Kapitel 3-5: Der Geisterverkehr im nachapostolischen Zeitalter und in der jetzigen Zeit

- 29 - lang durchführten, daß jeder andere einem solchen Kampfe hätte erliegen müssen. - Als dies nicht zum Ziele führte, versuchten es die Dämonen mit einer Schwächung seiner Gesundheit durch Entziehung des Schlafes. Von diesem Versuch ließen sie während seines ganzen Lebens nicht ab. Erst in seinen letzten Lebensjahren scheint er nachts nicht mehr belästigt worden zu sein. Noch ähnlicher, wie im Punkte der dämonischen Erlebnisse, sind sich beide Männer in dem, was ihnen an Göttlichem von seiten der guten Geister zuteil wurde. Hier haben sie alles gemeinsam. • Beiden wurden die hohen Gottesgaben erst zuteil, als sie ihre schweren Prüfungen im Kampfe mit den bösen Mächten und deren menschlichen Werkzeugen bestanden hatten. Diesen Kampf hat jeder zu bestehen, der als Werkzeug Gottes zum Heile seiner Mitmenschen arbeiten und die zu diesem Zwecke erforderlichen Gotteskräfte erlangen will. Auch Christus mußte diesen Kampf bestehen. Auch seine öffentliche Tätigkeit mit den Beweisen der Gotteskraft, die in ihm wirksam war, begann erst, als er 40 Tage und 40 Nächte das Dämonische und seine furchtbaren Wirkungen an sich erfahren hatte und dagegen standhaft geblieben war. Der Knecht ist nicht über dem Meister. Die Bekehrungen infolge der Ausgießung eines Geistes der Buße als innere Umkehr hatten in der Pfarrei Blumhardts denselben Verlauf wie in der Pfarrei Vianeys. Und aus beiden Pfarreien erstreckten sie sich in gleicher Weise nach und nach bis in die entferntesten Gegenden. Die erste Wirkung der Geister der Buße ist in den Herzen der Menschen ein inneres Erschrecken über die Sünden und Vergehen des vergangenen Lebens und über die dadurch herbeigeführte Gottesferne. Dieses innere Erschrecken über sich bei einem vom Geiste der Buße berührten Menschen ist so groß, daß er keine Ruhe mehr findet, bis er sein Inneres einem gottestreuen Menschen offenbart und dessen Urteil gehört hat. Eine unsichtbare Gewalt treibt sie unwiderstehlich, bis sie die Gottesnähe in ihrem Herzen fühlen und die darin enthaltene Gewißheit haben, daß ihre Sünden vergeben sind. Ein solches Gefühl des Glückes strömt dann in ihr Herz, daß es keine menschlichen Worte gibt, ein solches Glück zu beschreiben. Man möge in den Lebensbeschreibungen dieser beiden Männer nachlesen, was die Bekehrten innerlich empfunden haben. Die Seelen, die seiner Hilfe nicht bedurften, erkannte Vianey auf den ersten Blick. Er bat sie freundlich, seine Zeit nicht zu beanspruchen, und zu manchem sagte er: "Gehen Sie ruhig heim, Sie haben mich nicht nötig." • Die kranken Seelen zu heilen, die mit sich selbst nicht fertig werden konnten, war d a s H a u p t z i e l des Pfarrers von Ars. Die Heilung der Körper war in seinen Augen viel nebensächlicher. Vielen gab Vianey Auskunft über das jenseitige Los ihrer Verstorbenen, sobald dies für ihr eigenes Seelenheil nützlich erschien. Aber auch in die Zukunft schaute er hellsehend. Man kann sagen, daß so, wie zu seinen Lebzeiten über nichts so viel gesprochen wurde, als über seine Kämpfe mit den bösen Geistern, alle Welt nach seinem Tode von seinen Voraussagungen zu reden anfing. Seine Vorhersagen betrafen fast immer nur das Wohl des einzelnen und nicht das öffentliche Wohl. Manchen Bekehrten sagte er ihren nahen Tod voraus. In anderen Fällen benachrichtigte er dritte Personen von dem bevorstehenden Tode eines ihrer Angehörigen, damit sie sich bereithalten möchten. Auch sah er im Geiste ferne Ereignisse, welche die Personen angingen, mit denen er gerade sprach. Als er eines Tages einen Mann in der auf ihn wartenden Menge erblickte, sagte er zu ihm: "Kehren Sie schnell nach Lyon zurück, Ihr Haus steht in Flammen!" Und so war es. Ein anderes Mal schickte Vianey eine Bäuerin, die eben ihr Sündenbekenntnis abgelegt hatte, schleunigst heim, denn eine Schlange sei in ihr Haus gekrochen. Die Frau eilte in ihr Haus zurück und durchsuchte es nach allen Richtungen, fand aber nichts. Schließlich kam sie auf den Gedanken, auch ihren Strohsack zu schütteln, den sie zum Auslüften in die Sonne gelegt hatte. Sie sah aus demselben eine Schlange hervorkriechen.

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