Kapitel 3-5: Der Geisterverkehr im nachapostolischen Zeitalter und in der jetzigen Zeit

- 40 - chen einige gefunden wurden, ist also ganz natürlich. Denn auch beim Menschen, der seine mit Härchen besetzten Finger in heißes Paraffin taucht, wird man nachher einige von ihnen im Paraffin finden, in dem sie sich abgelöst haben. Hier muß jedoch eine sehr wichtige Bemerkung angefügt werden: • Die Eigentümlichkeiten, welche die Geister früher an ihrem irdischen Körper hatten, behalten sie nur so lange als Geister des Jenseits, als sie geistig so tief bleiben, wie sie als Menschen waren. Bessern sie sich jedoch im Jenseits, so wird auch ihre geistige Gestalt schöner und edler, und die Mängel und Gebrechen ihrer irdischen Gestalt schwinden. Aber auch die Geister, die im Jenseits infolge ihrer Besserung eine andere, schönere Gestalt erlangt haben, pflegen bei Materialisationen in spiritistischen Sitzungen dennoch in der Gestalt zu erscheinen, die sie als Mensch hatten, indem sie diese künstlich wiederherstellen. Das tun sie nur dann, wenn sie unter den Sitzungsteilnehmern Verwandte oder Bekannte haben, denen sie sich zu erkennen geben wollen. Dadurch wollen sie sich ihnen gegenüber ausweisen, daß sie dieselben sind, die früher als Menschen unter ihnen gelebt haben. Die Paraffinformen, von denen Professor Pawlowski spricht, konnten die Geister nur dadurch herstellen, daß sie ihre materialisierte Hand in die flüssige Paraffinmasse tauchten und nach Erkalten des Paraffins die Hand wieder ganz oder teilweise dematerialisierten oder auflösten. Um die Hand aus den Paraffinformen zu ziehen, ohne sie zu beschädigen, genügte eine teilweise Dematerialisierung der Geisterhand, also ein Dünnerwerden der Glieder und eine kleine Verkürzung derselben. Auch brauchte die Materialisierung im Augenblick des Paraffinbades nur die Dichtigkeit eines dicken Nebels zu haben, um dem flüssigen Paraffin die Form der Hand zu geben. Mit einer solchen Verdichtung der Odgestalt vermag der Geist sogar noch durch feste Materie hindurchzugehen. Die bloß bis zur Dichtigkeit des Nebels verdichtete Geisterhand kann also aus der Paraffinhand heraustreten und die Paraffinmaske ablegen, ohne daß eine Auflösung der materialisierten Geisterhand erfolgt. Der beobachtende Zuschauer nimmt daher in diesem Falle eine Veränderung der materialisierten Geisterhand nicht wahr. Es sind für den Geist also drei Möglichkeiten gegeben, diese Paraffinformen herzustellen und abzulegen. Entweder bedient sich der Geist einer festen Materialisation seiner Hand und löst sie nachher wieder ganz auf. Oder er löst die feste Materialisation bloß teilweise durch entsprechendes Verdünnen und Verkürzen der Hand auf, oder er nimmt bloß eine Verdichtung des Ods bis zur Dichtigkeit eines dicken Nebels und kann dann ohne Veränderung der Hand sowohl die Paraffinformen bilden als sie auch ohne Beschädigung ablegen. In diesem Falle tritt die Geisterhand durch das erkaltete Paraffin hindurch ohne Widerstand nach außen, faßt dann die Form von außen an und legt sie auf den Tisch. Wenn Professor Pawlowski meint, die Geister gingen mit den Formen sehr unvorsichtig um und hätten sie in einem Falle sogar auf den Boden fallen lassen, während er doch sonst ihre große Freundlichkeit und Zuvorkommenheit lobt, so ist ihm dabei etwas sehr Wichtiges unbekannt. Er weiß nicht, daß es nicht in der Macht des Geistes steht, seine materialisierte Hand eine beliebig lange Zeit in der Materialisation zu erhalten. Er ist darin ganz von dem ihm zur Verfügung stehenden Od und der Verdichtung des Ods abhängig. Nun löst aber Wärme das Od auf. Infolgedessen hebt auch das heiße oder sehr warme Paraffin die Materialisation der eingetauchten Geisterhand sehr schnell auf, und die Odverdichtung ist beim Herausnehmen der Paraffinformen in vielen Fällen nicht mehr stark genug, um es dem Geist zu ermöglichen, die Form vorsichtig hinzulegen. Sie fällt hin, nicht aus Mangel an Vorsicht von seiten des Geistwesens, sondern aus Mangel an Odkraft und ungenügender Odverdichtung. Daß nicht bloß Geister von Menschen sich materialisieren, sondern auch Geister von Tieren, wird uns dann verständlich, wenn wir wissen, daß beim Tode des Tieres der Tiergeist sich in derselben Weise vom irdischen Körper trennt wie der Menschengeist beim Tode des Menschen. Ein Unterschied zwischen einem Tiergeist und einem Menschengeist besteht bloß in der Höhe der Entwicklung, aber nicht im Wesen des Geistes selbst. Im Tiere sind niedere Geister verkörpert, im Menschen solche, die in ihrem Aufstieg schon höhergekommen sind.

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