An den Grenzen der Physik

- 12- Eines Tages kam der Kinderwagen vom Speicher die Treppe herunter gesaust. Das wiederholte sich, als man ihn wieder hinaufgebracht hatte. Als ein Augenzeuge einen schwebenden Mostkrug packte, flog ihm nachher ein Milchkrug an den Kopf. Ein Wassereimer humpelte auf dem Fußboden zur Türe hinaus. Dem Amtsdiener wurde die Mütze von hinten vom Kopfe geschlagen, ohne daß jemand hinter ihm gestanden hätte. Schließlich hoben sich alle Türen aus den Angeln und stürzten zu Boden. Nachdem der Frau K. noch die Betten zerrissen und ihre Federn entleert, auch verschiedene Personen durch umherfliegende Gegenstände verletzt worden waren, wurde das Spukhaus, in dem das Chaos herrschte, am 15. Mai verlassen und geschlossen. Schultheiß, Lehrer, Amtsdiener, Bezirksbeamte und viele andere waren Zeugen gewesen. Das Haus ist heute abgebrochen, obwohl sich nachher nichts Weiteres ereignet hat. Der zweite Spukfall, über den berichtet werden soll, hat sich 1967 in einer Anwaltskanzlei in Rosenheim abgespielt. Da in seinem Verlauf seltsame elektrische Erscheinungen auftraten, wurde er sehr sorgsam von der Revisionsabteilung des Elektrizitätswerkes in Rosenheim und zwei Münchner Physikern untersucht. Die Anwaltskanzlei gehörte einem Rechtsanwalt Sigmund Adam. Dieser hatte Mitte 1965 ein damals 16jähriges Mädchen, Annemarie S., als Bürohilfe angestellt. Mitte Juli 1967 traten in dem Büro erstmals Telephonstörungen auf, die darin bestanden, daß Gespräche unterbrochen wurden, die vier Apparate der Anlage häufig gleichzeitig läuteten und von einem angeschlossenen Gebührenschreiber Gespräche registriert wurden, ohne daß jemand die Telephonapparate angefaßt hatte. So erfolgte zum Beispiel am 20. Oktober 1967 in der Zeit von 7.42 - 7.57 Uhr 46mal das Wählen der Zeitansage, ohne daß jemand die Wählscheibe bediente. Durch diese Störungen ging natürlich die Telefonrechnung stark in die Höhe. Ab Anfang November 1967 traten neue Erscheinungen auf. Glühbirnen zerplatzten ohne ersichtlichen Grund, Leuchtstoffröhren wurden in ihrer Fassung gedreht. Deckenlampen begannen von alleine zu schwingen und anderes mehr. Sämtliche Vorgänge traten nur auf, wenn die damals 18jährige Büroangestellte Annemarie S. anwesend war. Wenn sie Urlaub hatte und an Wochenenden war alles ruhig. Man vermutete zunächst physikalische Ursachen, insbesondere das Auftreten von Überspannungen im elektrischen Stromversorgungsnetz. Daher wurde die Revisionsabteilung der Stadtwerke Rosenheim unter Leitung eines Herrn Paul Brunner zur Untersuchung der Vorgänge eingeschaltet. Dieser verfaßte am 21. Dezember 1967 als Ergebnis seiner Untersuchungen einen 25 Seiten langen Revisionsbericht, in dem er seine und seiner drei Mitarbeiter Beobachtungen schilderte. Darin heißt es unter anderem: "In der Wohnung mit Büroräumen des Herrn Rechtsanwaltes Sigmund Adam in Rosenheim, Königstraße 13, II. Stock, sind seit Anfang November Störungen in den elektrischen Anlagen aufgetreten. Es wurde vermutet, daß Störungen im Versorgungsnetz der Stadtwerke die Ursache sein müßten, weil in den Installationsanlagen und Geräten des Herrn Rechtsanwaltes Adam keine direkten Defekte festzustellen waren. Zur Information für die beauftragten Revisoren der Revisionsabteilung wurde angegeben, es sollen: a) Leuchtstofflampen im Vorzimmer um 90° in den Fassungen sich drehen (damit geht das Licht aus). b) Heftige Knallerscheinungen auftreten und gleichzeitig die Sicherungsautomaten der vorhandenen vier Stromkreise auslösen,

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