Kapitel 8-9: Die Lehre Christi und das heutige Christentum

- 32 - 8. 9 Die Bedeutung der Taufe Zu einer Rückkehr aus dem Reich der geistig Toten zum Reiche Gottes bedarf niemand irgendwelcher menschlicher Einrichtungen, keiner äußeren Kirchenorganisationen, keiner Priester, wie sie die heutigen Religionen, vor allem die katholische, aufweisen. • Der von Gott Abgeirrte kann sich jederzeit innerlich mit Gott, seinem Vater, in Verbindung setzen und erhält von ihm o h n e m e n s c h l i c h e Z w i s c h e n i n s t a n z e n Verzeihung und Kraft zu einem Leben nach dem Willen Gottes. Siebtens : Deine bisherige Kirche lehrt im Gegensatz hierzu die Notwendigkeit sogenannter ' S a k r a m e n t e ' als Mittel zur Erlangung des Heiles. Und da diese Sakramente nur von Priestern gespendet werden können, die von den Bischöfen geweiht sind, so besitzt die katholische Kirche in der Sakramentenlehre das stärkste Machtmittel, die Gläubigen an ihre Kirchenorganisation zu fesseln. Denn ohne das Dazwischentreten eines Priesters ist es nach der Lehre dieser Kirche nicht möglich, zu Gott zu gelangen. Es wird dir beim Lesen des Neuen Testamentes auffallen, daß in der Lehre Christi und der Apostel auch nicht ein einziges Wort enthalten ist, mit dem ihr die Sakramentenlehre begründen könntet. Eure Sakramente in der von euch gelehrten Bedeutung sind m e n s c h l i c h e E r f i n d u n g e n, wie ich dir jetzt zeigen werde. a) Als erstes und notwendigstes Sakrament gilt euch d i e Wa s s e r t a u f e. Ihr behauptet, daß die Taufe aus sich, also ohne Zutun des Täuflings, aus einem Feinde Gottes ein Kind Gottes mache, indem sie sowohl die sogenannte Erbsünde, als auch alle persönlichen Sünden tilge. Darum tauft ihr auch die Kinder, die nicht einmal wissen, daß sie die Taufe empfangen. Das sind ganz i r r i g e Vo r s t e l l u n g e n von der Bedeutung der Taufe! In der ersten christlichen Zeit war die Taufe nichts weiter als die Vornahme einer äußeren Handlung zum Zeichen einer inneren Gesinnung. Durch die Taufe wurde also nichts Neues bewirkt, wie ihr lehrt, sondern bloß das nach außen kundgetan, was an innerer Gesinnung im Täufling vorhanden war. So war die Taufe des Johannes für diejenigen, die sie annahmen, ein in der Öffentlichkeit abgelegtes Zeugnis dafür, daß sie den Worten des großen Bußpredigers Glauben schenkten und von ihrem bisherigen schlechten Lebenswandel ablassen wollten. Daß diese Taufe öffentlich gespendet wurde, war das Wesentliche. Alle sollten sehen können, wer die Taufe empfing. Du könntest nun denken, ein äußeres Zeichen für eine innere Gesinnung sei nicht erforderlich. Aber ihr Menschen täuscht euch selbst so oft über eure wirkliche Gesinnung und werdet euch erst dann vollkommen darüber klar, wenn ihr sie äußerlich vor der Öffentlichkeit an den Tag legen sollt. Da zeigt es sich dann nicht selten, daß das vermeintliche Gute in euch doch nicht so groß ist, als ihr im Stillen geglaubt hattet. Unter denen, die zu Johannes kamen und seine Predigt hörten, befanden sich auch viele, die eine Änderung ihrer Gesinnung in sich zu verspüren meinten. Als sie aber die Taufe als äußeres Bekenntnis dieser Gesinnungsänderung vor allem Volk empfangen sollten, da schreckten sie zurück. Es kam die Menschenfurcht, und sie war stärker als das Gute in ihnen. Sie fürchteten das Gespött ihrer Mitmenschen, vor allem der jüdischen Geistlichkeit, die ja Johannes nicht als einen Gesandten Gottes anerkannte. Aus Menschenfurcht lehnten sie also die Taufe ab. Wäre daher dieses äußere Zeichen nicht gewesen, vor dessen Annahme oder Ablehnung sie gestellt wurden, so wäre es ihnen nie zum Bewußtsein gekommen, daß sie tatsächlich nicht reif für das Reich Gottes waren. • Wer sich aus menschlichen Rücksichten scheut, für das, was er als wahr und recht erkannt hat, a u c h ö f f e n t l i c h einzutreten und alle irdischen Folgen eines solchen Bekenntnisses auf sich zu nehmen, auf den ist kein Verlaß. Er ist nicht brauchbar für die Sache Gottes; denn das Irdische steht ihm höher.

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