Kapitel 8-9: Die Lehre Christi und das heutige Christentum

- 44 - 8. 12 Buße - Beichte - Lossprechung d.) Die katholische Kirche hat ein Sakrament der Buße. Nach der Lehre des Neuen Testamentes bedeutet 'Buße' eine 'Änderung der Gesinnung'. Johannes der Täufer predigte Buße zur Vergebung der Sünden. Und von Christus heißt es: Matthäus 4, 17: 'Von dieser Zeit an begann Jesus die Heilsbotschaft mit den Worten zu verkünden: Tuet Buße, denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen!' Die Worte 'Tuet Buße!' lauten in der Bibel nach wörtlicher Übersetzung: 'Ändert eure Gesinnung!' Buße ist also eine geistige Umkehr vom Bösen zum Guten und zu Gott. • Wer das Böse, das er bis dahin getan, nicht mehr tut, und das Gute, das er bis dahin unterlassen, zu tun beginnt, bei dem ist eine Gesinnungsänderung eingetreten. Er gehört zu denen, d i e B u ß e t u n . Die Katholiken verbinden mit dem Sakrament der Buße einen viel weiteren Begriff. Es genügt ihnen nicht eine Umkehr des Menschen in Gesinnung und Tat; die katholische Kirche fordert vielmehr als unerläßliche Bedingung für eine solche Umkehr und für eine Versöhnung mit Gott das Bekenntnis aller einzelnen schweren Sünden vor einem katholischen Priester. Nur dieser hat nach ihrer Lehre die Macht, an Gottes Statt die Sünden zu vergeben. Ohne priesterliche Lossprechung gibt es für sie keine Sündenvergebung. Dadurch bindet sie die Gläubigen fest an das Priestertum und die kirchliche Organisation. Mit diesem geistigen Machtmittel übt sie eine absolute Herrschaft über die Seelen aus. • ' N i e m a n d k a n n S ü n d e n v e r g e b e n , a l s G o t t a l l e i n . ' Mit diesem Ausspruch hatten die Schriftgelehrten Christus gegenüber recht. Kein Mensch und kein Priester kann eine Lossprechung erteilen. Auch Christus konnte es nicht. Wohl kann Gott einem Menschen als Werkzeug Gottes in einem bestimmten Fall einen Auftrag geben, einem Sünder zu sagen, daß Gott ihm seine Sünden verziehen habe. Einen solchen Auftrag gab Gott dem Propheten Nathan. Er sandte ihn zu David, um ihm mitzuteilen, daß er ihm die Sünde des Ehebruches und Mordes vergeben habe. Ebenso hatte Christus in den einzelnen Fällen, in denen er Sündern die Vergebung der Sünden mitteilte, einen speziellen Auftrag Gottes erhalten. Er verkündete die Sündenvergebung nicht aus sich und nach eigenem Ermessen. Er verkündete sie nur denen, die ihm Gott durch seine Geisterboten als der Vergebung würdig bezeichnet hatte. Das bestätigt Christus, indem er seinen Gegnern ausdrücklich sagt, der Vater habe ihm den Auftrag dazu erteilt. Nicht einen Auftrag für alle Fälle nach dem Belieben Christi, sondern in jedem einzelnen Fall. Der katholische Priester behauptet nun, von seinem Bischof die Gewalt bekommen zu haben, nach eigenem m e n s c h l i c h e n Ermessen den Gläubigen die Lossprechung zu erteilen oder zu versagen. Aber wie will er denn wissen, ob Gott dem einen die Sünden vergeben hat und dem anderen nicht? Oder seid ihr so töricht, zu glauben, Gott vergebe deswegen einem Sünder, weil ein Priester ihm die Lossprechung erteilt, und versage einem anderen die Verzeihung, weil ein Priester sie ihm versagt hat?

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