Kapitel 8-9: Die Lehre Christi und das heutige Christentum

- 65 - Hier kann nicht das eigene "Ich" des bewußtlosen Menschen als Träger solcher Kundgebungen angenommen werden, sondern es muß in solchen Fällen ein anderes denkendes Wesen sein, das sich des Körpers des bewußtlosen Menschen zum Sprechen und Schreiben bedient. Auch nach den Grundsätzen der exakten Wissenschaft müssen wir diese Schlußfolgerung ziehen. Wenn dann ferner diese unserem Auge unsichtbaren denkenden Wesen uns immer wieder beteuern, daß sie körperlose Geister seien, und wenn sie uns die Gesetze genau angeben, nach denen es ihnen möglich sei, mit den Menschen in Verbindung zu treten, dann haben wir ja ein Mittel, die Richtigkeit ihrer Angaben zu prüfen. Wir brauchen bloß die Bedingungen zu erfüllen, welche die Geisterwelt für ihre Verbindung mit uns nötig zu haben behauptet. Stellt es sich dann heraus, daß bei Beobachtung jener Gesetze der Geisterverkehr tatsächlich zustandekommt, und zwar überall und in jedem Falle, dann ist der Geisterverkehr eine Wahrheit, die ebenso unleugbar ist wie die Tatsache, daß unter Anwendung der Gesetze des Radios uns Mitteilungen aus weiter Ferne vermittelt werden. Die Gesetzmäßigkeit ist in beiden Fällen dieselbe. Die Gesetze für die Übertragung durch das Radio sind nicht heute erst geschaffen worden. Sie sind so alt wie das Universum. Nur hat man erst heute Kenntnis davon bekommen. • So sind auch die Gesetze des Verkehrs der Geisterwelt mit den Menschen immer dagewesen. Man hat sie nicht einmal in unserer Zeit entdeckt, sondern Menschen aller Völker und Zeiten kannten sie und traten aufgrund dieser Gesetze in Verbindung mit dem Jenseits. Bei meinen eigenen Erlebnissen auf diesem Gebiet wie bei den Erlebnissen von tausend anderen, darunter auch vieler wissenschaftlicher Forscher, handelt es sich nicht um Illusionen, Halluzinationen oder sonstige Sinnestäuschungen. Es sind objektive Geschehnisse. Ich selbst habe das auf diesem Gebiet Erlebte mit dem nüchternen Sinn betrachtet und geprüft. Ich besitze keinerlei mediale Gaben, bin weder hellsehend oder hellhörend noch irgendwie sensitiv. Ich kenne nichts von Trancezuständen an mir. Mit einer sehr guten Gesundheit und starken Nerven ausgerüstet, habe ich jene Dinge beobachtet in einem Alter von 50 Jahren, nachdem ich als katholischer Geistlicher in fünfundzwanzigjähriger Seelsorge die Höhen und Tiefen des Menschenlebens kennengelernt hatte. Die Erscheinungen der Hysterie, der Nervenüberreizung, des Irrsinns, der Epilepsie und ähnliche Zustände waren mir in zahllosen Fällen vor Augen getreten und in der Seelsorge alltägliche Vorkommnisse. Was ich aber bei dem in diesem Buch geschilderten Geisterverkehr vor mir sah, war etwas ganz anderes. Es hatte nicht die entfernteste Ähnlichkeit mit anormalen Vorgängen auf dem Gebiet des Seelenlebens. Daß ich mit dem tiefsten Ernst und der größten Gewissenhaftigkeit jene Dinge prüfte, dazu wurde ich schon durch die Erwägung gezwungen, daß für mich alles dabei auf dem Spiel stand. Als Geistlicher hatte ich eine Lebensstellung, die mich für immer jeder materiellen Sorge enthob. Daß keiner eine solche Stellung ohne die schwerwiegendsten Gründe aufgibt und mittellos wird, bedarf keines weiteren Beweises. Aber ich mußte sie aufgeben, wenn sich das als Wahrheit erwies, was ich in der angeblichen Verbindung mit der Geisterwelt erlebte. Denn das, was mir dort gesagt wurde, stand mit dem in Widerspruch, was ich als katholischer Geistlicher meinen Glaubensgenossen zu predigen und in der Seelsorge zu tätigen hatte. • Beruhten die Mitteilungen der Geisterwelt auf Wahrheit, dann mußte ich auf meine Stellung als katholischer Geistlicher verzichten. Noch ein Wort der Belehrung möchte ich an den Leser dieses Buches richten. Ich möchte ihm die Frage beantworten, ob eine Verbindung mit der Geisterwelt Gottes, wie sie in diesem Buche geschildert ist, von jedem angestrebt werden muß. Die Antwort lautet: Nein und Ja. Denn wer an Gott glaubt, auf ihn vertraut und tut, was er als den Willen Gottes erkennt, der wird zu Gott gelangen. Er bedarf dazu keiner für ihn wahrnehmbaren Verbindungen mit der Geisterwelt Gottes.

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