Das Fortleben nach dem Tode

- 14 - Es kommt sogar vor, daß ein Mensch, der zeit seines Lebens aus gehirnanatomischen Gründen nie ein Wort gesprochen hat, bei dem nie eine geistige Tätigkeit beobachtet wurde, z. B. auch nicht eine sinnvolle Aufnahme und Speicherung von Informationen, kurz vor seinem Tode beginnt, seine Sprachorgane sinnvoll zu gebrauchen. Solch ein Fall wird uns von dem Direktor der Heil- und Pflegeanstalt Hephata in Treysa, Pfarrer Fritz Happich, berichtet (Erstveröffentlichung 1934). Er schreibt (50): "Zu den tiefststehenden Pfleglingen, die wir je hatten, gehörte Käthe. Von Geburt an war sie völlig verblödet. Nie lernte sie ein Wort sprechen. Stundenlang starrte sie auf einen Punkt, dann zappelte sie wieder stundenlang ohne Unterbrechung. Sie schlang Nahrung hinunter, verunreinigte sich Tag und Nacht, stieß einmal einen tierischen Laut aus und schlief. Das waren alle Lebensäußerungen, die wir in über 20 Jahren an ihr beobachteten. Nie haben wir in der langen Zeit gemerkt, daß sie auch nur eine Sekunde an dem Leben ihrer Umgebung teilnahm. Ein Bein hatte Käthe noch abgenommen werden müssen. Sie siechte dahin. Eines Morgens rief mich einer unserer Ärzte, der als Wissenschaftler und praktischer Psychiater anerkannt ist, an: 'Komm einmal gleich her, Käthe liegt im Sterben!' Als wir gemeinsam das Sterbezimmer betraten, trauten wir unseren Augen und Ohren nicht. Die von Geburt an völlig verblödete Käthe, die nie ein Wort gesprochen hatte, sang sich selbst die Sterbelieder. Vor allem sang sie immer wieder: 'Wo findet die Seele die Heimat, die Ruh? Ruh, Ruh, himmlische Ruh!' Eine halbe Stunde lang sang Käthe. Das bis dahin so verblödete Gesicht war durchgeistigt und verklärt. Dann schlief sie still ein. - Immer wieder sagte der Arzt, dem ebenso wie der pflegenden Schwester und mir Tränen in den Augen standen: 'Medizinisch stehe ich völlig vor einem Rätsel. Durch eine Sektion kann ich, wenn es verlangt wird, nachweisen, daß Käthes Hirnrinde restlos zerstört und anatomische Denktätigkeit nicht mehr möglich war.'" Die in diesem Abschnitt geschilderten Fälle geben bislang einer physikalischen Betrachtungsweise die größten Rätsel auf. Sie legen jedoch den Schluß nahe, daß zumindest in Sonderfällen die quasi-elektronische Steuerung des menschlichen Organismus und insbesondere seiner Ausgabeorgane durch eine physikalisch noch nicht bekannte Ansteuerung ersetzt werden kann. Sie legen weiter die Vermutung nahe, daß auch die Bewußtseinsvorgänge und die Informationsspeicherung nicht nur in physikalisch bekannter oder vermutbarer Weise ausschließlich an die biologische Gehirnsubstanz gebunden sind. Es hat den Anschein, als ob die für diese Vorgänge bekannten physikalischen Gesetzmäßigkeiten in übergeordnete, uns noch unbekannte Gesetzmäßigkeiten eingelagert sind. Die rein physikalische Betrachtungsweise nach dem bisherigen Kenntnisstand legt nahe, daß der menschliche Körper etwa einem Klavier entspricht, das menschliche Gehirn aber dem Klavierspieler. Die Sonderfälle der geistigen Tätigkeit lassen es aber als möglich erscheinen, daß der Klavierspieler gar nicht im Gehirn sitzt, sondern außerhalb, und daß das Gehirn nur die Klaviertasten darstellt. Um in diesem Bilde zu bleiben, würden dann die Sonderfälle geistiger Tätigkeit (bei gestörtem Gehirn) darin bestehen, daß vorübergehend auch einmal die Klaviertasten umgangen werden können und die Saiten in diesem Fall durch einen uns unbekannten Mechanismus direkt angeschlagen werden. Damit kommen wir aber zu der Frage, ob denn unsere Persönlichkeitsstruktur unbedingt nur im Gehirn und innerhalb der uns bekannten Materie gespeichert sein muß.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjI1MzY3