Kapitel 8-9: Die Lehre Christi und das heutige Christentum

- 40 - Wäre das Brot nicht mehr Brot, wie ihr lehrt, sondern Christus selbst, dann würde Paulus es mit aller Deutlichkeit gesagt haben. Was würde dieser feurige Christusjünger wohl für Worte gegen die Korinther gebraucht haben, wenn das Brot des Abendmahls Christus selbst wäre. Schon vorher hatte Paulus in demselben Briefe bei Besprechung der Götzenopfer das Abendmahl der Christen erwähnt. Er stellt dort einen Vergleich an zwischen der Teilnahme an den Opfermahlen zu Ehren der Götzen und der Teilnahme am Abendmahl zu Ehren Christi. Der Sinn seiner Worte ist folgender: • D i e H e i d e n setzen sich durch den Genuß des Götzenopferfleisches in Verbindung mit den b ö s e n Geistern. Das Opferfleisch als solches ist nichts Besonderes. Es ist Fleisch und bleibt Fleisch, wie jedes andere Fleisch. A b e r d i e G e s i n n u n g , in der die Heiden das Fleisch opfern und genießen, ist es, durch die sie in Verbindung mit den b ö s e n Geistern treten. • D i e C h r i s t e n setzen sich durch den Genuß von Brot und Wein in Verbindung mit Christus. Brot und Wein werden dadurch in sich nichts Besonderes, sondern bleiben Brot und Wein. N u r d i e G e s i n n u n g , in der sie das gesegnete Brot und den gesegneten Wein genießen, ist es, durch die sie i n Ve r b i n d u n g m i t C h r i s t u s k o mm e n . Darum darf kein Christ an den Opfermahlen der Heiden teilnehmen, weil er sich durch eine solche Teilnahme in Verbindung mit den bösen Geistern setzen würde. 1. Korinther 10, 19 - 21: 'Ihr könnt nicht zugleich den Kelch des Herrn und den Kelch der bösen Geister trinken; ihr könnt nicht zugleich am Tisch des Herrn und am Tisch der bösen Geister Gäste sein.' Ebensowenig, wie das Opferfleisch der Heiden in böse Geister verwandelt wird, ebensowenig wird bei den Christen Brot und Wein in Christus verwandelt. In beiden Fällen wird allerdings eine Verbindung mit der Geisterwelt hergestellt: • bei den Heiden eine Verbindung mit den bösen Geistern unter dem Sinnbild des Opferfleisches und des Opferweines, • bei den Christen eine Verbindung mit Christus unter dem Sinnbild von Brot und Wein. Wie ferner bei den Opfermahlen der Heiden die Teilnehmer nicht bloß mit dem einen bösen Geiste in Gemeinschaft traten, zu dessen Ehren das Opfermahl gehalten wurde, sondern mit der Gesamtheit der bösen Geisterwelt, die ja ein einheitliches Ganzes bildet, so traten auch die Christen durch den Genuß von Brot und Wein nicht bloß mit Christus als einem Einzelgeist in Verbindung, sondern mit allen Geistern des Reiches Gottes, dessen König Christus ist. • Paulus gebraucht zur Bezeichnung dieser großen Gemeinschaft den Ausdruck ' L e i b d e s H e r r n ' . Christus ist das Haupt, und die ganze geschaffene Geisterwelt des Guten e i n - s c h l i e ß l i c h d e r g o t t e s g l ä u b i g e n Me n s c h e n sind die Glieder dieses geistigen Leibes. Wer also mit Christus in Gemeinschaft steht, der hat auch Gemeinschaft mit den Gliedern Christi. Diese Gemeinschaft wird beim Abendmahl besonders durch das eine Brot versinnbildlicht. So wie das genossene Brot vorher ein Ganzes war, so sollen die vielen, unter die es verteilt wurde, eins sein durch das Band der Liebe: 1. Korinther 10, 17: 'Weil es ein einziges Brot ist, sind auch wir trotz unserer Vielheit ein einziger Leib: Denn wir alle teilen uns in das einzige Brot.' Das Bild, daß alle, die Christus angehören, mit ihm einen g e i s t i g e n L e i b bilden, gebraucht Paulus sehr häufig in seinen Briefen.

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