An den Grenzen der Physik

- 19- selbst zurückkam, sorgten wir uns auch nicht weiter und blieben in unserer Runde sitzen – nur ließen wir ab und zu unsere Blicke nach ihr umherschweifen. Es mochten zwanzig Minuten vergangen sein - da sah ich plötzlich, wie Mutter Silbert einen steilen, kleinen Weingartenweg heraufgeschwebt kam. Ich kann mich nicht anders ausdrücken - es war ein Schweben. Rasch lief ich ihr entgegen, nahm sie an der Hand und merkte, daß sich diese ganz kalt und frostig anfühlte, wie die einer Leiche. Ich ging neben ihr dem Hause zu. Sie schwebte etwa einen halben Meter über dem Erdboden und machte keine Bewegung. Mit weit aufgerissenen Augen, Totenblässe im Gesicht, starrte sie unentwegt auf den hellerleuchteten Sirius. So führte ich sie in das Haus zurück, und die ganze Gesellschaft versammelte sich wieder um den Tisch. Etwa zehn Minuten mochte sie so dagesessen sein, ohne Pulsschlag, fast nicht atmend - in Tieftrance. Als sie allmählich zu sich kam, fragte ich sie gleich: 'Mutter, wo warst du denn?' - 'In St. Nikolai am Franzosengrab, ein Lichterl anzünden.' Das war ihre Antwort - noch immer in leichter Trance. Wir schauten uns alle fragend und erstaunt an, fast ungläubig. Die Luftlinie bis Nikolai beträgt doch immer sechs Kilometer und führt über Gräben, Wälder und Hügel. Auf der Straße fährt man mit dem Pferdegespann eineinhalb bis zwei Stunden. Es wäre nur mit einem modernen Flugzeug möglich gewesen, diese Strecke in so kurzer Zeit zurückzulegen. Wie Mutter Silbert dieses Glanzstück vollbrachte, beziehungsweise, welche Kräfte, außerirdische Mächte und Intelligenzen dies bewirkten, bleibt uns vorläufig noch ein tiefes Geheimnis." Am nächsten Tag sollte nun dieses Franzosengrab in St. Nikolai, ein ehemaliges Massengrab napoleonischer Soldaten, aufgesucht werden, um festzustellen, ob dort tatsächlich eine Kerze angezündet worden war. Dabei kam es wiederum zu einer Levitation der Frau Silbert. Dr. Rotky berichtet darüber: "Der Weg führte uns an der Kirche, dem Pfarrhaus und der Schule vorbei, von wo es auf einem Feldweg hinausging in die Acker, Wiesen und Wälder. Wir gingen in einer losen Gruppe - und plötzlich fiel Mutter Silbert in Trance und begann knapp über dem Erdboden dahinzuschweben, so rasch, daß wir ihr nur mit Mühe folgen konnten. Es ging über ein holpriges Stoppelfeld, dann über eine Wiese, und auf einmal, es war eine schmale Ackerparzelle, da fiel sie auf die Knie und flüsterte ein Gebet, während ihre Hände auf der Brust gefaltet waren. Vor ihr sahen wir in den Ackerschollen ein abgebranntes Kerzenstümpfchen. - Nach einer Weile erhob sie sich, machte noch einen etwas abwesenden Eindruck, schaute befremdet um sich und streckte die Hände aus, hielt sie über dem Boden, als wollte sie von der Allmacht für die an diesen Ort gebundenen Segen herabflehen." In diesem Zusammenhang beachte man einen Bericht, der uns über Christus überliefert ist und der ein Ereignis auf dem See Genezareth beschreibt. Nach der Speisung der Fünftausend berichtet der Evangelist Matthäus im Kapitel 14: "Und sogleich nötigte Jesus seine Jünger, ins Boot zu steigen und vor ihm nach dem jenseitigen Ufer hinüberzufahren, damit er inzwischen die Volksscharen entließe. Als er das getan hatte, stieg er für sich allein den Berg hinan, um zu beten; und als es Abend geworden war, befand er sich dort allein; das Boot aber war schon mitten auf dem See und wurde von den Wellen hart bedrängt, denn der Wind stand ihnen entgegen. In der vierten Nachtwache aber kam Jesus auf sie zu, indem er über den See dahinging. Als nun die Jünger ihn so auf dem See wandeln sahen, gerieten sie in Bestürzung, weil sie dachten, es sei ein Gespenst, und sie schrieen vor Angst laut auf. Doch Jesus redete sie sogleich mit den Worten an: 'Seid getrost: ich bin es; fürchtet euch nicht!' Da antwortete ihm Petrus: 'Herr, wenn du es bist, so laß mich über das Wasser zu dir kommen!' Er erwiderte: 'So komm!' Da stieg Petrus aus dem Boot, ging über das Wasser hin und kam auf Jesus zu; doch als er den Sturmwind wahrnahm, wurde ihm angst, und als er unterzusinken begann, rief er laut: 'Herr, hilf mir!' Sogleich streckte Jesus die Hand aus, faßte ihn und sagte zu ihm: 'Du Kleingläubiger! Warum hast du gezweifelt?' Als sie dann in das Boot gestiegen waren, legte sich der Wind. Die Männer im Boot aber warfen sich vor ihm nieder und sagten: 'Du bist wahrhaftig Gottes Sohn!'

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