Kapitel 7: Christus sein Leben und sein Werk

- 9 - möchte. Dazu wurde ihnen so vieles mitgeteilt, was ihren menschlichen Leidenschaften schmeichelte. Hier wurde das Laster zur Tugend und die Tugend zum Laster gestempelt. Wer einmal diesem Geisterverkehr verfallen war, der konnte nicht mehr leicht davon ablassen. Durch zwei Maßnahmen suchte Christus als Führer des Gottesvolkes seine Schutzbefohlenen vor dem Abfall zum Götzendienst zu schützen. • Die eine Maßnahme bestand darin, daß er ihnen als Ersatz für den verbotenen Verkehr mit der bösen Geisterwelt den guten Geisterverkehr vermittelte. Er gab ihnen das Offenbarungszelt, das Orakelschild und die guten Medien, die euch unter der Bezeichnung 'Propheten' bekannt sind. Darüber habe ich dir ja bereits in meinen früheren Darlegungen ausführliche Belehrungen gegeben. • Die zweite Maßnahme bestand in dem Gebot des Herrn, bestimmte Völkerschaften, in deren Land die Israeliten einziehen sollten, vollständig zu vernichten. Es waren deren sechs, die derart dem Götzendienst und seinen Lastern verfallen waren, daß ihre Bekehrung zum Gottesglauben ausgeschlossen erschien. Andererseits aber unterlag es keinem Zweifel, daß sie in kurzer Zeit das bei ihnen wohnende israelitische Volk ebenfalls zum Abfall von Gott verführt haben würden. Wegen der Ausrottung dieser Völker beschuldigen viele von euch den 'alttestamentlichen Gott' der Grausamkeit. Sie meinten, die Schreiber des Alten Testamentes hätten sich noch nicht zu der Höhe des Gottesbegriffes Christi aufschwingen können, sonst würden sie nicht ein so grausames Vorgehen als von Gott angeordnet bezeichnet haben. Da befindet ihr euch in einem Irrtum! • Es war d e r s e l b e Christus, der sowohl den Gottesbegriff des Neuen Testamentes predigte als auch die Vernichtung jener götzendienerischen Völker anordnete. In dem einen wie in dem anderen Falle steht Christus als Retter da. Dadurch, daß er jene Völker vertilgen ließ, bewahrte er sie vor einem noch tieferen Versinken in Unglauben und Laster. • Christus gab ihnen vielmehr die Gelegenheit, i n e i n e m n e u e n D a s e i n sich aus ihrer Tiefe heraufzuarbeiten. Hier lag derselbe Grund vor, der vor Zeiten die Vernichtung der ganzen Menschheit durch die Flut und die Zerstörung der Städte Sodom und Gomorrha herbeigeführt hatte. Dazu kam noch der wichtigere Grund der Erhaltung des Gottesglaubens bei dem Volke Gottes. Ihr Menschen pflegt in einem Kriege jeden zu erschießen, der eure Soldaten zur Fahnenflucht zu verleiten sucht. Das findet ihr selbstverständlich. Sollte nun Gott nicht dasselbe Recht zustehen, diejenigen töten zu lassen, die sein Volk, das er als Träger des Gottesglaubens ausgewählt hatte, zur Fahnenflucht verleiten und zum Abfall an die Mächte der Finsternis verführen wollten. Ferner sollte mit dem Gottesvolke die Stunde der Erlösung der ganzen Menschheit vorbereitet werden. Sollte sich Christus diese ohnehin so schwere Vorbereitung von denen zunichte machen lassen, die Gottes Feinde und Werkzeuge Luzifers waren? Was ihr Menschen mit einmal so zartfühlend werdet, wenn die Weisheit und Gerechtigkeit Gottes dem Bösen vollständig und hoffnungslos verfallene Menschen vertilgen läßt, damit sie nicht noch Millionen anderer Menschen unglücklich machen und damit sie selbst als Geister wieder auf den Weg der Rettung gebracht werden. Und dazu ist es Gott, der dies tut, der Herr über Leben und Tod, der in übergroßer Langmut mit diesen Völkerschaften Erbarmen geübt, obschon sie alles, was für den Herrn ein Greuel war, bei ihrem Götzendienst verübt und sogar ihre Kinder ihren Götzen zu Ehren verbrannt haben (5. Mose 12, 30). Gegen andere Völkerschaften sollten die Israeliten menschlich verfahren: 5. Mose 20, 10: 'Wenn du gegen eine andere Stadt heranziehst, um sie zu belagern, so sollst du sie zu einem friedlichen Abkommen auffordern.' Nicht einmal einen Obstbaum durften sie bei der Belagerung einer Stadt beschädigen. Ihre Belagerungsgeräte mußten sie von dem Holz solcher Bäume herstellen, die keine eßbaren Früchte tragen.

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