Kapitel 7: Christus sein Leben und sein Werk

- 16 - städtchens. Er besprach sich über das Gehörte mit seinen Eltern und Lehrern und ließ sich von ihnen Aufklärung über das geben, was er nicht verstanden hatte oder was ihm nicht richtig zu sein schien. Auch die Versuchung zum Bösen trat an den Knaben heran wie an alle Menschenkinder und in der Stärke, wie es der kindlichen Kraft entsprach. Er überwand in einer seinem Alter entsprechenden Erkenntnis des Bösen die Versuchungen zur Sünde. Doch auch er strauchelte und beging Fehler aus menschlicher Schwäche, wie sie auch das beste Kind begeht. • Mit jeder Überwindung einer Versuchung zum Bösen erhielt der Knabe von Gott eine Vermehrung seiner inneren Kraft und Erkenntnis des Geistes. Aber in dem Maße, in dem die innere Widerstandsfähigkeit bei ihm wuchs, durften auch die bösen Mächte ihre Angriffe gegen ihn verstärken. So ist es auch bei jedem anderen Menschen. Bei dem Jesusknaben wurde also auch hierin keine Ausnahme gemacht. Denn es ist ein für die Menschheit allgemein gültiges Gesetz, daß ein Mensch mit jedem neuen Sieg über das Böse eine größere Widerstandskraft gegen die Sünde erlangt, daß aber auch dem Bösen gestattet wird, mit entsprechend größerer Gewalt gegen ihn vorzugehen, so daß das ganze Leben eines gottestreuen Menschen ein beständiger Kampf gegen die gottfeindlichen Mächte bedeutet. 'Ein Kriegsleben ist des Menschen Leben auf dieser Erde.' Einen großen inneren Kampf verursachten dem Jesusknaben bei zunehmendem Alter die vielen Irrtümer in der jüdischen Religion als der Religion seiner Eltern. Es waren alle jene Irrtümer, die im Laufe der Zeit von der jüdischen Kirche als Menschensatzungen und angebliche Ergänzungen des Gesetzes Gottes eingeführt worden waren. Als er soweit war, daß er selbst die Urkunden des Alten Testamentes lesen und verstehen konnte, empfand er die Auslegungen, die von den jüdischen Gesetzeslehrern über so manche Bibelstelle gegeben wurden, als unrichtig. Und wenn er in seinem kindlichen Freimut seine Überzeugung seinen Eltern oder Lehrern gegenüber zum Ausdruck brachte, erhielt er manch harten Verweis. Diese im Gegensatz zu der jüdischen Kirchenlehre stehende Überzeugung des Knaben war es, die der Zwölfjährige im Tempel zu Jerusalem den Priestern zu deren größtem Erstaunen vortrug, ihnen darüber Fragen vorlegte und deren Fragen nach seiner eigenen Erkenntnis beantwortete. Gewiß, er war in dieser Beziehung das, was ihr ein 'Wunderkind' nennt. Ihr habt Wunderkinder auf den verschiedenen Gebieten menschlichen Könnens. Dieser Knabe war ein Wunderkind in der Erkenntnis der Heilswahrheiten Gottes. Aber er war Mensch wie alle anderen Menschen. • Er wußte zunächst nicht, wer er war und welche Aufgabe er als Mensch zu erfüllen hatte. Aber schon in den ersten Jahren der Vernunft hatten sich große mediale Gaben bei diesem Knaben zu entwickeln begonnen. Es waren die Gaben des Hellsehens und Hellhörens, die, mit kleinen Anfängen beginnend, nach und nach zur höchsten Vollkommenheit sich steigerten. Sie befähigten ihn, mit der Geisterwelt in Verbindung zu treten, die Geister hellsehend zu schauen und ihre Worte hellhörend zu vernehmen. Es war nichts Neues, was dem heranwachsenden Jüngling mit dieser Gabe verliehen wurde. Viele Menschen vor ihm besaßen sie. Nur wurde sie bei diesem Gottgesandten zum höchsten Grade entwickelt, der bei Menschen überhaupt möglich ist. Durch seine Verbindung mit der Geisterwelt Gottes wurde er während seines Erdenlebens über alles unterrichtet, was zur Erfüllung seiner Aufgabe für ihn zu wissen notwendig war. Denn als Mensch wußte er von alledem ebensowenig wie andere Menschen. • Eine Rückerinnerung an sein früheres Dasein als höchster Geist Gottes besaß er nicht, weil jede Verkörperung eines Geistes in einem materiellen Leibe die Rückerinnerung auslöscht. Was also Christus während seines menschlichen Lebens lehrte, hatte er aus diesem Geisterverkehr empfangen, wie auch Mose alles, was er dem Volke mitteilte, vorher im Offenbarungszelte durch Befragen Gottes erfahren hatte.

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