Kapitel 3-5: Der Geisterverkehr im nachapostolischen Zeitalter und in der jetzigen Zeit

- 9 - In der justinischen Coh. ad. Graec. heißt es: "Das göttliche, aus dem Himmel herabkommende Plektrum hat die gerechten Männer wie ein Instrument, eine Zither oder Lyra, benutzt". Auch Justin und Theophilus gebrauchen dieselben Bilder. Es ist also das nämliche, was der aus Montanus sprechende Geist gesagt hatte. Im Montanismus war die Art der Geisterkundgebungen dieselbe wie bei den ersten christlichen Gemeinden. Das Buch: "Der Hirte des Hermas", ein durch und durch spirituelles Buch, genoß in der nachapostolischen Zeit ein so großes Ansehen, daß man es an die Heilige Schrift anreihte. Darin wird auch ausführlich erklärt, wie man die Sprechmedien der guten Geister von denen der bösen unterscheiden könne. Aus seinen Ausführungen geht mit voller Deutlichkeit hervor, daß man an der Form des Sprechens "den Geist von oben" und den irdischen Geist nicht zu unterscheiden vermag. Außer an dem Inhalt des Gesprochenen sind nach Hermas folgende Kennzeichen für ein Sprechen g u t e r Geister durch ein Medium maßgebend: Kein Geist, von Gott gegeben, läßt sich befragen. Er läßt sich also nicht als Orakel menschlicher Neugierde benutzen. Selbstverständlich darf der Mensch in den Dingen, die der sich kundgebende Geist vorgetragen hat, auch Fragen an den Geist richten, sobald er die Kundgebung nicht verstanden hat oder ihm der eine oder andere Punkt daraus unklar geblieben ist. Die gute Geisterwelt verlangt in einem solchen Falle sogar, daß die Zuhörer solche Fragen stellen. Er teilt ja seine Belehrungen, Anweisungen und Ermahnungen zum Besten der Anwesenden mit und hat daher den sehnlichsten Wunsch, daß seine Worte richtig verstanden und aufgefaßt werden. Darum will er auch, daß man nötigenfalls Fragen stellt. Oft fordern die Geister sogar die Anwesenden auf, Fragen zu stellen, selbst solche, die mit dem soeben Kundgegebenen in keinem Zusammenhang stehen. Das geschieht in den Fällen, wo der Geist weiß, daß einer der Anwesenden eine Frage stellen möchte, die sich allerdings nie auf rein materielle Dinge beziehen darf. Ein zweites Kennzeichen für die Anwesenheit eines guten Geistes in einem Medium ist: Nicht Menschen können bestimmen, ob und wann der Geist spricht, sondern er spricht nur dann, w a n n G o t t e s w i l l , daß er rede. Es ist daher bei dem guten Geisterverkehr nicht möglich, ein Medium in Trance zu versetzen, damit eine Geisterkundgebung erfolgen soll. Sie erfolgt, wann sie erfolgen soll. Menschen können sie nicht herbeiführen. Wohl können Menschen durch Beschaffung der erforderlichen Odkraft die Vorbedingungen für eine Geisterkundgebung sicherstellen. Ob aber eine solche Kundgebung erfolgt, hängt nicht von ihnen ab. Den Vorgang selbst deutet Hermas mit den Worten an: "Der Engel des prophetischen Geistes, der bei ihm wohnt, füllt den Menschen, und der Mensch, erfüllt mit einem Heiligen Geiste, spricht zu der Gemeinde, wie der Herr will". Von den montanistischen Medien als Tieftrancemedien wird der bei allen Tieftrancemedien eintretende Zustand mit den Worten angedeutet: "Sie beugen das Antlitz zur Erde." Es scheint hiermit auf den Eintritt der Tieftrance angespielt zu werden. Denn bei dem Austritt des eigenen Geistes des Mediums fällt der Körper vornüber und wird erst von dem eintretenden fremden Geist wieder emporgerichtet. Das Austreten oder Weggehen des Geistes des Mediums ist in dem Worte "Ekstase" genau wiedergegeben. Denn "Ekstase" heißt "Austritt".

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