Kapitel 8-9: Die Lehre Christi und das heutige Christentum

- 62 - gen ein unbegrenztes Vertrauen zu ihm, weil er von den Geisterboten Gottes als derjenige bestimmt worden war, der Freud und Leid mit ihnen teilen sollte und dem sie alles anvertrauen konnten. Infolge seiner Erwählung durch die Geisterwelt besaß er auch die Gottesgabe, ihnen stets das für sie Beste in Rat und Tat zu gewähren. Er stellte fest, wo Hilfe not tat, besuchte die Kranken und menschlich Verlassenen, Witwen und Waisen und trug dafür Sorge, daß von den anderen christlichen Familien die erforderliche Hilfe geleistet wurde. • Die ersten Christen brachten zu den Versammlungen sehr viele materielle Gaben der verschiedensten Art mit und übergaben sie dem Ältesten, damit er sie an die Notleidenden austeile. • Da der Älteste auch die Gabe der Heilung hatte und so ein großer Helfer der Kranken war, so war es natürlich, daß er sich durch seine Tätigkeit auch rein menschlich die Liebe und Zuneigung der Mitchristen erwarb. Aus dem großen Vertrauen heraus, das alle zu ihm hatten, sprachen sich die Glieder der Gemeinde auch über das bei ihm aus, was sie an geistigen Bedrängnissen zu tragen hatten, bekannten ihm dabei auch manche Fehltritte und baten ihn um seinen Rat. Er richtete sie auf, tröstete und ermunterte sie, betete mit ihnen und war allen ein geistiger Vater und wahrer Hirte. Die ersten Christengemeinden bestanden in der Form der Nachbarschaften. Eine gewisse Anzahl von Familien, die in einem gewissen Umkreis wohnten, bildeten eine Gemeinde. Sehr groß durfte sie nicht sein, da sonst der beschränkte Raum eines Privathauses ihre Zusammenkünfte nicht hätte fassen können. Darum war die Zahl der Gemeinden an einem größeren Orte oder in einem größeren Bezirk oft recht groß. Jede von ihnen hatte ihren eigenen Presbyter. Nun kam es häufig vor, daß in der einen Gemeinde fast nur materiell besser gestellte Familien waren, während eine andere Gemeinde fast nur hilfsbedüftige Familien umfaßte. Und da gerade die wohlhabenden Familien mit ihrem irdischen Vermögen recht viel Gutes tun wollten, aber in der eigenen Gemeinde keine Gelegenheit dazu hatten, so stellte sich bald folgende Notwendigkeit heraus: Es mußte eine Verbindung der einzelnen Gemeinden miteinander in der Weise hergestellt werden, daß einer bestimmt wurde, der sich mit den Presbytern des ganzen Bezirkes in Verbindung zu setzen hatte. Bei ihnen sollte er feststellen, wie groß die Zahl der Hilfsbedürftigen war und welche Hilfsmittel im ganzen zur Verfügung standen. So konnte ein Ausgleich der Gaben und Hilfeleistungen in die Wege geleitet werden. Denn die Presbyter führten ein genaues Verzeichnis sowohl über die Zahl der Armen als auch über den Umfang der zur Verfügung stehenden Hilfsmittel ihrer Gemeinde. Derjenige nun, der den Ausgleich und die Verteilung der Mittel und Hilfeleistungen des gesamten Bezirkes auf die einzelnen Gemeinden dieses Bezirkes vornahm, nannte man 'Episcopos', woraus euer heutiges Wort ' B i s c h o f ' entstand. Es bedeutet: 'Aufsichtführender'. Er hatte mit den Gliedern der Einzelgemeinden nichts zu tun. Seine Aufgabe bestand darin, daß er mit den Presbytern seines Bezirkes zusammenkam, mit ihnen die Zusammenarbeit auf dem Gebiete der christlichen Hilfe besprach und organisierte und die Hilfsmittel an die einzelnen Presbyter zur weiteren Verteilung überbringen ließ. Daß bei solchen Besprechungen der Presbyter mit dem 'Episcopos' oder Bischof auch andere wichtige Fragen der Seelsorge behandelt wurden, ergab sich von selbst. • Der Bischof wurde, wie der Presbyter, n i c h t v o n M e n s c h e n g e w ä h l t , sondern durch Kundgebungen der Geister Gottes b e s t i mm t . Sein Einfluß auf das Leben der christlichen Gemeinden war naturgemäß ein sehr großer. Aber es war ein Einfluß, der aus seiner inneren Würdigkeit und seinem vorbildlichen Leben entsprang. Darum wurde er in allen wichtigen Fragen um sein Urteil gebeten. • Auch die Geisterwelt wies die Presbyter in allen die Gesamtheit der Christengemeinden betreffenden Fragen an den Bischof ihres Bezirkes. Und dieser wurde von Gottes Geist b e l e h r t , was er tun solle.

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