Kapitel 7: Christus sein Leben und sein Werk

- 13 - Ich weiß, daß euch kleinen Menschen diese Wahrheit – und es ist die Wahrheit – viel zu menschlich erscheint und zu sehr den Naturgesetzen entsprechend. Sie ist euch nicht wunderbar und geheimnisvoll genug. Die menschliche Zeugung erscheint vielen als etwas Niedriges, und sie möchten Gott gewissermaßen einen Vorwurf daraus machen, daß er so etwas überhaupt in seine Schöpfung eingeführt hat. Gott ist euch nicht keusch genug. – O, ihr elenden Menschen, die ihr die herrlichsten Gesetze der Allmacht und Weisheit Gottes, wie sie bei der Zeugung, dem Werden und der Geburt eines Kindes hervortreten, so minderwertig beurteilt! Christus, dem höchsten geschaffenen Geist, war es nicht zu minderwertig, nach den ewig gültigen Gesetzen der Zeugung seine menschliche Hülle zu bilden, um unter euch wohnen, leiden und sterben zu können. Wenn euch die Wahrheit seiner menschlichen Zeugung nicht wunderbar genug ist, ihm ist alles das wunderbar, was nach den heiligen Gesetzen seines himmlischen Vaters geschieht, von denen der Prediger sagt: Prediger 3, 14: 'Ich habe erkannt, daß alles, was Gott bestimmt hat, ewige Geltung besitzt. Man kann da nichts hinzufügen und nichts davon hinwegnehmen. Und das hat Gott so eingerichtet, damit man Ehrfurcht vor ihm habe.' Diese Ehrfurcht besitzt ihr leider nicht! Darum klügelt ihr euch Erklärungen für das Menschwerden Christi aus, die wegen ihrer angeblichen Wunderbarkeit voll von Widersprüchen sind und den Ungläubigen b e r e c h t i g t e n Anlaß geben, über diesen ersten Schritt Christi zur Menschwerdung zu höhnen. Wäre die Menschwerdung Christi nicht nach den Gesetzen der menschlichen Zeugung erfolgt, dann hätte Paulus nicht sagen können: 'Christus ist uns in allem gleich geworden.' Denn dann wäre er in dem Punkte der Zeugung von euch Menschen wesentlich verschieden. Sein Körper wäre nicht aus menschlichem Samen entstanden. Aber Paulus hat Recht. Christus ist euch in allem gleich geworden, auch in der Entstehung seiner menschlichen Hülle aus menschlichem Samen. Nun komme ich auf deinen Wunsch auf einige L e h r e n d e r k a t h o l i s c h e n K i r c h e zu sprechen, die hierher gehören. Du warst ja Priester dieser Kirche. Es ist daher verständlich, daß es dir besonders am Herzen liegt, zu vernehmen, was von ihren Lehren der Wahrheit entspricht und was Irrtum ist. Die katholische Kirche lehrt, daß die Mutter Jesu ohne ' E r b s ü n d e ' gewesen. Das ist richtig. Aber es ist nicht aus dem Grunde richtig, den deine bisherige Kirche dafür angibt. Auch in Maria war, wie in so manchen Menschen der früheren Zeiten, die eine große Aufgabe Gottes zu erfüllen hatten, ein Geist des Himmels verkörpert. So war es bei Henoch, Abraham, Mose, Elia und den anderen, die ich dir bereits genannt habe. So war es bei Johannes, dem Vorläufer Christi, in dem Elia wieder zur Erde gekommen war. • In Maria war also keiner der Geister, die einst von Gott abgefallen waren, sondern ein Gott treu gebliebener Geist. Die Sünde des Abfalles, die alle anderen irdischen Wesen belastet, hatte sie nicht auf sich. Von dieser 'Erbsünde' war sie frei. Aber ganz unrichtig ist die Lehre der katholischen Kirche, daß Maria als Mensch frei von jeder, auch der geringsten Sünde gewesen sei. • Kein Mensch ist ohne das, was ihr menschliche Sünden nennt und das nichts gemein hat mit der Sünde, von der Christus die Welt erlösen sollte – nämlich der Sünde des Abfalls von Gott. Dies ist die eigentliche Sünde. Alles andere ist ein menschliches Straucheln, von dem auch Maria nicht frei war.

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