Das Fortleben nach dem Tode

- 13 - Gleichartige Fälle legt der französische Arzt Dr. Geley vor (25, S. 66). Er schreibt: "Im Juli 1914 übergab Dr. Hallopeau der Société‚ de Chirurgie den Bericht über eine Operation, die man in Hospital Necker an einem jungen Mädchen vorgenommen hatte, das aus einem Wagen der Untergrundbahn gefallen war. Bei der Schädelbohrung stellt man fest, daß ein beträchtlicher Bruchteil der Gehirnmasse buchstäblich in Brei verwandelt ist. Man spült aus, legt Wundröhrchen ein, schließt wieder, und die Kranke wird völlig gesund." Folgendes veröffentlichten die Pariser Zeitungen über die Sitzung der Akademie der Wissenschaften vom 24. März 1917: "Die teilweise Entfernung des Gehirns. - In Fortsetzung seiner früheren Mitteilungen über diesen Eingriff, der im Gegensatz steht zu den bis jetzt allgemein vertretenen Anschauungen, richtet Dr. A. Guépin aus Paris an die Akademie einen neuen Beitrag zum Studium dieser Frage. Er erwähnt darin, daß sein erster Operierter, der Soldat Louis R., heute Gärtner in der Nähe von Paris, trotz des Verlustes eines gewaltigen Teils seiner linken Gehirnhälfte (Rindensubstanz, weiße Substanz, zentrale Kerne usw.) fortfährt, sich geistig wie ein normaler Mensch zu entwickeln, und dies trotz der Verletzung und Entfernung von Windungen, die als der Sitz wesentlicher Funktionen betrachtet wurden." Einige Zeilen später berichtet Geley: "Hier haben wir noch überraschendere Tatsachen, die in der Klinik von Dr. Nikolas Ortiz beobachtet wurden und die mir Dr. Domingo Guzmann in liebenswürdiger Weise mitgeteilt hat. Die Quelle dieser Beobachtungen kann nicht angezweifelt werden; sie stammen von zwei Gelehrten, die in unserer Wissenschaft einen hohen Rang einnehmen: Der erste Fall betrifft einen Knaben von 12 - 14 Jahren, der im vollen Besitz seiner geistigen Fähigkeiten starb, obgleich sich das Gehirn, ähnlich wie bei einem Geköpften, vollkommen vom oberen Teil des Rückenmarks losgelöst hatte. Die Überraschung der Ärzte war groß, als sie, bei der Obduktion den Schädel öffnend, die Gehirnhäute blutüberfüllt und ein großes Geschwür, fast das ganze Kleinhirn, einen Teil des Großhirns und die Varolsbrücke einnehmen sahen; und doch wußte man, daß dieser Mensch wenige Augenblicke zuvor ganz richtig dachte. Sie müssen sich notwendigerweise gefragt haben: Wie ist so etwas möglich? Der Knabe klagte über heftige Kopfschmerzen, seine Temperatur sank nicht unter 39°; die einzigen hervorstechenden Symptome bestanden in einer Ausdehnung der Pupillen, einer gewissen Scheu vor Licht und einer großen Überempfindlichkeit der Haut. Diagnose: Gehirn- und Gehirnhautentzündung." All diesen geschilderten Fällen ist das nach unseren bisherigen Kenntnissen der Physik so Erstaunliche gemeinsam, daß die Zerstörung der Gehirnteile ohne bemerkbare Auslöschung von Gedächtnisinhalten oder sonstige wesentliche Ausfallserscheinungen vor sich ging. In diesem Zusammenhang verdienen auch Fälle aus der Psychiatrie Beachtung, die darüber berichten, daß Geisteskranke, die seit vielen Jahren zu keiner normalen Verstandestätigkeit mehr fähig waren, kurz vor ihrem Tode wieder "normal" wurden. Dr. du Prel schreibt darüber (48): "Daß Irrsinnige oft kurz vor dem Tode den Gebrauch ihrer Verstandeskräfte wieder erhielten und völlig verwandelt erschienen, ist häufig beobachtet worden." W. Bischoff kommentiert derartige Fälle folgendermaßen (8): "Wie wenig die Entwicklung der Seele an das Nervensystem des Körpers gebunden ist, beweist die Tatsache, daß Geisteskranke kurz vor ihrem Tode - wenn also das zentrale Nervensystem praktisch völlig zerstört ist9 - wieder völlig klar werden können, ja in ihren Gedanken eine geistige Reife zeigen, die nicht vollendeter sein könnte, wenn sie nie gehirnkrank gewesen wären." 9 Das betrifft allerdings nicht die Schizophrenie, bei der keine strukturelle Veränderung des Nervensystems nachweisbar ist.

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