' Frage: 'Wer ist denn bei dir?' Die Stimme antwortete zögernd, dann rasch herausfahrend: 'Der Allerärgste.' Die Redende klagte sich sodann der Zauberei an, um derenwillen sie des Teufels Gebundene sei. Schon siebenmal sei sie ausgefahren, jetzt aber gehe sie nicht mehr. Ich fragte sie, ob ich für sie beten dürfe, was sie erst nach einigem Bedenken gestattete. Ich gab ihr zu verstehen, daß sie im Leibe der Gottliebin nicht bleiben dürfe. Sie schien wehmütig zu flehen, dann wieder trotzig zu werden. Ich aber gebot ihr auszufahren, worauf Gottliebin die Hände stark aufs Bett niederschlug. Dann war sie wieder frei."

RkJQdWJsaXNoZXIy MjI1MzY3