Kapitel 8-9: Die Lehre Christi und das heutige Christentum

- 42 - Der Gottesdienst, dessen Mittelpunkt die angebliche Verwandlung von Brot und Wein in die Person Christi ist, wird von den Katholiken ' M e s s e ' genannt. Man bezeichnet sie auch als die Erneuerung des Kreuzestodes Christi. • Es gibt keine Erneuerung des Kreuzestodes Christi - auch keine unblutige. Wie ihr euch wohl eine unblutige Erneuerung des Kreuzestodes denkt? Nun, in Wirklichkeit denkt ihr euch überhaupt nichts dabei, weil sich nichts Vernünftiges darunter denken läßt. • D i e M e s s e ist entstanden durch eine Erweiterung der Gebete der Abendmahlsfeier der ersten christlichen Zeit. Sie hat jedoch im Laufe der Jahrhunderte alles eingebüßt, was das Abendmahl zu einem Gemeinschaftsmahl und einem Gedächtnismahl des Herrn machte. So enthält also die sogenannte Messe an Gutem weiter nichts als eine Reihe von Gebeten, die jeder für sich ebenso gut in seinem Kämmerlein beten kann. Er bedarf dazu keines Priesters. • Das große Vertrauen des katholischen Volkes auf die Wirkung der bezahlten Messen ist daher leider eine große Selbsttäuschung. Gebt dem Volke die Abendmahlsfeier der apostolischen Zeit wieder! Diese Feier ist eine heilige und segenbringende Handlung. Ihr sollt sie recht oft halten. Dafür eignen sich besonders die Vorabende eurer hohen Feste oder die Tage der Feste selbst. Auch an anderen Tagen, die für euch von Bedeutung sind, möget ihr euch zu einer solchen Feier zusammenfinden. Ihr könnt dies ohne fremde Hilfe, in eurer eigenen Familie. Ihr braucht dazu keine sogenannten 'Priester' oder sonstige Religionsdiener und keine Kirchen. Es wird sich in jedem Kreis von Gläubigen jemand finden, der es versteht, die Abendmahlsfeier in würdiger Weise vorzunehmen. Wegen der Wichtigkeit der Sache möchte ich dir den Ve r l a u f e i n e r s o l c h e n F e i e r kurz schildern: • Als Brot nehmt ihr am besten ungesäuertes Brot, in eurer Sprache 'Matzen' genannt. • Mit Rotwein oder auch Weißwein füllt ihr einen Glas- oder Kristallbecher. • Beides stellt ihr auf einen weißgedeckten Tisch. Das Gefäß mit Wein deckt ihr bis zum Gebrauche zu, damit der Wein durch nichts verunreinigt wird. Ebenso kann man das Brot mit einem reinen Tüchlein überdecken. • Außerdem möget ihr nach dem Beispiel der ersten Christen ein einfaches Kreuz o h n e Christuskörper auf den Tisch stellen. • Hinter das Kreuz sieben Kerzen, und zwar so, daß die mittlere Kerze dicht hinter das Kreuz zu stehen kommt. • Wenn ihr zur festgesetzten Stunde versammelt seid, beginnt ihr mit einem zu dieser Feier passenden Lied. • Dann betet der, welcher die Feier leitet, ein Gebet mit seinen eigenen Worten und liest dann den einen oder anderen Psalm, der sich für diese Stunde eignet. Auch kann er aus mehreren Psalmen diejenigen Verse auswählen, die er für passend findet. • Darauf folgt eine entsprechende Lesung aus der Heiligen Schrift. Sollte einer der Anwesenden befähigt sein, eine kurze Ansprache zu halten, so wird dies von Nutzen sein.

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