Kapitel 8-9: Die Lehre Christi und das heutige Christentum

- 20 - fung von der Knechtschaft des Verderbens erlöst und dadurch zu der Freiheit gelangen wird, die in der Herrlichkeit der Kinder Gottes besteht. Wir wissen ja, daß bis jetzt die ganze Schöpfung überall seufzt und mit Schmerzen einer Neugeburt harrt. Und nicht sie allein, sondern auch wir selbst, die wir doch den Geist als Erstlingsgabe bereits besitzen, seufzen gleichfalls in unserem Inneren nach der Kindschaft, indem wir auf die Auflösung unseres Leibes warten.' Du kennst infolge meiner Belehrung die Zusammenhänge, von denen hier die Rede ist. Paulus sagt, daß die ganze Schöpfung mit Sehnsucht auf das Abstreifen der Hülle wartet. Es warten also darauf die Steine, die Pflanzen, die Kräuter, die Blumen, die Tiere, die Menschen. • Ein sehnsüchtiges Warten ist nur möglich in einem Wesen, in dem e i n G e i s t v e r k ö r p e r t i s t . Es sind daher in der ganzen Schöpfung Geister in die verschiedenen Arten der Materie eingehüllt. Es sind die einst abtrünnig gewordenen Geister, die zuerst als gehorsame Kinder Gottes und heilige Geister in Glanz und Herrlichkeit dastanden, dann aber ungehorsame Kinder wurden und sich dadurch den Ausschluß aus dem Vaterhaus Gottes zuzogen. • Aber Kinder Gottes sind sie heute noch, wenn auch verstoßene Kinder. Sie sehnen sich nach dem Vaterhaus zurück und ringen danach, wieder frei zu werden von der materiellen Hülle, mit der sie umgeben wurden, so wie das Kind in den Geburtswehen danach ringt, frei zu werden von der Hülle des Mutterschoßes. Jene Geister haben sich nicht aus eigener Entschließung diese Hülle bereitet, sondern Gott war es, der sie ihnen aus Erbarmen gab, um sie durch Läuterung und Prüfung zu retten. Alle materiellen Wesen sehnen sich nach dieser Rettung, wenn sie auch nicht den Weg und das Ziel dieser Rettung kennen und wünschen den Tag herbei, wo ihnen die materielle Hülle nach erfolgter Läuterung zu Kindern Gottes wieder weggenommen wird. Diese Sehnsucht haben vor allem die gottesgläubigen Menschen. Denn wenn sie auch schon, wie dies bei den ersten Christen der Fall war, mit den Geisterboten des himmlischen Vaterhauses in täglicher Verbindung stehen und in ihnen bereits die Erstlingsgabe und den Vorgeschmack des Gottesreiches empfangen haben, so sind sie doch dieses Reiches so lange nicht teilhaftig, als sie noch im materiellen Leibe leben. Dri t tens: D i e A u f w ä r t s e n t w i c k l u n g i n d e n N a t u r s t u f e n deutet Paulus in seinem Brief an die Epheser mit den Worten an: Epheser 1, 9 - 10: 'Dahin ging nämlich der Ratschluß Gottes, dessen Ausführung er sich vorgenommen hatte, sobald die Zeit zum Vollmaß d e r v o n i h m g e o r d n e t e n E n t w i c k l u n g gelangt wäre: Er wollte in Christus als dem Haupte alles einheitlich wieder zusammenfassen, was im Himmel und auf der Erde ist.' Auf der Erde sind aber nicht bloß die Menschen. Sie bilden nur einen ganz geringen Bruchteil dessen, was auf der Erde existiert. • Wenn nun Gott a l l e s , was auf der Erde ist, mit Christus als dem Haupte vereinigen will, so folgt daraus, daß i n a l l e m Geister sind, die in der von Gott geordneten Entwicklung immer höher steigen, bis sie als reine Geister in die große Gemeinschaft mit Christus eingegliedert werden, der sie einst vor ihrem Abfall angehört haben.

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