Das Fortleben nach dem Tode

- 21 - Die Engel schienen die Hände der Sterbenden loszulassen, die dann auf das Bett zurückfielen. Ein Seufzer, wie von jemand, der sich glücklich dem Schlaf hingibt, kam von ihren Lippen, und dann war sie, wie die Welt sagt, tot. Aber das milde Lächeln, das auf ihr Gesicht gekommen war bei dem Erkennen der Engel, blieb noch. Die Engel blieben am Bett während des kurzen Augenblickes, bis die Geistform über dem toten Körper sich gebildet hatte. Sie erhoben sich dann und blieben einige Augenblicke neben ihr, die ihnen nun gleich war. Dann verließen drei Engel den Raum, wo vorher nur zwei gewesen waren." Ein „ähnliches Erlebnis berichtet ein amerikanischer Arzt Dr. med. C. Renz aus San Francisco, allerdings nicht von sich selbst, sondern von dem Ehemann einer Patientin, die an einer zum Tode führenden Krankheit litt. Dr. Renz behandelte sie und betont, daß der Ehemann ein energischer, gleichmütiger und äußerst ruhiger Geschäftsmann war, den er seit längerer Zeit kannte. Irgendwelche Sinnestäuschungen oder psychische Erkrankungen sind bei ihm niemals beobachtet worden. Er beschäftigte sich auch nicht mit paranormalen Dingen und stand ihrer angeblichen Existenz ablehnend gegenüber. Daher hatte er auch große Schwierigkeiten, das Erlebnis, das er beim Tode seiner Frau hatte, einigermaßen richtig bei sich einzuordnen. Jedenfalls fragte dieser Kaufmann während des Todeserlebnisses bei seiner Frau den behandelnden Arzt Dr. Renz mehrfach, ob letzterer es für möglich halte, daß er irrsinnig werden könnte. Doch hören wir den Bericht dieses Geschäftsmannes selbst an (49): "All meinen Freunden ist bekannt, daß meine Frau am Freitag, dem 23. Mai 1902, ein Viertel vor 12 Uhr nachts von hinnen schied. Am gleichen Nachmittag nach 4 Uhr war mir die Gewißheit gekommen, daß ihr Tod nur noch die Frage von wenigen Augenblicken sei. Um sie herum versammelt waren einige meiner vertrautesten Freunde, ihr nahes Ende erwartend, wie auch der behandelnde Arzt mit zwei geprüften Krankenpflegerinnen das Bett umstanden. Die rechte Hand der Kranken in der meinigen haltend, saß ich an der Seite. Die Freunde waren im Zimmer verteilt, einige saßen, andere wiederum standen. Kein Wort verlautete, alle lauschten angestrengt auf das immer schwächer werdende Atmen und den Augenblick, da es ganz aufhören würde und die Seele den Körper verlasse. So vergingen zwei Stunden, und noch keine Änderung war eingetreten. Der Diener lud zum Diner ein, aber niemand war geneigt, dieser Aufforderung zu einer Stärkung nachzukommen. Gegen ½7 Uhr forderte ich doch dringend unsere Freunde, den Arzt und die Krankenschwestern auf, sich zum Diner zu begeben, da man ja nicht wissen könne, wie lange sich noch die Nachtwache hinziehen würde, und man sich doch nicht so lange der Speise enthalten sollte. So verließen denn alle, gehorsam meines Winkes, das Zimmer. Eine Viertelstunde später, also 15 Minuten vor sieben - ich weiß dies so genau, weil sich auf dem Toilettentisch eine Uhr befand, die mir zugewandt war -, sah ich unwillkürlich einmal nach der Türe und bemerkte, wie drei getrennte, indes deutliche Wolkenschichten in das Zimmer hineingeweht wurden. Jede Wolke schien eine Ausdehnung von etwa vier Fuß in der Länge zu haben, sechs bis acht Zoll in der Breite, und die unterste war zwei Fuß von dem Boden entfernt; die anderen schienen in Zwischenräumen von etwa sechs Zoll sich zu bewegen. Mein erster Gedanke war nun, daß einige unserer Freunde (und ich muß sie heute noch deswegen um Verzeihung bitten) vor dem Schlafzimmer ständen, Zigarren rauchend, und die Rauchwolken drängen ins Zimmer ein. In diesem Gedanken sprang ich auf, um ihnen meine Ungehaltenheit kundzugeben, aber da stand niemand an der Türe, noch war jemand auf dem Gang oder in den Nebenzimmern zu sehen. Erstaunen überkam mich, und ich sah nach den Wolken, und diese näherten sich leise dem Bette, bis sie dasselbe vollständig eingehüllt hatten. Als ich dann in den Nebel hineinstarrte, gewahrte ich zu Häupten meines im Sterben liegenden Weibes eine weibliche Gestalt, etwa drei Fuß groß, durchsichtig, dennoch wie ein lichter Schein von leuchtendem Gold, eine Frauengestalt, so erhaben von Anblick, daß mir die Worte fehlen, sie genauer zu beschreiben. Eingehüllt in ein griechisches Gewand mit langen, lose herabwallenden Ärmeln. Auf ihrem Haupt eine strahlende Krone. So stand die Gestalt in ihrem vollen Glanze und ihrer Schönheit unbewegt da, ihre Hände über meine Frau erhoben, schien sie ihr gleichsam einen Willkomm zu bieten mit heiterer, stiller Miene, würdevoll Ruhe und Frieden ausstrahlend. Zwei andere Gestalten in Weiß knieten an der Seite meines Weibes und lehnten sich anscheinend gegen sie an. Andere Gestalten schwebten über dem Bett mehr oder weniger deutlich.

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