Das Fortleben nach dem Tode

PSYCHOWISSENSCHAFTLICHE GRENZGEBIETE Ausgesuchte Veröffentlichungen aus verschiedenen Bereichen psychowissenschaftlicher Forschung Herausgeber: Rolf Linnemann (Dipl.-Ing.) * Steinweg 3b * 32108 Bad Salzuflen * Telefon: (05222) 6558 Internet: http://www.psychowissenschaften.de E-mail: RoLi@psygrenz.de Prof. Dr. rer. nat. Werner Schiebeler Das For t l eben nach dem Tode im Hi nb l i c k au f Na t u rw i s sen scha f t und Pa r ap sy cho l og i e Werner Schiebeler, Diplomphysiker, Prof. Dr. rer. nat., geboren 1923 in Bremen. Studium der Physik in Göttingen und 1955 Promotion mit einer Arbeit am Max-Planck-Institut für Strömungsforschung in Göttingen. Von 1955-1965 Tätigkeit in der Elektroindustrie bei der Firma Standard-Elektrik-Lorenz A.G. in Pforzheim, davon sieben Jahre als Leiter einer Entwicklungsabteilung für elektronische Fernschreibtechnik. Ab 1965 Dozent für Physik und Elektronik an der damaligen Staatlichen Ingenieurschule in Ravensburg, der heutigen Fachhochschule Ravensburg-Weingarten. 1971 Ernennung zum Professor und 1983 der Eintritt in den Ruhestand. Neben den naturwissenschaftlich-technischen Lehrfächern vertrat er seit 1969 in regelmäßigen Sondervorlesungen an der Fachhochschule Ravensburg-Weingarten auch das Lehrgebiet Parapsychologie und Parapsychophysik und setzt dies auch in den kommenden Jahren fort. Der Autor veröffentlichte zahlreiche Zeitschriftenartikel, sowie Broschüren und vier Bücher über die verschiedensten parapsychologischen Themen. Daneben erschienen über das Institut für den wissenschaftlichen Film in Göttingen von ihm zwei Filme über „Paranormale Heilmethoden auf den Philippinen“. Hierfür erhielt er 1974 von der Associazone Italiana Scientifica di Metapsichica den „Ernesto Bozzano-Preis“ und 1988 den „1. Schweizer Preis“ von der Schweizerischen Stiftung für Parapsychologie. Vorwort des Herausgebers Zu dem Eindrucksvollsten, was die Grenzwissenschaft zu bieten hat, gehören die Ma t e r i a l i s a t i - o n s p h ä n o m e n e. Offiziell gibt es derzeit nur sehr wenige Menschen, die in der Lage sind, auf diese Weise als Mittler zwischen den Welten zu wirken. Je mehr man dieses Gebiet erforscht, desto klarer wird man erkennen, daß der Tod e b e n n i c h t die Vernichtung der Individualität bedeutet, noch deren Auflösung, sondern daß der Mensch mit gesteigerter Individualität fortbesteht, daß also die sogenannten Toten viel lebendiger sind als wir. Gerade durch diese paranormalen Phänomene läßt sich der Tod als superlative Steigerung der Individualität erkennen, mit enormen geistigen Möglichkeiten, in einem l e i b l i c h e n Zustand. Bei demWiderstand, den die Unsterblichkeitslehre findet, sollte man meinen, sie sei ganz und gar undenkbar und nur Gegenstand des Glaubens. Das ist ein Irrtum! Die Unsterblichkeit resultiert aus der logischen Gewißheit der Erkenntnis, daß der Mensch das Produkt einer organisierenden KRAFT ist, und durch die empirische Gewißheit, die der Spiritualismus und der Spiritsmus liefern. Wer aber dieses leugnet, hat eben noch einiges zu lernen. Bad Salzuflen, im Juni 2000

- 2 - 1.0 Einleitung Unsere heutigen Wissenschaften, insbesondere die Naturwissenschaften, haben uns in den letzten Jahrhunderten, in starkem Maße aber in den letzten Jahrzehnten, sehr bedeutsame Erkenntnisse über unser Universum, unsere Erde, unsere Umwelt und unseren menschlichen Körper geliefert. Wir wissen z. B. schon recht gut über die Funktionen unseres menschlichen Körpers, seine Krankheiten und deren Behandlung Bescheid. Aber alle herkömmlichen Wissenschaften enden bislang beim oder am Tode des Menschen. Geburt und Tod werden als Beginn und Ende der menschlichen Existenz angesehen. Die Menschen wissen aber im allgemeinen nicht, w a r u m sie diese Strecke zwischen den beiden angeblichen Endpunkten durchlaufen. Die Geburt wird meist als freudiges Ereignis angesehen, der Tod dagegen als unbarmherziger Vernichter. Seit über 100 Jahren besteht aber eine Wissenschaft, die wir heute Parapsychologie nennen, jedoch besser Paranormologie nennen sollten. Diese Wissenschaft greift über die bestehenden Naturwissenschaften hinaus, versucht sie zu erweitern. Welches ist nun das Forschungsgebiet der Parapsychologie, womit befaßt sie sich? Wir haben zunächst vier herkömmliche Wissenschaften, die sich mit dem Menschen und seinen Lebenserscheinungen befassen. Es sind diese: 1. D i e P h y s i o l o g i e; das ist die Lehre von den normalen körperlichen Lebensvorgängen. 2. D i e M e d i z i n; das ist die Lehre und Heilkunde der krankhaften körperlichen Lebensvorgänge. 3. D i e P s y c h o l o g i e; das ist die Lehre der normalen geistigen Lebensvorgänge und: 4. D i e P s y c h i a t r i e; das ist die Lehre und Heilkunde der krankhaften geistigen Lebensvorgänge. Daneben tritt als 5. Wissenschaft d i e P a r a p s y c h o l o g i e. Sie ist die Lehre von geistigen und anderen Lebensvorgängen, die vom normalen Verlauf abweichen, jedoch nicht krankhaft sind. Die Parapsychologie1 befaßt sich mit Geschehnissen, die im oder am lebenden Menschen oder in seiner Umgebung stattfinden und auf irgendeine noch unbekannte Weise mit dem menschlichen Geist oder mit dem Phänomen, das wir Leben nennen, zusammenhängen. Dabei sind diese Vorgänge derart, daß sie sich nicht in die normale Psychologie, Physiologie oder Physik einordnen lassen. Man bezeichnet daher diese Abläufe auch als p a r a n o r m a l . Die Erscheinungen, die die Parapsychologie untersucht, lassen sich in mehrere große Gruppen einteilen: Erstens in die parapsychischen Vorgänge. Dazu gehört die a u ß e r s i n n l i c h e Wa h r n e h m u n g, das heißt die Aufnahme von Informationen ohne die Benutzung der uns bis jetzt bekannten Sinnesorgane. Dabei handelt es sich entweder um das Erkennen von Gedankeninhalten anderer Personen, Telepathie genannt, oder um das Erkennen von räumlich weit entfernten Vorgängen oder von Geschehnissen, die in der Vergangenheit abgelaufen sind oder sich erst in der Zukunft ereignen werden. Man spricht dann vom räumlichen oder zeitlichen H e l l s e h e n oder von P r ä k o g n i t i o n. Weiter gehören zu den psychischen Vorgängen der Parapsychologie die sogenannten Trance-Phänomene. Sie bestehen darin, daß die Sprechorgane oder Gliedmaßen eines lebenden Menschen im Zustand der Bewußtlosigkeit, T r a n c e genannt, von anderen Wesenheiten paranormal angesteuert werden. Bei diesen anderen Wesenheiten handelt es sich in der Regel um verstorbene Menschen, die aus ihrer jetzigen, uns unsichtbaren Daseinsebene, in unsere irdische Daseinsebene hineinzuwirken versuchen. 1 Ein Kunstwort aus folgenden drei griechischen Bestandteilen: para = neben, daneben, darüber hinaus; psyche = Seele; logos = Wort, Beschreibung, Kunde.

- 3 - Die zweite große Erscheinungsgruppe der Parapsychologie betrifft physikalische Vorgänge. Man spricht dann auch von P a r a p s y c h o p h y s i k oder kurz Paraphysik. Es handelt sich dabei um Geschehnisse, die zwar ihre Ursache oder ihren Ausgang in paranormalen geistigen Vorgängen haben, sich jedoch in rein physikalisch-materiellen Auswirkungen bemerkbar machen. Das betrifft zum Beispiel die mechanische Bewegung von materiellen Gegenständen ohne sichtbaren Urheber oder erkennbaren physikalischen Wirkungsmechanismus. Man spricht dann je nach der Art und dem Auftreten der Bewegung von P s y c h o k i n e s e, T e l e k i n e s e, L e v i t a t i o n und A p p o r t . Weiterhin zählen zu den paraphysikalischen Vorgängen die sogenannten Ma t e r i a l i s a t i o n s - p h ä n o m e n e. Man versteht darunter die meist vorübergehende paranormale Bildung von organischer oder anorganischer Materie aus einem sichtbaren, fühlbaren und photographierbaren Stoff, den man E k t o p l a s m a nennt. Hierbei entstehen für einige Minuten oder etwa höchstens bis zu einer Stunde vollständige Lebewesen oder isolierte Teile von ihnen, zum Beispiel losgelöste Gliedmaßen. Trotz des Fehlens eines vollständigen Körpers können derartige Gliedmaßen oft relativ große Kräfte entfalten und manchmal schwere Gegenstände bewegen. In sehr seltenen Fällen treten bei diesen Materialisationsvorgängen auch sich bewegende und lebende Tiere in Erscheinung. Alle diese paranormalen Vorgänge treten nur auf, wenn lebende irdische Menschen vorhanden sind, die über eine Eigenschaft verfügen, die wir M e d i a l i t ä t nennen. Sehr stark ausgeprägte Medialität ist selten, aber doch nicht so selten, wie man zunächst vielleicht annehmen möchte. Manche Menschen verfügen über diese Eigenschaft, ohne es zu wissen. Durch Zufall wird diese Gabe manchmal entdeckt und kann dann entwickelt und trainiert werden. In schwachem Maße aber verfügen viele Menschen über mediale Eigenschaften. Sie merken es hin und wieder im Laufe ihres Lebens dadurch, daß sie ein telepathisches Erlebnis, das Auftreten einer zeitlichen Vorschau haben oder die Ankündigung eines Sterbenden wahrnehmen. Ein drittes großes Erscheinungsgebiet betrifft die sogenannte G e i s t i g e H e i l u n g. Man versteht darunter die paranormale Heilung oder Linderung von Krankheiten und Körperschäden, bei der keine der üblichen Heilmethoden angewendet wird, die nicht nach bekannten medizinischen Erfahrungen verläuft und die nicht nur durch Suggestion2 oder Autosuggestion3 erklärbar ist. In der Parapsychologie wird nun ganz besonders auch die Frage nach der Herkunft und dem Ziel des menschlichen Lebens untersucht und eine Antwort darauf gegeben, ob denn der Tod wirklich das Ende des Lebens in weitem Sinne ist. Um diese Frage beantworten zu können, muß zunächst geklärt werden, was eigentlich unter "Leben" zu verstehen ist und was den irdischen Tod denn überleben könnte. Die Frage soll in diesem Buch an Hand des heutigen Kenntnisstandes der Naturwissenschaften und des Erfahrungsmaterials der Parapsychologie untersucht werden. Das Ergebnis wird sein, daß sich nach meiner Auffassung eine persönliche Fortexistenz nach dem irdischen Tode durch Indizien und Erfahrungsbeweise zumindest in Einzelfällen nachweisen läßt. Die Zusammenfassung und Gewichtung dieser Erfahrungsbeweise wird heutzutage als spiritistische Theorie oder spiritistische Hypothese bezeichnet. Aufgrund des heute vorliegenden Erfahrungsmaterials bin ich der Meinung, daß der Tod nicht das schrecklichste Ereignis ist, als das er vielfach angesehen wird. Er ist auch nicht die totale Auslöschung der menschlichen Existenz durch Gott, wie es moderne Theologen manchmal behaupten. Statt dessen ist er die Beendigung eines Lebensabschnittes und der Beginn eines neuen, das Hinübergehen in eine andere Welt und das Betrautwerden mit neuen Aufgaben. Wer sich auf diesen Übergang schon jetzt vorbereiten und bereits heute nach den möglicherweise auf ihn zukommenden Aufgaben Ausschau halten will, wer diese Dinge womöglich erforschen und die Ergebnisse anderen mitteilen will, muß sich auf die größten Schwierigkeiten gefaßt machen. Das ist nicht verwunderlich. Dinge, die für die Menschen neu und ungewöhnlich sind, stoßen meist auf Unglauben und Unverständnis. Das hat sich bei den meisten bedeutenden Entdeckungen der Wissenschaften und den Erfindungen der Technik gezeigt. Die Mehrheit der Zeitgenossen, darunter auch oft bedeutende Wissenschaftler, ist meist mit Hohn und Spott gegen neue Erkenntnisse zu Felde gezogen. 2 Suggestion = Einrede, Einflüsterung. 3 Autosuggestion = Selbsteinrede, Selbstbeeinflussung.

- 4 - Dabei Können neue Erkenntnisse zuerst durchaus noch mit Fehlern behaftet sein. Sie vermögen aber trotzdem später zu einer bedeutenden Erweiterung des menschlichen Wissens führen. Als ein Beispiel sollen die Überlegungen und Erkenntnisse des Genuesen Christoph Kolumbus (14511506) angeführt werden, die zur Entdeckung eines neuen Kontinentes geführt haben. Im Mittelalter suchten italienische Kaufleute von der Levante aus, den Ländern um das östliche Mittelmeer, nämlich Kleinasien, Syrien und Ägypten, einen unmittelbaren Zugang zum fernen Asien, zu China und Indien, aus denen die Gewürze und die begehrten Luxusgüter des Orients kamen. Besonders bekannt geworden ist unter diesen Kaufleuten der Venezianer Marco Polo, der sich von 1271-1295 in China aufhielt. Dieser Reiseverkehr nach dem Fernen Osten wurde Ende des 14. Jahrhunderts durch die Eroberungen des grausamen mongolischen Sultans Tamerlan (oder Timur)4, der Persien und Kaukasien in Besitz nahm, wieder gesperrt. Später kam das Vordringen der Türken durch die Eroberung Konstantinopels 1453 erschwerend hinzu. Zu dieser Zeit war die orientalische Welt für Europäer auf dem Landweg unerreichbar geworden. Auf dem Seeweg um Afrika herum waren die Portugiesen mit dem Seefahrer Bartholomëu Diaz 1488 aber erst bis zur Südspitze Afrikas gelangt. Da kam der Genuese Kolumbus auf den Gedanken, ob man Indien und China nicht viel einfacher auf dem Seewege in westlicher Richtung erreichen könnte. Das setzte jedoch voraus, daß ein solcher Seeweg überhaupt bestand, daß die Erde Kugelgestalt hatte. Diese Auffassung war aber damals nicht selbstverständlich. Der Grieche Eratosthenes hatte zwar bereits 200 vor Chr. in Alexandrien von der Kugelgestalt der Erde ausgehend nach selbst vorgenommenen Messungen den Erdumfang zu 250.000 Stadien5 gleich 41.000 km errechnet. Das war ein erstaunlich genauer Wert für die damalige Zeit, denn der wirkliche Erdumfang beträgt 40.000 km. Das Wissen darüber ging jedoch in der breiten Öffentlichkeit im Mittelalter verloren, denn die kirchlich maßgebenden Kreise kehrten zu den Vorstellungen des Altertums zurück, daß nämlich die Erde eine vom Ozean umflossene Scheibe sei. Die Kirchenväter, z. B. Laktanz und Augustin, bekämpften meist die Lehre von der Kugelgestalt der Erde. Sie suchten es als lächerliche und absurde Idee abzutun, daß es Gegenfüßler gebe, die mit dem Kopf nach unten an der Erde hängen. Augustin sagte: "Die Behauptung, daß es auf der entgegengesetzten Seite der Erde bewohnte Länder gibt, widerspricht den Lehren der Heiligen Schrift. Weil es nämlich den Nachkommen Adams unmöglich war, über das dazwischenliegende Weltmeer zu kommen, würde die Existenz der Bewohner auf der anderen Erdseite bedeuten, daß es Nationen gäbe, die nicht von Adam abstammen. Das hieße aber das Ansehen der Bibel umstoßen, welche ausdrücklich lehrt, daß alle Menschen von einem gemeinschaftlichen Vater herkommen." Kolumbus waren nun Berichte zu Ohren gekommen, daß durch Westwinde in Portugal und an den Azoren Baumstämme unbekannter Herkunft, die teilweise sogar geschnitzt waren, Schilf unbekannter Art und sogar zwei menschliche Leichname mit unbekannten Gesichtszügen und Hautfarbe angetrieben worden seien. Er deutete das als Sendzeichen der westlich liegenden Länder Indien, Japan und China. Er nahm weiterhin fälschlicherweise an, was aber für den erfolgreichen Ausgang seiner späteren Unternehmung entscheidend war, daß nämlich der Erdumfang sehr viel geringer sei, als er tatsächlich ist. Demzufolge setzte er auch die Entfernung von Spanien bis zur Ostküste Asiens viel geringer an, als sie in Wirklichkeit ist. Eine der Biographien über Kolumbus gibt diese angenommene Entfernung nur zu etwa 2000 km an. Tatsächlich segelte er aber 1492 in 36 Tagen von den Kanarischen Inseln aus etwa 5000 km, ehe er am 12. Oktober die Insel Guanahani (San Salvador) in der BahamaInselgruppe erreichte. Trotz mancher Fehler in seinen Annahmen und trotz der irrigen Meinung bis zu seinem Tode, den Seeweg nach Indien gefunden zu haben, hat Kolumbus eine großartige Entdeckung gemacht. Er zog aus, den unbekannten Weg in ein fernes Land zu suchen. Dabei mußte er die verworrensten Vorurteile überwinden wie z. B., daß man vielleicht die Hinfahrt nach Indien erreichen könne, wenn die Erde eine Kugel sei, daß eine Rückkehr aber unmöglich sein würde, da man dabei dann bergauf fahren müsse. 4 Tamerlan, 1336-1405, ab 1388 Sultanstitel. 5 Stadion: Ein griechisches (ägäisches oder attisches) Stadion = 164 m.

- 5 - Wer sich mit dem Leben nach dem Tode befaßt, sucht gleichfalls nach Erkenntnis und einem Weg in ein unbekanntes Land, und zwar einen Weg, den wir alle einmal gehen müssen, sofern er wirklich vorhanden ist. Einem solchen Suchenden werden ebenso wie Kolumbus die seltsamsten Argumente entgegengehalten. Man glaubt ihm nicht, so wie man auch den Theorien von Kolumbus anfangs nicht geglaubt hat. Auch ihm werden wie Kolumbus falsch ausgelegte Bibelstellen entgegengehalten. Viele werden daher die in diesem Buch dargebotenen Berichte und die daraus gezogenen Schlußfolgerungen als zu unwahrscheinlich ablehnen. Aber andere werden vielleicht aufmerksam und nachdenklich gemacht. Sie mögen das einmal geweckte Interesse für die Parapsychologie und das Leben nach dem Tode nicht einschlafen lassen und können versuchen, sich an Hand der in diesem Buch angegebenen Originalliteratur ein umfassendes Bild zu machen. Die Entscheidung jedoch, ob jemand dieses Bild dann für sich annimmt oder ob er es verwirft, muß jeder für sich selbst treffen.

- 6 - 2.0 Der biologische Lebensbegriff Wenn vom Tod und seinem Überleben die Rede ist, muß zuerst einmal erörtert werden, was unter dem Leben und dem Tod zu verstehen ist. Die Biologie versteht unter Leben etwa folgendes, wobei im Leben auch das tierische und pflanzliche Leben einbegriffen ist: Ein Organismus lebt, 1. wenn er einen autonomen Stoffwechsel hat (Ernährung, Ausscheidung, Atmung), 2. wenn er reizempfindlich ist und auf Reize zielstrebig, d. h. sinnvoll antwortet, 3. wenn er die Eigenschaften des Wachstums, der Fortpflanzung und der Vererbung aufweist. Besonders die zweite Eigenschaft ist wichtig. Professor August Bier (1861-1949), der bedeutende deutsche Chirurg, schreibt von den zwei kennzeichnenden Merkmalen des Lebens: Reizbarkeit und zielstrebige Handlung. Nur das Lebendige ist reizbar. Was nicht reizbar ist, hat nie gelebt oder ist abgestorben (7, S. 372). Die aufgezählten Eigenschaften des Lebens sind im Sinne unserer heutigen Biologie an die uns bekannte Materie gebunden. Der materielle Tod tritt ein, wenn diese Eigenschaften erlöschen, wenn also beispielsweise der Stoffwechsel zum Stillstand kommt (Atmung und Herztätigkeit aufhören, klinischer Tod) und auf Reize nicht mehr sinnvoll geantwortet wird. 3.0 Das geistige Leben Diese biologische Definition des Lebens wird man aber für das menschliche Leben als offensichtlich unzureichend ansehen. Für den menschlichen Lebensbegriff sind der Stoffwechsel, das biologische Wachstum, die Fortpflanzung und die Vererbung von untergeordneter Bedeutung, so wichtig sie biologisch gesehen auch sein mögen. Der eigentliche Hauptbestandteil des menschlichen Lebens ist dagegen das sogenannte geistige Leben. Volkstümlich ausgedrückt kann man darunter folgendes verstehen: Das geistige Leben besteht aus: 1. dem Ichbewußtsein, 2. der Fähigkeit zum Denken und gemäß dem Denken nach einer freien Willensentscheidung zu handeln, 3. der Möglichkeit, vermittels der Sinnesorgane Erfahrungen zu sammeln und zu lernen, 4. dem Ansammeln von Erinnerungen und der Fähigkeit, sie bei Vorgängen des logischen Denkens und der Auslösung von Gemütsbewegungen beliebig zu verwenden, 5. den Gemütsbewegungen, wobei die Freude eine besonders wichtige Rolle spielt.

- 7 - 4.0 Die physikalische Natur der geistigen Lebensvorgänge Was bedeutet aber das geistige Leben in der Sicht der Naturwissenschaften, insbesondere der Physik und ihrer Unterwissenschaft der Kybernetik? Was man heute feststellen kann ist, daß das geistige Leben innerhalb unseres materiellen Körpers durch das Zentralnervensystem des Menschen, insbesondere das Gehirn ermöglicht und aufrechterhalten wird, wobei die Verbindung mit der Umwelt vermittels der Sinnesorgane über das periphere Nervensystem erfolgt. Nach den Erkenntnissen der heutigen Physik bzw. Kybernetik besteht das geistige Leben in der Aufnahme, Speicherung, Verarbeitung und Weitergabe von Informationen, d. h. Signalen. Über die Art wie diese Vorgänge sich im Zentralnervensystem und im peripheren Nervensystem physikalisch abspielen, geben die Forschungen der letzten Jahrzehnte in zunehmendem Maß Auskunft, wenn auch natürlich viele Einzelheiten noch unaufgeklärt sind. Die Informationsübertragung und Informationsverarbeitung erfolgt im menschlichen wie im tierischen Organismus durch elektrochemische Vorgänge, die man im tierischen Organismus mit einer ausgeklügelten Technik untersuchen kann. So läßt sich durch Untersuchung mit sehr feinen Mikroelektroden feststellen, daß die Informationsübertragung auf den Nervenfasern oder Neuriten und damit von Nervenzelle zu Nervenzelle durch elektrische Impulse, sog. Nervenimpulse, erfolgt, d. h. durch kurzdauernde elektrische Entladungen von etwa 1/1000 Sekunde Dauer. Man nennt die kurzzeitig auftretenden elektrischen Spannungsimpulse auch Nervenaktionsspannungen. Mit einem Kathodenstrahloszilloskop oder einem anderen Registriergerät lassen sich diese Vorgänge sichtbar machen. Bild 1 (38, S. 300) zeigt z.B. die kurzzeitige Entladung (also die Nervenaktionsspannung) einer Nervenzelle aus dem Rückenmark einer Katze. Diese Entladung wird durch gleichartige Impulse ausgelöst, die über angeschlossene Nervenfasern und ihre Verbindungsstellen, die sog. Synapsen, zugeführt werden. Die Häufigkeit der Impulse je Zeiteinheit spiegelt den Informationsinhalt wider. Man nennt das eine Impulsfrequenzmodulation(1). Nervenimpulse, die ja körpereigene Botschaften oder Befehle darstellen, werden über die Nervenfasern auch den verschiedensten Muskelgruppen zugeführt. Dort angekommen, lösen sie Zusammenziehungen aus, d. h. Muskelverkürzungen oder sog. Muskelkontraktionen. Diese verursachen z. B. die Bewegungen der Gliedmaßen. Auch die Muskelkontraktionen sind mit elektrischen Vorgängen verknüpft. Es entstehen die Muskelaktionsspannungen. Sie sind ebenfalls meßbar. Ein besonders großer, starker und ständig beanspruchter Muskel in unserem Körper ist der Herzmuskel. Seine rhythmisch entstehenden Muskelaktionsspannungen breiten sich über den ganzen Körper aus und können sogar noch an den äußeren Gliedmaßen abgenommen, gemessen und aufgezeichnet werden. Eine derartige Aufzeichnung nennt man ein Elektrokardiogramm (EKG). Es ist in Bild 2 dargestellt. Darin ist der Verlauf des Kurvenbereichs Q-R-S besonders auffallend. Die Spannungsspitzen Bild 1: Kurzzeitige elektrische Entladung der Nervenzelle einer Katze. Sie wird ausgelöst durch elektrische Reizung (↑) zuführender Nervenfasern. Der erste Reiz ist noch nicht ausreichend. Erst beim zweiten Reiz wird das sog. "Schwellenpotential" erreicht und ein "Aktionspotential" ausgelöst.

- 8 - spiegeln den Erregungsablauf in der Herzkammermuskulatur wider und entsprechen der Kammerkontraktion (Zusammenziehung des Herzmuskels). Bei Störungen der Herztätigkeit und Erkrankungen des Herzmuskels treten bezeichnende Abweichungen der Form des Elektrokardiogramms auf. Aus ihnen kann der Arzt auf die vorhandenen Störungen schließen. Im Gehirn, der Befehlszentrale des menschlichen Körpers, haben wir es mit einer besonders großen Ansammlung von Nervenzellen zu tun. Ihre Anzahl wird heute auf etwa 1010 (10 Milliarden) geschätzt. Das physikalische Zusammenspiel dieser großen Vielzahl von Nervenzellen mit ihren umfangreichen Verknüpfungen ergibt das, was wir das geistige Leben nennen. Dabei arbeitet jede einzelne Nervenzelle aber nur mit kurzzeitigen elektrischen Entladungen, wie es in Bild 1 wiedergegeben ist. Die Summation all der vielen ständig entstehenden Nervenaktionsspannungen hat nicht eine völlig unregelmäßige Form, sondern ergibt einen gewissen Rhythmus. Es entsteht so etwas wie eine nicht ganz regelmäßige elektrische Schwingung. Sie durchdringt sogar die Schädeldecke und kann auf der Kopfhaut durch aufgelegte Elektroden elektrisch abgenommen, verstärkt und mit Hilfe eines Elektronenstrahloszilloskops sichtbar gemacht werden. Bild 3 zeigt solch eine Versuchsanordnung. Die entstandene Aufzeichnung nennt man ein Elektroenzephalogramm (EEG)6. Die Frequenz der Schwingung, d. h. die Anzahl der Schwingungen je Sekunde, hängt von der Bewußtseinslage des untersuchten Menschen ab. Die Mediziner sprechen hier etwas ungenau von Gehirnwellen7 und unterscheiden: 1. D e l t a - We l l e n mit einer Frequenz von 0,5 - 3 Hz8, vorkommend im Tiefschlaf. 2. T h e t a - We l l e n mit einer Frequenz von 4 - 7 Hz, vorkommend beim Einschlafen und leichten Schlaf. 3. A l p h a - We l l e n mit einer Frequenz von 8 - 13 Hz, überwiegende Gehirnaktivitätsform beim Wachsein. 4. B e t a - We l l e n mit einer Frequenz von 14 - 30 Hz, vorkommend bei Spannungs- und chronischen Angstzuständen und als sog. "Spindeln" (wegen der „äußeren Form ihres Auftretens) im leichten Schlaf. 6 Entdeckt 1928 von dem in Jena lehrenden Psychiater und Neurologen Prof. Hans Berger (1873-1941). 7 Physikalisch gesehen handelt es sich aber nicht um Wellen, sondern um Schwingungen. 8 Hz = Hertz (Maßeinheit der Frequenz) = Anzahl der Schwingungen je Sekunde. Bild 2: Vereinfachtes Schaltbild einer Anordnung zur Aufnahme eines Elektrokardiogramms (EKG).

- 9 - Das EEG, wie man es vom Gesunden her kennt, ändert sich bei Erkrankungen des Gehirns, z. B. Epilepsie, Gehirntumor, Vergiftungen, Drogenmißbrauch u. a. Der Mediziner kann also anhand eines veränderten EEG in gewissen Grenzen eine Krankheitsdiagnose stellen. Auch im Gehirn selbst lassen sich mit Hilfe von Mikroelektroden Informationsverarbeitungsvorgänge verfolgen, beispielsweise die elektrischen Signale, die auf einen Sehvorgang hin entstehen. Wie die logischen Vorgänge im Innern des Gehirns und die Speicherung der Informationen im Langzeitgedächtnis im einzelnen ablaufen, ist noch nicht bekannt. Jedoch lassen sich aus der Rechenmaschinentechnik Möglichkeiten dafür und gewisse Modellvorstellungen herleiten (21; 36; 58; 59; 63). Zerstörungen größerer Bereiche von Nervenzellen im Gehirn (durch Unfall, Verwundung, Tumor, Schlaganfall, Sauerstoffmangel im Gehirn über acht Minuten hinaus) führen zu ganz charakteristischen Ausfallserscheinungen, je nach der betroffenen Stelle im Gehirn. Es kann zu Lähmungen der Gliedmaßen, zu Gedächtnisstörungen, zu Sprachstörungen bis zur Sprachlosigkeit, zu Denkstörungen und zum dauernden Verlust des Bewußtseins (sog. Gehirntod) kommen. Das Gehirn und der von ihm gesteuerte menschliche Körper reagieren, so hat es den Anschein, wie eine technische Maschine, bei der wichtige Steuerungsteile zerstört oder gestört sind. Selbst Gemütsleiden werden heute schon auf einen gestörten Gehirnstoffwechsel zurückgeführt (33), also auf rein materielle Ursachen. Auch die Gemütsbewegungen des Menschen und der Tiere lassen sich in die heutigen physikalischen Vorstellungen einordnen. Die Gemütsbewegungen wie Freude, Furcht, Zorn, Ekel usw. bestehen nicht nur in subjektiven inneren Vorstellungen und Gefühlen, die durch Informationsaufnahme und Informationsverarbeitung (geistige Erlebnisse) hervorgerufen werden, sondern auch in klar umrissenen und meßbaren Reaktionen des Organismus, d. h. chemischen Veränderungen im Körperhaushalt, mit dem Ziel, das Individuum einer besonderen Umweltsituation möglichst gut anzupassen, ihm eine größere Überlebens-chance im Kampf mit der Umwelt zu geben. Für die Furcht hat diese Zusammenhänge zuerst der amerikanische Physiologe Cannon vor dem ersten Weltkrieg nachgewiesen (15). Gemütsbewegungen treten aber nicht nur nach geistigen Erlebnissen, d. h. als Folge von Informationsverarbeitung auf, sondern lassen sich auch durch direkte elektrische Reizung der entsprechenden Gehirnbezirke oder durch Zuführung von Chemikalien (Drogen) erzeugen, ohne daß entsprechende geistige Erlebnisse vorliegen. Aufschlußreiche Untersuchungen in dieser Richtung an Hühnern, Affen und anderen Tieren, denen Drahtelektroden in das Gehirn eingeführt wurden, sind in den Arbeiten (16) und (30) dargestellt. Die Tiere konnten allein durch elektrische Reize zu den verschiedensten Verhaltensweisen angeregt werden, denen Gemütsbewegungen zugrunde lagen, die wir beim Menschen mit den Worten Furcht, Ekel, Geltungsdrang, Wut usw. kennzeichnen. In allen diesen Fällen lagen keine äußeren Erlebnisse vor, die die Verhaltensweisen der Tiere hätten auslösen können. Es liegt bislang kein Grund zu der Annahme vor, daß der Mensch, falls man bei ihm ähnliche Versuche durchführen könnte und würde, etwa ein anderes Verhalten an den Tag legte. Bild 3: Vereinfachtes Schaltbild einer Anordnung zur Aufnahme eines Elektroenzephalogramms (EEG).

- 10 - 5. Die Voraussetzungen zur Aufrechterhaltung des Lebens Diese bislang gewonnenen Erkenntnisse lassen den Schluß zu, daß für die Fortführung unseres geistigen Lebens auf dieser Erde die Funktionstüchtigkeit unseres Zentralnervensystems erforderlich ist, oder noch einschränkender gesagt, es muß die Möglichkeit zur Informationsaufnahme, Informationsspeicherung, Informationsverarbeitung und Informationsabgabe bestehen. Die Unversehrtheit des ganzen materiellen Körpers ist zum Fortleben in diesem Sinne nicht unbedingt notwendig. Einen Menschen, dem Arme und Beine amputiert wurden, werden wir immer noch als lebend ansehen. Selbst wenn wir nur den Kopf eines Lebewesens ohne den eigenen Körper funktionsfähig erhalten, so daß es noch denken und sprechen kann und sein Gedächtnis behält, und wir es an seiner spezifischen Ausdrucksweise und an seinen Kenntnissen erkennen können, werden wir sagen müssen, daß das Lebewesen lebt. Das sind heute nicht nur reine Denkmöglichkeiten, sondern es bestehen bereits Möglichkeiten zur Durchführung. Die Mediziner Kolff und Kralios sagen (34, S. 47): "Der Gedanke mag uns gefallen oder nicht, aber wir besitzen jetzt die Möglichkeit, einen abgetrennten Kopf durch eine Batterie von Pumpoxygeneratoren, Ernährungsröhren, Luftschläuchen usw. am Leben zu erhalten. Ob freilich das Leben eines Kopfes ohne Körper ein erstrebenswertes Ziel ist, dazu möchte ich mich nicht äußern." Auch Versuche zur praktischen Durchführung wurden bereits unternommen. Der Neurochirug Prof. Robert Josef White am Metropolitan General Hospital in Cleveland (USA) präpariert Affengehirne aus dem Schädel heraus und erhält sie am Leben. Das erkennt man daran, daß das Elektroenzephalogramm des Gehirns normal bleibt. Weiter verpflanzt White Affenköpfe von einem Körper auf einen anderen. Die Operationsdauer beträgt etwa 10 Stunden. Am 7. 12. 1977 wurde vom Ersten Deutschen Fernsehen um 22.50 Uhr eine solche Verpflanzung in einer Sendung unter dem Titel "Grenzen der Forschung" ausgestrahlt. Die Überlebensdauer der transplantierten Köpfe beträgt bislang zwar nur maximal sieben Tage. Aber White hofft, diese Zeit in Zukunft bedeutend verlängern zu können. White sieht seine Affenexperimente als Vorstufe für Operationen am Menschen an, um z. B. aus zwei halben Menschen (einer mit unversehrtem Kopf, der andere mit unversehrtem Leib) einen ganzen zu machen. White behauptet, das sei bereits heute möglich. Man müsse allerdings eine hohe Sterblichkeitsquote in Kauf nehmen. Aber es gehe dabei um die Frage, ob man lieber leben oder lieber tot sein wolle. Man kann hier erkennen, welche Konsequenzen in Gedanken und in Taten gezogen werden, wenn man davon ausgeht, daß unser menschliches Leben mit dem Tode seinen endgültigen Abschluß findet. Und dabei ist White nicht etwa ein Atheist, sondern wird als gläubiger Katholik geschildert. Es ist übrigens beachtenswert, daß es auch in der Natur Lebewesen (Wirbeltiere, sogar Menschen) gibt, die nur aus dem Kopf bestehen und über keinen eigenen Leib verfügen, sondern sich einen solchen mit einem anderen Kopf teilen müssen. Beim Menschen gelangen solche Individuen in sehr seltenen Fällen sogar bis in das Erwachsenenalter. Bei der Definition des Lebens und Fortlebens müssen wir sogar noch einen Schritt weitergehen: Wenn es durchführbar wäre oder wenn wir feststellen, daß es möglich ist, die gespeicherten Informationen eines Menschen aus seinem Gedächtnis in ein anderes Gedächtnis, d. h. einen anderen Informationsspeicher zu übertragen, und wenn dieser neue Informationsspeicher mit der Fähigkeit der Informationsaufnahme, Informationsverarbeitung und der Informationsabgabe versehen ist, und wenn bei der Informationsübertragung die spezifischen Eigenschaften und das Ichbewußtsein, d. h. die Persönlichkeitsstruktur, erhalten bleiben, müssen wir von einem Fortleben sprechen, auch wenn der alte Körper und das bisherige Gehirn materiell vernichtet sind. Von einem Tod, d. h. von einem Auslöschen der geistigen, der persönlichen Existenz können wir erst dann sprechen, wenn die wesentlichen, im Lauf des Lebens gespeicherten Informationen, die Erinnerung unwiderruflich gelöscht, d. h. aus der Welt geschafft sind. Sind die Informationen noch vorhanden, und ist nur die Informationsaufnahme und Informationsverarbeitung unterbunden, so wird man von einem Schlafzustand des Individuums sprechen.

- 11 - Hier treten übrigens bereits die ersten Schwierigkeiten bei der Frage auf, wie man denn die Fortexistenz oder das Fortleben eines Menschen sowohl auf dieser Erde als auch nach seinem Tode feststellen kann, insbesondere dann, wenn man ihn längere Zeit nicht gesehen hat. Als Erkennungszeichen kann man ja nur seine Persönlichkeitsstruktur, seine Fähigkeiten und sein Wissen, d. h. seine Speicherinhalte, verwenden. Alles wandelt sich aber ständig, wenn der Mensch lebt, da er ja immer wieder neue Informationen aufnimmt, d. h. neue Erfahrungen sammelt, die seine Persönlichkeitsstruktur wandeln. Das mag vielleicht in Tagen und Wochen kaum in Erscheinung treten, kann innerhalb von Jahrzehnten jedoch sehr stark sein, so stark, daß es einem Menschen, der nach 30 Jahren aus einer Gefangenschaft heimkommt, schwerfällt, seine Identität nachzuweisen. Es gibt in dieser Beziehung tragische Beispiele. Wenn es nun schon auf dieser Erde schwer sein kann, die menschliche Fortexistenz nachzuweisen, um wieviel schwerer ist es erst, nach dem Ereignis des biologischen Todes ein Fortleben der menschlichen Persönlichkeit nachzuweisen. Man ist da weitgehend auf Indizien angewiesen, auf die man auch im täglichen Leben und in der Rechtsprechung ständig zurückgreift. Auch im Alltag ist es unmöglich, das Fortleben eines Menschen ständig zu überwachen. Kaum einer wird aber an der Fortexistenz eines Verwandten oder Freundes ernsthaft zweifeln, nur weil er ihn drei Jahre nicht mehr gesehen hat, beim Wiedersehen aber "einwandfrei" wiedererkennt. Dieses Wiedererkennen ist aber bestimmt kein zwingender und unumstößlicher Beweis. Es gibt ja schließlich zum Verwechseln ähnlich aussehende Doppelgänger, Ausweise können gefälscht sein usw. Wenn man aber in jedem Fall absolut sichergehen und unumstößliche Beweise verlangen wollte, müßte man erkennen, daß solches nicht möglich ist und bei Beharren auf diesem Standpunkt ein menschliches Zusammenleben nicht möglich wäre. Wir werden daher bei dem Suchen nach "Beweisen" für das Fortleben nach dem irdischen Tode auch nicht strengere Maßstäbe anlegen dürfen, als wir es im täglichen Leben tun. Wir müssen uns also mit Indizien zufriedengeben und nach einer möglichst großen Anzahl dieser Indizien suchen, die sich gegenseitig stützen sollten. Daraus läßt sich dann ein "Beweis" konstruieren, den man in der Rechtsprechung "Indizienbeweis" und in der Physik "Erfahrungsbeweis" nennt.

- 12 - 6. Sonderfälle geistiger Lebensvorgänge Die bisherigen naturwissenschaftlichen Forschungsergebnisse scheinen zu zeigen, daß die geistigen Lebensvorgänge nach bekannten physikalischen Gesetzen ablaufen und daß diese geistigen Lebensvorgänge zum Erliegen kommen, wenn das Gehirn materiell zerstört wird. Diese Auffassung faßt der Mediziner Prof. Borchardt in einer Arbeit über "Die körperlichen Grundlagen der seelischen Lebensvorgänge" (11) mit folgenden Worten zusammen: "Es kann nicht wundernehmen, daß die unübersehbare Fülle der Hirnleistungen den Eindruck erwecken muß, daß es sich hier um Auswirkungen übersinnlicher und übernatürlicher Kräfte handelt. Beweise dafür liegen aber in keiner Weise vor. Vielmehr steht die Tatsache unerschütterlich fest, daß alle Leistungen des Gemüts und der Verstandestätigkeit an die lebende Materie gebunden sind, daß sie ihren festen Sitz in bestimmten Teilen des Nervensystems haben, und daß Schädigungen dieser Teile mit entsprechenden Ausfallerscheinungen verbunden sind. Das ist schon von Flechsig nachgewiesen worden und bestätigt sich immer wieder." Der Physiker Prof. Steinbuch äußert sich in der Arbeit "Bewußtsein und Kybernetik" (58) in ähnlicher Weise. Er schreibt: "Was wir an geistigen Funktionen beobachten, ist Aufnahme, Verarbeitung, Speicherung und Abgabe von Informationen.... Auf gar keinen Fall scheint es mir wahrscheinlich oder gar bewiesen, daß zur Erklärung geistiger Funktionen irgendwelche Voraussetzungen gemacht werden müssen, welche über die normale Physik hinausgehen." Wir kennen nun aber interessante Sonderfälle geistiger Tätigkeit, welche die Allgemeingültigkeit dieser eben geschilderten Auffassungen als sehr fraglich erscheinen lassen. Es hat den Anschein, als ob die geistigen Lebensvorgänge nicht nur an unsere irdische Materie und ein intaktes Gehirn gebunden sind. Man beobachtet nämlich manchmal Fälle sehr tiefgreifender Gehirnverletzungen, die zumindest kurzzeitig - meist kurz vor dem Tode - nicht zu den Ausfallerscheinungen führen, die man eigentlich erwarten müßte. Damit soll nicht gesagt werden, daß die bisherigen Annahmen und die heute üblichen wissenschaftlichen Deutungsversuche völlig falsch sind. Im Sinne von Arbeitshypothesen haben sie durchaus ihre Berechtigung. Sie werden uns sicher noch weiterhin wertvolle Erkenntnisse über die Wirkungsweise des menschlichen Gehirns und des geistigen Lebens auf dieser Erde verschaffen. Die folgenden Beispiele sollen aber zeigen, daß es vermutlich übergeordnete Gesetzmäßigkeiten gibt, die uns noch unbekannt sind. Betrachten wir zunächst schwere Gehirnverletzungen, die durch Kriegseinwirkung hervorgerufen wurden. Ein Schweizer Arzt schreibt darüber (3, S. 830): "Etwa die Hälfte der Kopfdurchschüsse im ersten Weltkrieg zertrümmerten wesentliche Anteile des Großhirns; die Verletzten blieben vollbewußt. Einem Mechaniker wurden durch Propellerschlag beide Hinterhauptlappen amputiert; der Mann wurde sofort blind, jedoch nicht bewußtlos. Einem Patienten von Lenggenhager wurden beide Stirnlappen sozusagen abgefräst; der Verunfallte war imstande, einige Meter weit zu gehen. Schwerste Hirnverletzungen, Fälle bei denen der Arzt Hirnbrei in der Tiefe der Wunde findet, gehen vielfach ohne Bewußtseinsverlust einher. Ganze Hirnlappen müssen mitunter abgetragen werden; trotzdem kann man sich mit den Patienten unterhalten. Man ist überhaupt überrascht festzustellen, wieviel Zerrungen, Druck, Quetschung, ja sogar an Zerstörung ein Großhirnteil ohne Erlöschen des Bewußtseins auszuhalten vermag." In ähnlicher Weise berichtet Prof. Carl Ludwig Schleich (53, S.10), daß er im ersten Weltkrieg mindestens 20 Fälle von Hirnverletzungen behandelt habe, bei denen löffelweise ganglienenthaltende Substanz ohne Intelligenz- oder Bewußtseinstörung des Patienten entfernt wurde.

- 13 - Gleichartige Fälle legt der französische Arzt Dr. Geley vor (25, S. 66). Er schreibt: "Im Juli 1914 übergab Dr. Hallopeau der Société‚ de Chirurgie den Bericht über eine Operation, die man in Hospital Necker an einem jungen Mädchen vorgenommen hatte, das aus einem Wagen der Untergrundbahn gefallen war. Bei der Schädelbohrung stellt man fest, daß ein beträchtlicher Bruchteil der Gehirnmasse buchstäblich in Brei verwandelt ist. Man spült aus, legt Wundröhrchen ein, schließt wieder, und die Kranke wird völlig gesund." Folgendes veröffentlichten die Pariser Zeitungen über die Sitzung der Akademie der Wissenschaften vom 24. März 1917: "Die teilweise Entfernung des Gehirns. - In Fortsetzung seiner früheren Mitteilungen über diesen Eingriff, der im Gegensatz steht zu den bis jetzt allgemein vertretenen Anschauungen, richtet Dr. A. Guépin aus Paris an die Akademie einen neuen Beitrag zum Studium dieser Frage. Er erwähnt darin, daß sein erster Operierter, der Soldat Louis R., heute Gärtner in der Nähe von Paris, trotz des Verlustes eines gewaltigen Teils seiner linken Gehirnhälfte (Rindensubstanz, weiße Substanz, zentrale Kerne usw.) fortfährt, sich geistig wie ein normaler Mensch zu entwickeln, und dies trotz der Verletzung und Entfernung von Windungen, die als der Sitz wesentlicher Funktionen betrachtet wurden." Einige Zeilen später berichtet Geley: "Hier haben wir noch überraschendere Tatsachen, die in der Klinik von Dr. Nikolas Ortiz beobachtet wurden und die mir Dr. Domingo Guzmann in liebenswürdiger Weise mitgeteilt hat. Die Quelle dieser Beobachtungen kann nicht angezweifelt werden; sie stammen von zwei Gelehrten, die in unserer Wissenschaft einen hohen Rang einnehmen: Der erste Fall betrifft einen Knaben von 12 - 14 Jahren, der im vollen Besitz seiner geistigen Fähigkeiten starb, obgleich sich das Gehirn, ähnlich wie bei einem Geköpften, vollkommen vom oberen Teil des Rückenmarks losgelöst hatte. Die Überraschung der Ärzte war groß, als sie, bei der Obduktion den Schädel öffnend, die Gehirnhäute blutüberfüllt und ein großes Geschwür, fast das ganze Kleinhirn, einen Teil des Großhirns und die Varolsbrücke einnehmen sahen; und doch wußte man, daß dieser Mensch wenige Augenblicke zuvor ganz richtig dachte. Sie müssen sich notwendigerweise gefragt haben: Wie ist so etwas möglich? Der Knabe klagte über heftige Kopfschmerzen, seine Temperatur sank nicht unter 39°; die einzigen hervorstechenden Symptome bestanden in einer Ausdehnung der Pupillen, einer gewissen Scheu vor Licht und einer großen Überempfindlichkeit der Haut. Diagnose: Gehirn- und Gehirnhautentzündung." All diesen geschilderten Fällen ist das nach unseren bisherigen Kenntnissen der Physik so Erstaunliche gemeinsam, daß die Zerstörung der Gehirnteile ohne bemerkbare Auslöschung von Gedächtnisinhalten oder sonstige wesentliche Ausfallserscheinungen vor sich ging. In diesem Zusammenhang verdienen auch Fälle aus der Psychiatrie Beachtung, die darüber berichten, daß Geisteskranke, die seit vielen Jahren zu keiner normalen Verstandestätigkeit mehr fähig waren, kurz vor ihrem Tode wieder "normal" wurden. Dr. du Prel schreibt darüber (48): "Daß Irrsinnige oft kurz vor dem Tode den Gebrauch ihrer Verstandeskräfte wieder erhielten und völlig verwandelt erschienen, ist häufig beobachtet worden." W. Bischoff kommentiert derartige Fälle folgendermaßen (8): "Wie wenig die Entwicklung der Seele an das Nervensystem des Körpers gebunden ist, beweist die Tatsache, daß Geisteskranke kurz vor ihrem Tode - wenn also das zentrale Nervensystem praktisch völlig zerstört ist9 - wieder völlig klar werden können, ja in ihren Gedanken eine geistige Reife zeigen, die nicht vollendeter sein könnte, wenn sie nie gehirnkrank gewesen wären." 9 Das betrifft allerdings nicht die Schizophrenie, bei der keine strukturelle Veränderung des Nervensystems nachweisbar ist.

- 14 - Es kommt sogar vor, daß ein Mensch, der zeit seines Lebens aus gehirnanatomischen Gründen nie ein Wort gesprochen hat, bei dem nie eine geistige Tätigkeit beobachtet wurde, z. B. auch nicht eine sinnvolle Aufnahme und Speicherung von Informationen, kurz vor seinem Tode beginnt, seine Sprachorgane sinnvoll zu gebrauchen. Solch ein Fall wird uns von dem Direktor der Heil- und Pflegeanstalt Hephata in Treysa, Pfarrer Fritz Happich, berichtet (Erstveröffentlichung 1934). Er schreibt (50): "Zu den tiefststehenden Pfleglingen, die wir je hatten, gehörte Käthe. Von Geburt an war sie völlig verblödet. Nie lernte sie ein Wort sprechen. Stundenlang starrte sie auf einen Punkt, dann zappelte sie wieder stundenlang ohne Unterbrechung. Sie schlang Nahrung hinunter, verunreinigte sich Tag und Nacht, stieß einmal einen tierischen Laut aus und schlief. Das waren alle Lebensäußerungen, die wir in über 20 Jahren an ihr beobachteten. Nie haben wir in der langen Zeit gemerkt, daß sie auch nur eine Sekunde an dem Leben ihrer Umgebung teilnahm. Ein Bein hatte Käthe noch abgenommen werden müssen. Sie siechte dahin. Eines Morgens rief mich einer unserer Ärzte, der als Wissenschaftler und praktischer Psychiater anerkannt ist, an: 'Komm einmal gleich her, Käthe liegt im Sterben!' Als wir gemeinsam das Sterbezimmer betraten, trauten wir unseren Augen und Ohren nicht. Die von Geburt an völlig verblödete Käthe, die nie ein Wort gesprochen hatte, sang sich selbst die Sterbelieder. Vor allem sang sie immer wieder: 'Wo findet die Seele die Heimat, die Ruh? Ruh, Ruh, himmlische Ruh!' Eine halbe Stunde lang sang Käthe. Das bis dahin so verblödete Gesicht war durchgeistigt und verklärt. Dann schlief sie still ein. - Immer wieder sagte der Arzt, dem ebenso wie der pflegenden Schwester und mir Tränen in den Augen standen: 'Medizinisch stehe ich völlig vor einem Rätsel. Durch eine Sektion kann ich, wenn es verlangt wird, nachweisen, daß Käthes Hirnrinde restlos zerstört und anatomische Denktätigkeit nicht mehr möglich war.'" Die in diesem Abschnitt geschilderten Fälle geben bislang einer physikalischen Betrachtungsweise die größten Rätsel auf. Sie legen jedoch den Schluß nahe, daß zumindest in Sonderfällen die quasi-elektronische Steuerung des menschlichen Organismus und insbesondere seiner Ausgabeorgane durch eine physikalisch noch nicht bekannte Ansteuerung ersetzt werden kann. Sie legen weiter die Vermutung nahe, daß auch die Bewußtseinsvorgänge und die Informationsspeicherung nicht nur in physikalisch bekannter oder vermutbarer Weise ausschließlich an die biologische Gehirnsubstanz gebunden sind. Es hat den Anschein, als ob die für diese Vorgänge bekannten physikalischen Gesetzmäßigkeiten in übergeordnete, uns noch unbekannte Gesetzmäßigkeiten eingelagert sind. Die rein physikalische Betrachtungsweise nach dem bisherigen Kenntnisstand legt nahe, daß der menschliche Körper etwa einem Klavier entspricht, das menschliche Gehirn aber dem Klavierspieler. Die Sonderfälle der geistigen Tätigkeit lassen es aber als möglich erscheinen, daß der Klavierspieler gar nicht im Gehirn sitzt, sondern außerhalb, und daß das Gehirn nur die Klaviertasten darstellt. Um in diesem Bilde zu bleiben, würden dann die Sonderfälle geistiger Tätigkeit (bei gestörtem Gehirn) darin bestehen, daß vorübergehend auch einmal die Klaviertasten umgangen werden können und die Saiten in diesem Fall durch einen uns unbekannten Mechanismus direkt angeschlagen werden. Damit kommen wir aber zu der Frage, ob denn unsere Persönlichkeitsstruktur unbedingt nur im Gehirn und innerhalb der uns bekannten Materie gespeichert sein muß.

- 15 - 7. Möglichkeiten zur Fortführung der Informationsspeicherung und Informationsverarbeitung nach dem irdischen Ableben Die Speicherung der menschlichen Gedächtnisinhalte und der Persönlichkeitsstruktur muß nicht notwendigerweise ständig an unsere irdische Materie und an ein funktionsfähiges materielles Zentralnervensystem gebunden sein, wenn sie auch im irdischen Leben durch sie in Erscheinung treten. Nehmen wir einmal an, daß parallel zu unserem irdischen, materiellen Gedächtnis ein irgendwie geartetes Gedächtnis, also ein Informationsspeicher mit einem Informationsverarbeitungssystem vorhanden sei, das nicht an unsere irdische Materie gebunden ist. Stellen wir weiter vor, daß dieses System entweder in unserem irdischen Leben schon parallel zu unserem materiellen Gedächtnis die Informationen speichert oder aber sie im Augenblick des irdischen Ablebens übernimmt, und daß nach diesem Ableben eine weitere Informationsverarbeitung vielleicht in einer anders strukturierten Welt möglich ist. Wenn dabei die Eigenheiten der Persönlichkeitsstruktur weitgehend erhalten bleiben, müssen wir von einem persönlichen Überleben des irdischen, biologischen Todes reden, ganz gleich in welcher Art das Weiterleben und in welcher Umgebung es stattfindet. Was hat nun die Parapsychologie zu diesen zunächst hypothetischen Überlegungen zu sagen? Trägt sie zur Klärung der aufgeworfenen Fragen bei, ob und in welcher Form ein persönliches, geistiges Überleben des irdischen, biologischen Todes stattfindet? Die paranormale Erscheinung, über die zunächst gesprochen werden soll, hat den Namen "Austritt des Astralleibes" erhalten. Dieses Phänomen tritt manchmal auf, wenn bei gesunden, kranken oder geschwächten Personen das normale Bewußtsein beispielsweise durch Gehirnerschütterung, Narkose, körperliche Erschöpfung oder Drosselung der Luftzufuhr (beim Ertrinken) ausgeschaltet wurde. Manchmal wird das Phänomen auch im Zustand des sog. klinischen Todes (vorübergehender Herzstillstand) oder auch im Schlaf beobachtet. Von wenigen Personen kann es sogar absichtlich herbeigeführt werden. Bei solchen Zuständen wird von den betroffenen Menschen beobachtet und berichtet, daß sich im Augenblick des Eintritts der körperlichen Bewußtlosigkeit aus dem materiellen, irdischen Körper ein gleichartig oder ähnlich gestalteter, manchmal auch nicht bestimmbarer Körper löst, der aus einer uns unbekannten, unsichtbaren und physikalisch bisher nicht nachweisbaren Substanz besteht. Dieser Körper wird gewöhnlich mit dem Wort "Astralleib" bezeichnet. Während des sog. Austritts hat das "Ich" des betreffenden Menschen in dem Astralleib das volle Bewußtsein. Es kann durch die "Sinnesorgane" des Astralleibes die Umgebung wahrnehmen und den bewußtlosen, eigenen, materiellen, fleischlichen Körper als fremden Gegenstand liegen sehen. Es kann denken und beispielsweise seine besondere Lage erfassen, ist jedoch meist nicht imstande, sich seiner materiellen Umwelt irgendwie bemerkbar zu machen. In gewissem Umfang kann der Astralleib seinen Standort willkürlich verändern. Zu dem normalen, materiellen, jetzt bewußtlosen Körper besteht lediglich eine vom Kopf ausgehende Verbindung über einen dehnbaren, oft silbrig glänzenden, etwa fingerdicken Strang, der wegen seines Aussehens meist "silberne Schnur" genannt wird. Die Kenntnis dieses Stranges ist sehr alt. Er wird vermutlich als "silberne Schnur" bereits in der Bibel (Pred. 12, 6) erwähnt. Allerdings wird dieser Strang von vielen dem Austritt unterworfenen Personen nicht wahrgenommen, da sie auf das Ereignis im allgemeinen nicht vorbereitet sind, die ganze Angelegenheit meist in relativ kurzer Zeit vorübergeht und sie daher auf diese Einzelheit nicht ausreichend achtgegeben haben. Entsprechende Berichte werden sowohl in der älteren parapsychologischen Literatur (2; 32; 37; 41) als auch in der neueren parapsychologischen und medizinischen Literatur in großer Anzahl (39; 40; 56) aufgeführt. Das für unsere Betrachtungen Wesentliche an diesem Phänomen ist nun, daß die dem Austritt unterworfene Person durch den ausgetretenen Astralleib Informationen aufnehmen, verarbeiten und als Erinnerung in den materiellen Körper nach der Wiedervereinigung zurückbringen kann, obwohl das Gehirn und die materiellen, fleischlichen Sinnesorgane ausgeschaltet sind und selbst wenn diese nicht ausgeschaltet wären, von dem Standort des materiellen Körpers aus diese Information oft gar nicht hätten gewonnen werden können.

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