Bruno Gröning

- 5 - Betätigungsverbot und vorerst letzte Heilungen Das erste Verbot über Grönings Tätigkeit sprachen die Behörden bereits Anfang Mai 1949 aus. Doch zeigte sich rasch, daß es mit Polizeigewalt nicht gegen die Menschen durchzusetzen war, die Tag für Tag in großer Zahl auf dem Wilhelmsplatz in Herford lagerten. Zu Tausenden kamen die Kranken und Siechen in das kleine westfälische Städtchen. Mit Autobussen, Lastwagen, Personenwagen, mit der Bahn und zu Fuß, mit Pferdefuhrwerken und Fahrrädern, auf Leiterwägelchen, in Fahrstühlen und in Krankenwagen. Das menschliche Elend, das sich hier offenbarte, war erschütternd und grenzenlos. In den umliegenden Gärten und in den Anlagen saßen die Kranken, standen die Liegestühle und die Tragen. Tage- und nächtelang warteten die Angekommenen auf Heilung. Lahme, Blinde, Taube, eine Gemeinschaft des Elends und der Not. Arme Menschen, ob sie nun in Luxuswagen saßen oder sich mühsam auf ihren Krücken fortbewegten. Hundert- und tausendfältig war nur der eine Wunsch: Heilung zu finden! Und viele fanden Heilung. Die große Zahl der von E. A. Schmidt und Dr. Kaul beschriebenen Heilungsfälle belegt dies unzweifelhaft. Hinzu kamen alle die Dankesbriefe von Geheilten, darunter auch Ärzten, die nach ihrer Heimkehr an Bruno Gröning geschrieben haben. Einige dieser Zeitzeugen leben noch heute und bestätigten, was sie damals erlebten. Am 2. Juni 1949 erging ein endgültiges und umfassendes Heilverbot. Weil es danach aber zu Tumulten in Herford kam, duldet die Stadtverwaltung noch eine kurze Zeit die Anwesenheit der Hilfesuchenden. Dann kam der letzte Abend. Drei- bis viertausend Menschen hatten sich in den Abendstunden des 17. Juni 1949 auf dem Wi lhelmsplatz vor dem Hülsmannschen Haus angesammelt. Kurz vor 22 Uhr trat Bruno Gröning auf den Balkon des Hauses Hülsmann und sprach ein letztes Mal zu den Wartenden. Seine Ansprache endet mit den Worten: „Aufzuhalten ist es nicht. In der ganzen Welt soll sich die Heilung vollziehen. Alle Menschen, gleich welcher Nation, Rasse oder Religion, sind es wert, daß ihnen geholfen wird. Wir sind alle Kinder Gottes und haben nur einen Vater, und das ist Gott. Eines will ich nicht haben: Dank! Dankt eurem Herrgott. Er allein ist es, wenn es gelingen soll. Das Gute im Menschen muß das Schlechte verdrängen. Nach seinem Tun wird er gewogen, und wenn er nicht zu leicht befunden wird, dann verbleibt ihm die Hoffnung auf das Heil. Werfen Sie Ihr Leid von sich!" Dann hat er die Anwesenden gebeten, in Ruhe nach Hause zu gehen und nicht mehr zu protestieren. Die riesige Menschenmenge löste sich nur langsam auf. Was sich dann in den frühen Morgenstunden des 18. Juni 1949 zutrug, ist mehrfach beschrieben worden. Hier eine Reportage aus dem Münchner Merkur: „Bruno Gröning wandte sich nun im Licht des frühen Tages erneut den wartenden Autos mit Schwerkranken zu. Für uns, die wir bei ihm waren, und die vielen, die es mit ansehen konnten, war es ein Zug des Wunders, der Siegeszug einer nicht kriegerischen, sondern versöhnlichen und he lfenden Macht. Der Gewalt dieses Bildes konnte sich keiner entziehen. Bei Kindern wurden gelähmte Glieder, die unter ständigem Kältedruck standen, wieder warm. Bruno Gröning stieg von einem LKW auf den anderen hinauf, ging von Mensch zu Mensch, die auf Stroh und Matratzen gebettet wa ren. Sie richteten sich auf und fühlten neue Kräfte. In einem der LKWs, für alle Umstehenden sichtbar, saß eine siebzigjährige Frau, vollkommen gelähmt; sie war auf einem Sessel in den Wagen getragen worden, wie mir der Fahrer berichtete. Nach wenigen Worten Grönings bewegte sie die Arme, erhob sich, und als der Wagen sich in Bewegung setzte, winkte sie mit freudestrahlendem Gesicht der umstehenden Menschenmenge mit den bisher völlig bewegungslosen Armen und Händen zu. So ging es Wagen für Wagen, bis der Platz lichter und lichter wurde: Dies war die letzte und wohl auch erfolgreichste Tat des öffentl ichen Wirkens

RkJQdWJsaXNoZXIy MjI1MzY3