Kapitel 3-5: Der Geisterverkehr im nachapostolischen Zeitalter und in der jetzigen Zeit

- 21 - Sachen erzählen, da ich völlig sicher bin, daß nicht der geringste Betrug obwaltete noch obwalten konnte. Sooft ich sie in jener Zeit besuchte, gerufen oder ungerufen, regte sich wieder etwas und arbeitete sich aus irgendeinem Teile des Leibes hervor. Der Schmerz war jedesmal fürchterlich und fast immer so, daß sie mehr oder weniger die Besinnung verlor. Sie sagte: "Das mache ich nicht durch, das ist mein Tod!" • A l l e d i e s e G e g e n s t ä n d e k o n n t e n b l o ß u n t e r G e b e t a u s i h r e n t f e r n t w e r d e n . Wenn sie zu klagen anfing, daß sie irgendwo Schmerzen fühle, so brauchte ich ihr nur unter Gebet die Hand aufzulegen, und sie fühlte alsbald, daß die Sache sich bewegte oder drehte und einen Ausgang suchte. Durch die äußere Haut ging es am schwersten, und man fühlte es oft lange, wie sich von innen heraus etwas vordrückte. • B l u t f l o ß n i e ; a u c h w u r d e k e i n e W u n d e v e r u r s a c h t . H ö c h s t e n s k o n n t e m a n n o c h e i n e W e i l e d i e S t e l l e e r k e n n e n , a u s d e r s i c h e t w a s h e r a u s - g e a r b e i t e t h a t t e . D o c h d a s w a r n u r d e r F a l l , w e n n d i e E n t f e r n u n g d e r G e g e n s t ä n d e u n t e r G e b e t v o r g e n o m m e n w u r d e . Bisweilen jedoch schnitt sie sich in meiner Abwesenheit, von Schmerz überwältigt, mit einem Messer die Haut auf, und diese Wunden waren fast nicht mehr zu heilen. Auch l e b e n d i g e T i e r e kamen aus ihrem Munde: Heuschrecken, Fledermäuse, Frösche und einmal eine Natter. Die Natter verursachte ihr nachher eine Wunde am Halse und stach sie so heftig in den Fuß, daß das Bluten fast nicht aufhören wollte." Ich kann diese Seite des Kampfes nicht schließen, ohne wenigstens noch einen Fall der schauderhaftesten Art zu erzählen. Zu Anfang Dezember 1843 hatte Gottliebin ein N a s e n b l u t e n , d a s g a r n i c h t a u f h ö r e n w o l l t e. Wenn sie eine Schüssel von Blut verloren hatte, fing es von neuem an. Es ist unbegreiflich, wie sie bei einem so ungeheuren Blutverlust überhaupt noch am Leben bleiben konnte. Auffallend war, daß das Blut zugleich einen sehr scharfen Geruch hatte und immer besonders schwarz aussah. Eines Tages, als ich von einem anderen Ort heimkehrte, kam mir jemand entgegengelaufen und sagte, ich möchte doch schnell zu der Gottliebin kommen. Ich eilte und sah überall die Leute voll Schrecken zum Fenster herausschauen und hörte sie rufen: ‘Herr Pfarrer, es tut Not!‘ Ich trat in die Stube der Gottliebin. Aber ein erstickender Blutdunst wollte mich wieder heraustreiben. Sie saß in der Mitte der kleinen Stube, hatte vor sich einen Kübel, der wohl zur Hälfte mit Blut und Wasser gefüllt war. Durch die ganze Länge der Stube vor ihr und hinter ihr floß eine breite Blutlache. Sie selbst war über und über so mit Blut bedeckt, daß man die Kleider kaum mehr erkannte. Das Blut rieselte lebhaft aus beiden Ohren, aus beiden Augen, aus der Nase und sprudelte sogar oben auf dem Kopf in die Höhe. Es war das Gräßlichste, das ich je gesehen habe. Im Augenblick war ich ratlos. Doch faßte ich mich. • E i n k u r z e s u n d t i e f e s G e b e t b r a c h t e v o r e r s t d a s B l u t e n z u m S t i l l - s t a n d . Dann ließ ich ihr das Gesicht waschen, das nicht mehr zu erkennen war, ebenso den Kopf. Darauf befühlte ich eine Stelle des Kopfes, an der sich etwas befinden sollte. Oberhalb der Stirne gewahrte ich einen kleinen, aber v e r b o g e n e n N a g e l , der sich emporbohrte. Am Hinterkopf drehte und arbeitete sich innerhalb der Haut etwas weiter herab. Endlich kam ein verbogener Bretternagel zum Vorschein. Das Bluten hatte von nun an ein Ende, und am Abend fühlte sie sich ziemlich wohl und gestärkt. Gottliebin konnte sich aus früherer Zeit gut erinnern, daß sie bisweilen auf das Essen einer Suppe oder anderer Speisen sogleich etwas Eigentümliches im Hals oder Leib gefühlt habe. Einmal warf sie Überbleibsel von einem solchen Essen einem Huhn vor, daß augenblicklich rasend umherlief und nach einer Weile wie erstickend tot umsank. Sie öffnete Kopf und Hals des Huhnes, und da steckten zu ihrem Schrecken eine Menge Schuhnägel. Wie aber konnten solche Sachen in den Kopf und Leib kommen?

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