Naturwissenschaftliche Erkenntnisse bestätigen die Existenz Gottes

- 12 - Bertrand Russel (Britischer Mathematiker und Philosoph 1872–1970) erklärte diesen Sachverhalt am Beispiel des Tisches in seinem Buch "Das ABC der Relativitätstheorie" wie folgt: "Der gesunde Menschenverstand stellt sich vor, wenn er einen Tisch sieht, so sehe er einen Tisch. Das ist eine grobe Täuschung. Wenn der Vertreter des gesunden Menschenverstandes einen Tisch sieht, so treffen gewisse Lichtstrahlen sein Auge, und diese sind von einer Art, die nach seiner früheren Erfahrung mit bestimmten Tastempfindungen in Beziehung steht wie auch mit dem Zeugnis anderer Leute, sie sähen ebenfalls einen Tisch. Aber nichts von alledem hat uns je zu dem Tisch selbst gebracht! Die Lichtwellen erzeugten Vorgänge in unserem Auge, und diese verursachten Vorgänge im Sehnerv, und diese wiederum verursachten Vorgänge im Gehirn. Jeder dieser Prozesse, wäre er ohne seine üblichen Vorgänger abgelaufen, hätten in uns die Empfindung hervorgerufen, die wir 'einen Tisch sehen' nennen, auch wenn es keinen Tisch gegeben hätte. Was die Tastempfindung betrifft, die wir haben, wenn wir unsere Finger auf den Tisch drücken, so ist sie eine elektrische Störung der Anordnung von Elektronen und Protonen in unseren Fingerspitzen, die nach der modernen Physik hervorgerufen wird durch die Nähe der Elektronen und Protonen im Tisch. Wenn dieselben Störungen in unseren Fingerspitzen auf andere Art entstanden wären, so hätten wir die gleichen Empfindungen, obwohl kein Tisch da wäre." [6] Welche Schlußfolgerung kann man daraus ziehen? Wir werden wohl den Worten Herman von Helmholtz (Physiker um 1870) zustimmen müssen, der schrieb: "Daraus geht nun hervor, daß in Wahrheit die Eigenschaften der Naturobjekte trotz dieses Namens gar nichts den einzelnen Objekten an und für sich Eigenes bezeichnen, sondern immer eine Beziehung zum zweiten Objekt (einschließlich unserer Sinnesorgane) bezeichnen … daß alle Eigenschaften, die wir ihnen zuschreiben können, nur Wirkungen bezeichnen, welche sich entweder auf unsere Sinne oder auf andere Naturobjekte ausüben." [7] Die Wirklichkeit, die wir meinen zu sehen, ist also nichts anderes als die Wechselbeziehung zwischen diesen Objekten und uns. Das zeigt uns die Physik. Sehr viel mehr wissen wir nicht. Wir wissen nichts über das Objekt an sich – wir wissen nichts über die eigentliche Wirklichkeit. Unsere heutigen physikalischen Erkenntnisse sagen jedoch unausweichlich klar: • Wir sind in eine kleine Welt aus drei Dimensionen eingeschlossen und sehen alles nur von unserem subjektiven Standpunkt aus! Die ganze Welt um uns herum ist wie ein von unseren Sinneswahrnehmungen gemaltes und von unserem Bewußtsein akzeptiertes Bild. Es ist veränderbar, wenn wir uns verändern. • Wenn unser Bewußtsein beginnt, nach mehr zu suchen, und wir unsere Empfindungen erweitern, wird sich auch dieses Bild erweitern. Eine Annäherung an eine vielleicht doch mögliche Gotteswahrnehmung müßte deshalb über eine Intensivierung unserer Empfindungen möglich sein. Denn klar ist wohl allen, daß Gott nicht in der von unserer subjektiven Wahrnehmung geschaffenen Welt existieren wird. Möchte jemand also wirklich eine Gotteswahrnehmung erleben, so muß er einen anderen Weg einschlagen als den über die äußere Sinneswahrnehmung. Die Naturwissenschaft zeigt uns, daß die äußere Wahrnehmung subjektiv ist. Sie verdeutlicht uns die Begrenztheit der äußeren Welt, weil sie zeigt, daß diese Welt nicht mehr als eine subjektive Wechselbeziehung zu anderen Objekten ist. Sie kann uns nicht über diese Wechselbeziehung hinaus zum Objektiven führen.

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