Bekenntnis und geistiges Vermächtnis des Flugpioniers Dr. Ing. h. c. Igo Etrich

- 9 - So mußte es natürlich auch kommen, daß meinem Vater seitens der Behörden Schwierigkeiten gemacht wurden, die ihn aber nicht davon abhielten, seine geistwissenschaftlichen Forschungen fortzusetzen. Von der Bezirkshauptmannschaft in Trautenau wurde ein Kommissar gesandt, welcher den Sitzungen beiwohnen und diese beim geringsten Anlaß einstellen sollte. Er war jedoch von dem Erlebten so beeindruckt, daß er diese Sitzungen nicht nur befürwortete, sondern auch selbst ein wertvolles Mitglied des Zirkels wurde. In der ganzen Umgebung erweckten diese Sitzungen großes Aufsehen und als die Zahl der Teilnehmer auf etwa 200 stieg und die Bezirkshauptmannschaft keinen Grund zum Einschreiten fand, bemühte sich der Bischof von Königgrätz selbst, diese Sitzungen zu unterbinden, was ihm jedoch ebensowenig gelang wie der Bezirksbehörde. In diese Zeit fielen bereits die ersten Geist-Heilungen, die mein Vater in den Sitzungen durch Gebete und Händeauflegen vollbringen durfte und die seinen Ruf bis über die Grenzen des Landes trugen. Auch Materialisationen stellten sich für materiell beeigenschaftete Personen zum Beweis für das Wirken der Geisterwelt ein. So wollte einmal ein ganz schlauer, mißtrauischer Freund einen besonderen Wahrheitsbeweis erhalten, indem er seine Taschenuhr an einem nur ihm bekannten Ort versteckte und im Geiste darum bat, daß ihm die Uhr bei der nächsten Sitzung wieder gebracht werden möge. Das Medium stand nun während der Sitzung plötzlich auf, hob eine Hand in die Höhe und sprach: "Du Ungläubiger, hier hast Du Deine Uhr". Es hatte dieselbe aus der Luft genommen und dem Besitzer vor allen Anwesenden übergeben. – Obzwar dieses Ereignis einer Materialisation alle Anwesenden zutiefst beeindruckt hatte und von der Wahrheit überzeugte, muß ich bemerken, daß solche geforderten Beweise höchst selten gegeben wurden. Im allgemeinen werden solche Beweise nicht gebracht, um aus ungläubigen Menschen gläubige zu machen, sondern um gläubige Menschen für ihre positive Einstellung zu belohnen, ihren Glauben zu festigen und sie zu stärken. Denn Gott gibt uns als höchstes Gut den freien Willen und kraft dieses freien Willens sollen wir zurückfinden zum Lichte. Ein Zwang jedweder Art schmälert nur den Verdienst der eigenen Aufwärtsentwicklung und wird daher möglichst vermieden. Und das eigene Erlebnis eines solchen Beweises ist nichts anderes als ein geistiger Zwang nach dem man einfach glauben muß, was man mit eigenen Augen sieht, ob man will oder nicht. Ein Glaube auf solcher Grundlage aufgebaut, hat nur geringen geistigen Wert, denn: "selig sind die, die da nicht sehen und doch glauben." Ein weiteres Materialisationsphänomen will ich wegen der Einmaligkeit nicht vorenthalten: das Medium stand aufrecht in der Mitte des Sitzungssaales und sprach: "So rein wie dieses Kleid ist meine Seele". In diesem Augenblick wurde ein Rauschen hörbar und das Medium bis zum Kopf in reinsten, weißen Schnee eingehüllt, so daß wir Mühe hatten, es daraus zu befreien. Der Schnee wurde anschließend in vielen Körben aus dem Haus getragen. Am nächsten Morgen wurde festgestellt, daß mitten auf einer Wiese in der Nähe unserer Villa eine gleiche Menge Schnee fehlte, mit der das Medium eingeschneit worden war. Zu dieser Stelle führte jedoch keine Fußspur, was bewies, daß der Schnee dematerialisiert, entfernt und in den verschlossenen Sitzungssaal transportiert und dort wieder materialisiert wurde. – Solche und ähnliche Phänomene mußten natürlich den Glauben der Sitzungsteilnehmer von einem Vorhandensein der wirklichen Geisterwelt festigen. Ein Ereignis, das in den Sitzungsprotokollen erwähnt wurde und eine nachprüfbare Prophezeiung enthielt, ist mir besonders im Gedächtnis geblieben: Mein Vater ging während einer Sitzung im Jahre 1883 mit dem Medium in das neben dem Sitzungssaale befindliche Kinderzimmer, in welchem sich mein Bruder Paul und ich befanden. Mein Bruder war damals 1½ Jahre und ich 3 Jahre alt. Das Medium, welches in Trance war, zeigte auf mich und sagte: "Dieses Kind wird ein hohes Alter erreichen und drei Missionen haben; zwei technische und eine geistige". Auf meinen Bruder weisend sagte es: "Dieses Kind wird nur das Mannesalter erreichen." Heute, nach über 80 Jahren, kann ich sagen, daß ich bereits zwei technische Missionen erfüllt habe und es scheint sich die dritte Mission erfüllen zu wollen, nachdem ich mich nur mehr geistigen Problemen widme. Mein Bruder Paul aber ist bereits im Alter von 39 Jahren infolge seiner furchtbaren Erlebnisse in Rußland durch die Bolschewisten, im Jahre 1920 gestorben.

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