Das Ansehen der Parapsychologie in der Öffentlichkeit und die Gegner alles Paranormalen

- 5 - "Daß Bender überall auch als Doktor der Medizin geführt wird und es womöglich gar nicht ist, beweist jedenfalls: Das Paranormale existiert wirklich! Die Anhänger des Übersinnlichen werden sich die Hände reiben, denn Spuk, Hexerei und Wunder sind eben keine Hirngespinste aus dunklen Zeiten der Menschheit, sondern Tatsachen. Hier endlich gelingt es, das Unfaßbare zu fassen, auch wenn Zweifler vorlaut behaupten: Es ist nicht zu fassen." Das war für Bender natürlich außerordentlich peinlich und für mich auch weitgehend unverständlich. Wenn er wirklich promoviert haben sollte, dann hätte er doch seine Promotions-urkunde sorgfältig aufheben müssen und dafür sorgen müssen, daß die Doktor-Arbeit auch pflichtgemäß an alle deutschen Universitäten verteilt oder in Zeitschriften veröffentlicht wurde. Auch sein Doktorvater hätte dafür sorgen müssen. Schließlich hat er nicht in Königsberg promoviert, wo bei Kriegsende alles verloren gegangen ist, sondern in Freiburg, wo alles erhalten blieb. Nun war Bender von Natur aus ausgesprochen unzuverlässig. Versprechungen hielt er nicht ein, bei Verabredungen kam er entweder zu spät oder überhaupt nicht. Ich habe das selbst bei ihm erlebt. Sein Biograph und zeitweiliger Mitarbeiter Elmar Gruber berichtet, daß Bender auch zu seinen Vorlesungen in der Universität notorisch zu spät erschien. Aber auch mit den Promotionsunterlagen derart schlampig umzugehen, ist doch ein starkes Stück, wenn es sie denn gegeben haben sollte. Fazit: Er konnte seine medizinische Promotion nicht nachweisen, und die Staatsanwaltschaft begann, ein Ermittlungsverfahren gegen ihn wegen unberechtigter Titelführung einzuleiten. In dieser Notlage fand sich ein ihm wohlwollender Professor, bei dem er eine eilends verfertigte neue Dissertation einreichen und im Schnellverfahren die Doktorprüfung ablegen konnte. Damit war er nun wirklich ein Doktor der Medizin. Benders Gegner und die Gegner alles Paranormalen kamen (und kommen) aus den Reihen: Der Justiz, der Polizei, der Medizin und der evangelischen Theologie. Obwohl Bender überhaupt nichts von Geistern oder dem Fortleben nach dem Tode sagte, also ganz erdgebunden blieb, sahen sie in seinen Forschungen einen Angriff auf ihr atheistisches und materialistisches Weltbild, wenn sie das auch sicherlich öffentlich weit von sich weisen würden. Sie agierten gegen ihn mit einem Fanatismus, wie er sonst nur bei extremen Sekten vorkommt. Sie unterstellten ihm, daß er wieder ins finstere Mittelalter zurückführen wolle und Hexenverbrennungen und der Inquisition den Weg bereite. Einer von Benders Hauptgegnern war ein Dr. jur. Wolf Wimmer. Er war erst Staatsanwalt und danach Vorsitzender Richter am Landgericht in Mannheim. Das war er noch 1993. Ob er jetzt noch im Amt ist und noch lebt, weiß ich nicht. Seine Stoßrichtung geht recht gut aus einem Artikel im Deutschen Ärzteblatt, Heft 10/1974 hervor. Die Arbeit hat den Titel "Eine andere Wirklichkeit? - Vom Unfug der Parapsychologie". Im Vorspann heißt es dort: "Zusammen mit einem unterstützenden Brief des weltberühmten Gerichtsmediziners Otto Prokop, der stets gegen okkulte 'Vernebelungen' in der Wissenschaft eingetreten ist, wendet sich dieser Aufsatz gegen die Gefahren eines neuen Hexen- und Zauberglaubens. In den Vereinigten Staaten ist diese Entwicklung eines religiös gefärbten neuen Okkultismus vieler Spielarten bereits viel weiter gediehen, und es steht zu befürchten, daß Europa 'nachziehen' wird. Dafür gibt es viele Anzeichen. Als besonders gefährlich erscheinen nicht einmal die mit dem Okkulten stets verbundenen Betrügereien großen Maßstabes an den Gläubigen, die für dumm verkauft werden. Vielmehr steckt die Gefahr in dem Wissenschaftsanspruch der Parapsychologie, der auf moderne Weise einen alten zeitweise mörderischen Wahn rechtfertigt."

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