An den Grenzen der Physik

- 16- sichtbaren Eindruck auf der Stirn besaß. Da ich mich während des Vorfalls mit Slade unterhalten hatte und letzterer meinem Freunde, bei einem Abstande von ungefähr 10 Fuß, den Rücken zugekehrt hatte, konnte jedenfalls nicht Henry Slade das Messer gegen den Kopf meines Freundes geworfen haben." Am 14. Dezember 1877, vormittags 11 Uhr, wohnten die vier erwähnten Wissenschaftler folgendem Versuch mit Henry Slade bei: Zöllner untersuchte eine Stahlstricknadel mit einem Kompaß und stellte fest, daß diese völlig unmagnetisch war. Dann legte Slade die Stricknadel mit der Hand auf eine Schiefertafel und hielt diese unter den Wohnzimmertisch Zöllners. Nach vier Minuten wurde die Tafel wieder hervorgezogen und auf den Tisch gelegt. Die Stricknadel war jetzt an einem Ende, und zwar seltsamerweise nur an einem Ende so stark magnetisch geworden, daß Eisenfeilspäne und kleine Nähnadeln an diesem Ende hängenblieben. Der entstandene Pol erwies sich bei Prüfung mit dem Kompaß als magnetischer Südpol. Während dieses Versuches saß Professor Weber am Tisch und bemerkte um 11.30 Uhr, wie unter dem Tisch sein Rock aufgeknöpft, ihm die goldene Uhr aus der Westentasche genommen und ihm vorsichtig in seine unter den Tisch gehaltene rechte Hand gelegt wurde. Während dieses Vorganges, der etwa drei Minuten dauerte und von Weber in seinen einzelnen Phasen genau beschrieben wurde, befanden sich Slades Hände vor aller Augen auf dem Tisch und seine seitwärts übereinandergeschlagenen Beine in einer solchen Stellung, daß sie zu dem Vorgang nicht verwendet werden konnten. Der Versuch fand in einem durch vier große Fenster hell erleuchteten Eckzimmer statt. Man fragt sich hier, wie und durch wen oder was konnte Professor Wilhelm Weber die Uhr aus der Westentasche gezogen und in die Hand gelegt werden? Über die Möglichkeiten dazu gaben Beobachtungen vom 8. Mai 1878 Auskunft. In der Zeit von 20.20 Uhr bis 20.35 Uhr fanden unter Beteiligung von Henry Slade und den Professoren Zöllner, Weber, Fechner und Scheibe Versuche in einem hellerleuchteten Zimmer statt. Im Verlaufe dieser Sitzung hielt Professor Zöllner mit seiner rechten Hand eine Schiefertafel unter den Wohnzimmertisch. Er erwartete das Entstehen von schriftlichen Mitteilungen auf dieser Tafel, was von ihm später auch mehrfach beobachtet wurde. Über den weiteren Verlauf des Versuches an diesem Abend berichtet Professor Zöllner: "Während nun hierbei Slades Hände mir stets sichtbar ruhig auf der Tischplatte lagen, erschien plötzlich eine große Hand dicht vor mir unter dem Tischrande auftauchend. Alle Finger der Hand bewegten sich schnell und ich konnte dieselbe während einer Zeit von mindestens zwei Minuten genau beobachten. Die Farbe der Hand war etwas fahl und spielte schwach ins Olivengrüne. Während ich nun Slades Hände stets vor mir auf dem Tische liegen sah und er selbst zu meiner Linken am Tische saß, stieg die oben erwähnte Hand plötzlich pfeilschnell noch höher und umfaßte mit kräftigem Drucke meinen linken Oberarm über eine Minute lang. Da meine Aufmerksamkeit ganz durch die Beobachtung der fremden Hand in Anspruch genommen war und der Griff nach meinem linken Oberarm so plötzlich, kräftig und mir unerwartet geschah, so bin ich nicht im Stande, etwas über die Beschaffenheit des Armes zu sagen, der die Verbindung der Hand mit dem Tischrande herstellte. Als diese Hand verschwunden war und Slades Hände nach wie vor auf dem Tische lagen, wurde ich an meiner rechten Hand, welche während dieser vier Minuten noch immer die oben erwähnte Tafel unter den Tisch hielt, so heftig gekniffen, daß ich unwillkürlich laut aufschreien mußte. Mit dieser Manifestation schloß die betreffende Sitzung." Das Auftreten dieser Hände macht deutlich, wie manche der mechanischen Bewegungen bei paraphysikalischen Versuchen zustande kommen können. Die vorübergehende Bildung von isolierten Händen oder anderen Gliedmaßen, man spricht hier von

RkJQdWJsaXNoZXIy MjI1MzY3