Kapitel 8-9: Die Lehre Christi und das heutige Christentum

- 14 - 8. 4 Bibelfälschungen Weil man keinen Anhaltspunkt für die falsche Lehre, daß Christus Gott sei, im Neuen Testament finden konnte, verlegte man sich auf das Mittel der Fälschung mehrerer Bibelstellen, um so Beweisstellen für die Gottheit Christi zu schaffen. Einige davon will ich dir anführen. Im Briefe an die Römer schreibt Paulus: Römer 9, 3 - 5: 'Gern wollte ich selbst aus der Gemeinschaft mit Christus ausgestoßen sein, wenn ich dadurch meine Brüder, meine Stammesverwandten nach dem Fleische retten könnte: Sie sind ja Israeliten, denen die Annahme zum Gottesvolk und die Herrlichkeit, die Bündnisse und die Gesetzgebung, der Gottesdienst und die Verheißung zuteil geworden sind; denen die Erzväter angehören und aus deren Mitte der Messias leiblich hervorgegangen ist. Der über allem waltende Gott sei dafür gepriesen in Ewigkeit. Amen.' Aus innigem Danke dafür, daß der Messias als Mensch aus demselben Volke hervorgegangen ist, dem er selbst angehört, spricht hier Paulus einen Lobpreis Gottes aus, wie er das öfters in seinen Briefen tut. Nun hat man diese Stelle zu einer Fälschung benutzt, indem man übersetzte: '...aus deren Mitte der Messias leiblich hervorgegangen ist, der da ist der über allem waltende Gott, gepriesen in Ewigkeit.' Durch diese Fälschung hat man den Messias zum Gott gestempelt. Eine ähnliche Fälschung nahm man vor bei folgender Stelle in dem Brief des Paulus an Titus: Titus 2, 13: 'Dabei sollen wir auf unser seliges Hoffnungsgut und auf die Erscheinung der Herrlichkeit unseres großen Gottes und auf die unseres Heilandes Christus Jesus warten.' Hier spricht Paulus von der Herrlichkeit des großen Gottes, zu der zu gelangen das Ziel der ganzen materiellen Schöpfung ist und von der Herrlichkeit unseres Heilandes Christus Jesus, durch die wir in die Herrlichkeit Gottes eingeführt werden nach den Worten Christi: 'Niemand kommt zum Vater außer durch mich.' Paulus unterscheidet also hier die Herrlichkeit des Vaters von der Herrlichkeit Christi. Diese Stelle hat man nun in die falsche Fassung gebracht: 'Dabei sollen wir auf unser seliges Hoffnungsgut und auf die Erscheinung unseres großen Gottes und Heilandes Christus Jesus warten.' Durch diese Übersetzung soll bei dem Leser der Eindruck erweckt werden, als sei Christus der große Gott, auf dessen Herrlichkeit wir warten sollen. Solche Fälschungen werden freilich demjenigen sofort zum Bewußtsein kommen, der mit den Briefen des Apostels Paulus vertraut ist. Denn er weiß, wie scharf dieser Apostel in allen seinen Schreiben die Person Christi von der Person Gottes unterscheidet; wie er den Vater den 'Gott Christi' nennt und Christus bloß als den vom Vater bestimmten 'Herrn' bezeichnet; wie er lehrt, daß Gott alle Feinde dem Sohn unterwerfen werde, und zwar als letzten Feind den Todesfürsten Luzifer selbst; daß aber dann der Sohn auch sich selbst dem unterwerfen werde, der ihm alles unterworfen habe, damit Gott alles in allem sei (1. Korinther 15, 27 - 28). - Sein Gruß lautet stets: 'Gnade sei mit euch und Frieden von Gott, unserem Vater, und vom Herrn Jesus Christus.' Er sagt nie: 'Und von Gott dem Sohn.'

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