Kapitel 3-5: Der Geisterverkehr im nachapostolischen Zeitalter und in der jetzigen Zeit

- 38 - • Ich sah nur wenige Apport e von kleinen Gegenständen. Es wurde mir aber gesagt, daß auch ziemlich schwere Gegenstände aus entfernten Räumen ins Sitzungszimmer gebracht worden seien. Das seltsamste Phänomen dieser Art war, a l s K l u s k i s e l b s t a u s d e m v e r s c h l o s s e n e n u n d v e r s i e g e l t e n S i t z u n g s r a u m v e r s c h w a n d . Die erstaunten Zirkelteilnehmer fanden ihn in einem ziemlich entfernten Raume der Wohnung ruhig schlafend. • Ich stellte ein beträchtliches Si nken der Tempera tur im Sitzungszimmer fest. Ich und andere Sitzungsteilnehmer fühlten deutliche Kälteschauer gegen Ende der ein, eineinhalb bis zwei Stunden dauernden Sitzungen. Die im Raume befindlichen Thermometer zeigten gegen Ende der Sitzungen ein Sinken von sechs bis acht Zentigraden der Temperatur an. Dies geht gegen die gewöhnliche Erfahrung, da die Temperatur in einem Raume, der noch dazu gänzlich verschlossen ist und in dem sich sieben Personen längere Zeit aufhalten, gewöhnlich steigt, zumal der in Frage kommende Raum nur mäßig groß war. • Beim Erscheinen der Phantome sah ich etwas wie einen l eucht enden Rauch oder Nebe l, der über dem Kopfe des Mediums wie eine kleine Wo lke lag. Die Wolke ging seitwärts, und in wenigen Sekunden wurde daraus ein menschlicher Kopf. Oder sie breitete sich senkrecht aus, und es wurde aus ihr eine ganze menschliche Erscheinung, die sofort anfing, herumzugehen. Das Überraschendste und Interessanteste an den Erscheinungen, sozusagen das Wichtigste für mich daran war das vo l lkommen mensch l i che Bet ragen derselben. Sie benahmen sich wie Teilnehmer an einer Gesellschaft. Bei ihrem Rundgang um den Tisch begrüßten sie die mehr familiären Teilnehmer mit einem Lächeln des Erkennens, währen sie neue Personen aufmerksam betrachteten. Der neugierige Ausdruck in ihren Augen ist schwer zu beschreiben. Ich konnte aus ihren Bemühungen, unsere Blicke, unser Lächeln, unsere Fragen und Antworten zu verstehen und aus ihren Handlungen entnehmen, das es ihnen sehr darum zu tun war, uns davon zu überzeugen, daß sie wirkliche Wesenheiten und keine Illusionen oder Halluzinationen sind. Auch sind die Erscheinungen nicht immer normaler Größe. Gegen Ende der Sitzung, wenn das Medium bis zu einem gewissen Grade erschöpft ist oder wenn es schon vor der Sitzung weniger gut disponiert war, haben die Phantome nicht die volle Größe, sondern nur zwei Drittel oder nur die Hälfte davon. Als ich einmal ein solches Phantom das erstemal sah, glaubte ich, es sei ein Kind; aber bei näherer Betrachtung sah ich an dem faltenreichen Gesicht, daß es eine alte Frau oder ein alter Mann war, nur unter Normalgröße. Der Zirkelleiter pflegte dann zu sagen: 'Wir wollen dem Medium helfen.' Er fing dann an, im Takt zu klopfen, wobei alle Teilnehmer tief und gleichmäßig atmeten. Die Wirkung war wunderbar. Die verkleinerte Phantomgestalt wuchs und erreichte in wenigen Sekunden ihre volle Größe. Die bei Kluski sich zeigenden Phantome gehören verschiedenen Nationen an und sprechen gewöhnlich ihre Muttersprache. Dessen ungeachtet verstehen sie die in jeder Sprache an sie gerichteten Worte sehr gut. Sie scheinen die Gabe zu haben, in den Seelen anderer zu lesen. Denn es ist nicht nötig, einen Wunsch oder eine bestimmte Frage auszusprechen. Der Gedanke allein genügt schon, um ausgeführt zu werden. Man braucht nur zu denken, daß das Phantom dies oder jenes tun soll, so wird es ausgeführt oder die Ausführung verweigert. In der Tat, einige von ihnen weigern sich manchmal, gewisse Dinge zu tun, oder sie erklären, daß sie es gar nicht machen können oder nicht zu dieser Stunde, oder sie versprechen, es bei einer anderen Gelegenheit zu tun oder es zu versuchen. Nicht alle Erscheinungen können sprechen. Viele ziehen es vor, sich durch Klopfen zu verständigen, was sehr langweilig und zeitraubend ist, weil man immer mit dem Alphabet von vorne buchstabieren muß. Die Stimmen sind vollkommen deutlich und von normaler Tonstärke. Sie hören sich an wie ein lautes Flüstern. Der beim Sprechen die Gesichter belebende Ausdruck ist sehr überzeugend. Bei einer Gelegenheit konnte ich deutlich den Ausdruck der Erwartung im Gesicht der Erscheinung eines Türken wahrnehmen, der sich vor mir verneigte und sagte: 'Chokyash Lehistan.' Als er bemerkte, daß ich ihn nicht verstand, wiederholte er freundlich lächelnd dieselben Worte. Nicht wissend, was er wollte, aber aus einem Sympathiegefühl für seine ritterliche Nation heraus sagte ich zu ihm: 'Vive la Turquie!' (Es lebe die Türkei). Man konnte deutlich sehen, wie erfreut er darüber war. Er lächelte, seine Augen strahlten, er kreuzte die Arme, verbeugte sich und verschwand. Ich notierte mir seine Worte in den vernommenen Lauten auf meinem Notizblock. Am nächsten Tag ließ ich sie mir von einem Sprachenkenner übersetzen und fand, daß es heißt: 'Es lebe Polen!'"

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