Der Delpasse-Effekt

- 26 - ein solches Sinnesorgan auch nicht schaffen können, bleibt nur eine einzige Möglichkeit: wir müssen Gedächtnis und Bewußtsein in eine Erscheinungsform transformieren, die für eines unserer normalen Sinnesorgane wahrnehmbar ist. Eben das wollte Jean Jacques Delpasse tun. Einen winzigen Teil unseres Gedächtnisses wollte er durch den Grey-Walter-Versuch markieren – ihn sichtbar machen als Einschaltsignal auf demMonitor. Wenn wir "einschalten" denken und dafür die entsprechenden Gedächtnisinhalte aus unserem Gehirn abrufen, dann entsteht der Einschaltblitz auf dem Monitor. So verhält es sich, solange wir leben; aber was geschieht im Augenblick unseres Todes? • Wenn Gedächtnis und Bewußtsein n i c h t zugrunde gehen, sondern mit dem Tode wirklich unseren Körper v e r l a s s e n , dann müssen auch die markierten Gedächtnisinhalte des Grey-Walter-Versuchs mit ihnen gehen. Und wenn sie gehen – d a n n m u ß e i n E i n s c h a l t s i g n a l a u f d e m Mo n i t o r d i e s e n A u g e n b l i c k a n z e i g e n . Van Amsynck zeigte sich beeindruckt von Delpasses Schlußfolgerungen und erklärte sich bereit, den Grey-Walter-Versuch in sein Biofeedback-Programm aufzunehmen. Von nun an lernten HypertoniePatienten durch die Erzeugung von Bereitschaftswellen einen Monitor einzuschalten. Die Kranken nahmen die Abwechslung in ihrem Übungsprogramm zunächst bereitwillig auf. Die Fähigkeit, allein durch einen Willensakt den Monitor aufleuchten zu lassen, vermittelte ihnen ein Erfolgserlebnis. Das wiederum kam den anderen blutdrucksenkenden Feedbackversuchen zugute. Schneller als erwartet jedoch gewöhnten sich die Patienten an das neue Spiel. Die Erfolgsziffern sanken ab. Van Amsynck war diese Erscheinung nicht neu. Delpasse hingegen war enttäuscht. Bei den durchweg kurzen Trainingszeiten pro Patient war zu befürchten, daß das Einschaltsignal nicht als Gedächtnisinhalt transformiert werden konnte. Statt dessen würde es mit dem Erlöschen des Kurzzeitgedächtnisses wieder verloren gehen. Van Amsynck entschoß sich daher, wie bei früheren Versuchen, unterstützende Strahlungsquellen einzusetzen. Die Ergebnisse waren im wesentlichen die gleichen. Während einige Strahlungsquellen hemmend auf die Bereitschaftswellen wirkten, gab es andere, die auch hier eine unterstützende Wirkung zeigten. • Einzelne Patienten entwickelten ein geradezu artistisches Geschick, den Fernsehschirm auf Kommando aufleuchten zu lassen. Der Ernstfall, für den van Amsynck und Delpasse geprobt hatten, trat ein, als eine 67jährige Patientin eine hypertone Massenblutung erlitt. Zur Überwachung der Hirnfunktion wurde die Patientin an ein EEG-Gerät und an eine Grey-Walter-Versuchsanordnung angeschlossen. Trotz eingeleiteter Sofortmaßnahmen zeigte die Kranke zunehmend Hirndruckzeichen, die schließlich zum Ausfall aller zerebralen Funktionen führten. Im Enzephalogramm erschienen die charakteristischen Null-Linien, die anzeigen, daß der Gehirnstrom erloschen ist. Bereits lange bevor der Tod eintrat, hatte die Kranke im Koma gelegen. Sie war also längst nicht mehr in der Lage, bewußt und willentlich Bereitschaftswellen zu erzeugen. Dennoch erschien mit dem Auftreten aller Symptome des endgültigen Hirntodes das Einschaltsignal auf dem Monitor der Grey-Walter-Apparatur. • Dieses Einschaltsignal auf der Schwelle des endgültigen Todes, das abgerufen wird, obgleich keine Bereitschaftswelle mehr existiert, bezeichnet man als den D E L P A S S E - E F F EK T . Der DELPASSE-EFFEKT entspricht vollkommen dem Erscheinungsbild, das man erwarten kann, falls der Geist den Tod überlebt. Er könnte bedeuten, daß der menschliche Geist, getragen von einer bisher unbekannten ENERGIE, im Augenblick des Todes den Körper verläßt. Er könnte bedeuten, daß ein winziger Bruchteil dieses Geistes, dabei seine Spur auf dem Fernsehschirm hinterläßt – im Prinzip nichts anderes als ein Metallgegenstand, der beim Passieren der elektromagnetischen Flughafenkontrolle einen Signalton auslöst. Es könnte so sein. Aber es muß nicht so sein.

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