Das Fortleben nach dem Tode

- 50 - und im dritten Liebestraum lautet der entsprechende Abschnitt folgendermaßen: Die Unterschiede zwischen beiden Versionen sind, abgesehen von der Anzahl der Wiederholungen, daß in 'Grübelei' die rechte Hand eine Oktave höher und die linke eine Oktave tiefer als im 'Liebestraum' spielt. In 'Grübelei' ist diese Passage außerdem mit Kreuzen und Doppelkreuzen geschrieben, wogegen sie im 'Liebestraum' mit Erniedrigungszeichen notiert ist. Aber die Noten sind dieselben. In jedem Fall haben wir hier ein hochinteressantes Stück vor uns, egal von wem es auch herrührt, und wir sollten Mrs. Brown dankbar sein, daß sie es uns zugänglich gemacht hat. Rosemary Brown meint abschließend: "So fand das Experiment ein gutes Ende. An diesem Tag hatte ich wirklich viel aufs Spiel gesetzt. Wenn man vor Zeugen mit jemandem zusammenarbeitet, den diese nicht sehen können, kommt man sich doch ein wenig blöde vor. Aber man konnte sich noch blöder vorkommen, wenn man dort sitzt und mit niemandem zusammenarbeiten kann, weil vorübergehend alle Kommunikation aufgehört hat. Auf alle Fälle bringt einen die Arbeit vor Zeugen in eine Lage, in der man an sich wenig Chancen hat. Man wird natürlich angespannt, verlegen und auch nervös. Liszt hingegen hatte sich offenbar für die BBC die größte Mühe gegeben und sich aus diesem Anlaß wirklich selbst übertroffen. Manche Leute sagen, daß 'Grübelei' eines der besten Stücke ist, die ich bis dahin erhalten habe. Es wurde seither schon mehrere Male im Fernsehen aufgeführt. Peter Katin, ein großartiger Pianist, spielte es sowohl im Fernsehen als auch für meine erste Langspielplatte. Ich kann es heute auch schon recht passabel spielen, nachdem ich viele Stunden lang nach Liszts Anweisungen geübt habe." Eine weitere bemerkenswerte Musikdurchgabe an Rosemary Brown soll noch geschildert werden. Hierbei trat ein verstorbener Komponist in Erscheinung, der in der Musikgeschichte ziemlich unbekannt ist und dessen Namen Mrs. Brown noch niemals gehört hatte, bevor sie ihn 1976 erstmals hellsichtig (also paranormal) wahrnehmen konnte. Der Hergang der Begebenheit ist folgender: Zu Rosemary Brown kommen gelegentlich noch lebende bekannte Komponisten und Dirigenten, da sie sich für ihre Arbeit interessieren. So besuchte sie im Sommer 1976 der BBC-Dirigent Kerry Woodward (18). Während seiner Anwesenheit erschien vor dem geistigen Auge von Mrs. Brown ein ihr unbekanntes Wesen, das sich als Viktor Ullmann vorstellte und auf einen Stoß zerlesener Musikpartituren zeigte, die er in der Hand hielt. Zugleich mit diesem Wesen erschien Franz Liszt im Hintergrund, da er dolmetschen mußte. Dieser Ullmann sprach nämlich nur deutsch, das Mrs. Brown nicht verstand. Er erklärte, daß er ein Komponist und Dirigent gewesen und 1898 in Teschen (Ostoberschlesien) geboren worden sei. Im zweiten Weltkrieg sei er als Jude in das Konzentrationslager Theresienstadt eingeliefert worden. Dort habe er 1943 eine Oper komponiert mit dem Titel "Der Kaiser von Atlantis oder: Die Verweigerung". Das Libretto zu dieser Oper habe der ebenfalls in Theresienstadt inhaftierte Schriftsteller Peter Kien (geb. 1919) verfaßt. Partitur und Libretto wurden auf die Rückseite von

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