Kapitel 6: Kundgebungen der guten Geisterwelt über die Fragen der Religion

- 30 - Aber in dem gleichen Maße, wie die Hilfe Gottes bei ihm zunahm, durfte auf der anderen Seite auch das Böse seine Angriffe gegen ihn verstärken. • Doch Gott läßt niemand über seine Kräfte versuchen. Das Kind darf vom Bösen nicht so schwer angefallen werden wie der Erwachsene. Man darf keinem eine Zentnerlast auf die Schultern legen, wenn seine Kräfte bloß für einen halben Zentner ausreichen. So durfte auch jener menschwerdende Geist des Himmels als Kind nicht so schwer vom Bösen angefochten werden, wie in seinen reiferen Jahren. Und erst, wenn er die Erkenntnis gewonnen hatte, wer er war und welchen Zweck seine Menschwerdung hatte, wurde der Hölle gestattet, mit allen Machtmitteln gegen ihn anzugehen. Dann begann der Vernichtungskampf. Es war also für jenen Geist als Mensch ein Verteidigungskampf gegen das Böse, das ihn zum Abfall von Gott zu bringen suchte. Es mußte ein Kampf werden, der für den menschgewordenen Himmelsgeist, sofern er bis zum Schluß standhaft blieb, mit einem martervollen irdischen Tod endete. • Denn es ist die ständige Kampfart der bösen Mächte, daß sie die Festung, die sie mit kleineren und mittleren Geschützen nicht niederkämpfen können, mit dem schwersten Kaliber irdischer Qualen zur Übergabe zu zwingen suchen. Dafür finden sie unter den Menschen stets Werkzeuge und Helfershelfer genug. Blieb jener Geist trotz der größten Qualen, die ihm als Mensch von seiten der Höllenmächte und ihrer menschlichen Werkzeuge seelisch und körperlich angetan wurden, bis zum letzten Atemzuge standhaft und seinem Gotte treu, dann hatte er sich durch diesen Verteidigungskampf gegen das Böse die größte Hilfe und Kraft Gottes verdient, die ein Geist erlangen kann. Mit dieser Gotteskraft ausgerüstet, konnte er nach seinem irdischen Tode als Geist gegen die Hölle im Angriffskampf vorgehen, gegen die er als Mensch bloß im Verteidigungskampf hatte stehen können. Sein Sieg über Luzifer war ihm dann gewiß. Denn die Kampflegionen des Himmels standen ihm zur Verfügung. Das mußte ein Kampf werden, wie er einst im Himmel tobte, als Michael mit seinen Legionen Luzifer und seinen Anhang stürzte. Er sollte sich in der Hölle abspielen, in die der himmlische Erlösungsgeist hinabstieg, um Luzifer in seinem eigenen Reich zu überwältigen. Dieser sollte nicht seiner Herrschaft über die abgefallenen Geister beraubt und zur vollständigen Ohnmacht verurteilt werden. Der Sieger sollte bloß seine bisherigen Herrscherrechte beschränken. Denn bis jetzt übte Luzifer seine Gewaltherrschaft nicht bloß über die aus, die ihm der Gesinnung nach noch immer angehörten, sondern in gleicher Weise auch über die, welche zwar einst durch eigene Verschuldung zu ihm übergetreten waren, aber ihren Schritt bereuten und aus der Fremdenlegion Satans wieder zur Heimat Gottes wollten. Satan sollte nun durch den Sieg jenes hohen Himmelsgeistes gezwungen werden, die reuigen Geister aus seiner Gewalt zu entlassen. Wohl behielt er das Recht, nach wie vor alle Mittel der Verführung gegen diese anzuwenden, um sie wieder umzustimmen und an sich zu fesseln. Aber er sollte nicht mehr das Recht haben, sie mit Gewalt unter sein Zepter zu beugen, wie er das bisher getan hatte. Er mußte gewissermaßen seine Grenzposten an der nun durch den Erlöser gebauten Brücke zum Reiche Gottes zurückziehen, damit sie keinen Geist, der in sein früheres Vaterland zurückgehen wollte, mit Gewalt daran hindern konnten. Würde der Fürst der Finsternis in diese Beschränkung seiner Rechte einwilligen – und als Besiegter mußte er einwilligen – und war sie als Friedensbedingung festgelegt, dann mußte er sie auch halten, denn Gott war der allmächtige und gerechte Hüter dieses Friedensvertrages. Seiner Macht untersteht auch die Hölle. Gegen seinen Arm ist sie ohnmächtig. Die Folgen eines solchen Friedensvertrages mußten auf die Dauer für Luzifer und sein Reich verhängnisvoll werden. Denn auf diese Weise würden ihm nach und nach alle seine Untertanen entzogen, und zum Schluß hatte er das Schicksal eines Feldherrn, dessen sämtliche Mannschaften zum Feinde übergegangen sind. Ihm bleibt dann nichts anderes übrig, als in der Erkenntnis seiner Ohnmacht sich ebenfalls zu unterwerfen.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjI1MzY3