Kapitel 8-9: Die Lehre Christi und das heutige Christentum

- 41 - Es ist dasselbe, was ihr in eurem Glaubensbekenntnis mit ' G e m e i n s c h a f t d e r H e i l i g e n ' bezeichnet. Um eure falsche Lehre von der Verwandlung des Brotes und Weines in die Person Christi aufrecht zu halten, versteift ihr euch zunächst auf die von Christus angeblich gebrauchten Worte: 'Das ist mein Leib - das ist mein Blut.' Ihr betont, daß es heißt 'ist' und nicht 'bedeutet'. Aber woher wißt ihr, daß Christus in seiner Sprache ein Wort gebraucht hat, das eurem 'ist' entspricht? Ihr kennt ja die von Christus in der aramäischen Sprache gebrauchten Worte gar nicht und besitzet auch den ursprünglichen griechischen Text des Neuen Testamentes nicht mehr. In Wirklichkeit hat Christus beim Abendmahl keine Worte gebraucht, die etwas anderes bedeuten als den Hinweis auf Brot und Wein als Sinnbilder seines am folgenden Tage eintretenden Todes als Erlösungstat für die Rettung der Welt. Doch wir wollen einmal annehmen, er habe tatsächlich gesagt: 'Das ist mein Leib - das ist mein Blut!', so weiß doch wohl jeder Bibelkenner, daß Christus nur in Sinnbildern gesprochen hat, wie er selbst mit den Worten bestätigt: Johannes 16, 25: 'Dies habe ich euch in sinnbildlichen Reden verkündet. Aber es kommt die Zeit, wo ich nicht mehr in Bildern zu euch reden werde.' Und wann sprach er diese Worte? Wie du dich überzeugen kannst, gerade beim letzten Abendmahl, wenige Stunden vor seinem Tode. Als Mensch redete er alles in Sinnbildern. Matthäus 13, 34: 'Dies alles redete Jesus in Sinnbildern zum Volk und ohne Sinnbilder redete er nichts.' Auch am Abend des Abschiedes von seinen Jüngern redete er nicht bloß von Brot und Wein als Sinnbildern seines Todes, sondern in einem anderen Sinnbilde zeigte er das Lebensverhältnis zwischen ihm und seinen Jüngern: Johannes 15, 5: 'Ich bin der Weinstock und ihr seid die Reben.' Wenn ihr nun Brot und Wein nicht als Sinnbilder gelten lassen wollt, dann dürft ihr auch nicht die Worte vom Weinstock und den Reben sinnbildlich nehmen, sondern müßt sagen: 'Dadurch, daß Christus die Worte sprach: 'Ich bin der Weinstock und ihr seid die Reben' wurde Christus in einen Weinstock und seine Jünger in Reben verwandelt.' Denn es ist in beiden Fällen dieselbe Ausdrucksweise, und die eine Verwandlung ist nicht schwieriger als die andere: nämlich beide wären gleich möglich. Es ist begreiflich, daß die katholische Kirche alles nur eben Verwendbare aus der Bibel zusammensucht, um ihre ungeheuerliche Lehre zu stützen. So nimmt sie auch andere Sinnbilder in ihrer wörtlichen Bedeutung, wo Christus sich das 'Brot' nennt, das vom Himmel gekommen ist, und auch, wo er sagt, daß sein Fleisch wahrhaft eine Speise und sein Blut wahrhaft ein Trank sei. Das alles ist g e i s t i g zu verstehen, was ja auch Christus selbst immer wieder betonte. Johannes 6, 63: Der Geist ist es, der das Leben schafft, das Fleisch hilft dazu nichts. Die Worte, die ich zu euch geredet habe, sind Geist und sind Leben.' Er sagt von sich, daß es seine 'Speise' sei, den Willen seines himmlischen Vaters zu erfüllen. Der Samariterin am Jakobsbrunnen versprach er 'Wasser' zu geben, das zum ewigen Leben fließe. Das alles sind sinnbildliche Ausdrücke, die nie im wörtlichen Sinne genommen werden dürfen, da sonst die größten Torheiten zum Vorschein kämen. • Christus ist nicht ein wirklicher Weinstock und seine Jünger sind keine wirklichen Reben. Das Abendmahlsbrot ist nicht sein wirklicher Leib und der Wein nicht sein wirkliches Blut. Alles ist geistig und sinnbildlich zu verstehen. Und so verstanden es auch die Apostel und alle Christen der ersten Jahrhunderte.

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