Das Fortleben nach dem Tode

- 57 - 14. Schlußfolgerungen aus dem Erfahrungsmaterial Welche Schlüsse lassen sich nun aus dem vorgetragenen und dem zahlreichen sonstigen in der Literatur berichteten Erfahrungsmaterial ziehen, wenn man es als wahr annimmt? Die Informationen einzelner Verstorbener bestehen offenbar weiter, aber nicht "leblos" wie in einem Buch abgedruckt, sondern kommunikations- und aufnahmefähig mit allen Merkmalen der früheren Persönlichkeit. Nach Definition im physikalisch-nachrichtentechnischen Sinn ist das dann Fortleben, ganz gleich, wo man die Fortexistenz annimmt. Diese Auffassung ist unter dem Namen "Spiritistische Hypothese" oder "Spiritistische Theorie" bekannt geworden. Manch einen mag eine solch einfache Beweisführung nicht überzeugen. Hier werden ja auch keine mathematischen Beweise vorgelegt, sondern nur sog. Erfahrungsbeweise, wie sie im täglichen Leben und auch vor Gericht als Indizienbeweise ständig verwendet werden. Viele Menschen machen sich außerdem gar nicht klar, daß die tiefsten Grundlagen aller Wissenschaften nicht exakt beweisbar sind, sondern immer auf irgendwelchen Annahmen oder Axiomen oder Grundprinzipien beruhen, die nicht beweisbar sind. Auch in der Physik, die doch als sog. exakte Naturwissenschaft gilt, sind sehr wichtige Gesetzmäßigkeiten nicht exakt beweisbar. So ist z. B. das 1687 von Isaac Newton formulierte Trägheitsgesetz: "Jeder Körper verharrt in seinem Zustand der Ruhe oder der gleichförmig geradlinigen Bewegung, sofern er nicht durch einwirkende Kräfte gezwungen wird, seinen Zustand zu ändern" ein reiner Erfahrungssatz, d. h. die Schlußfolgerungen, die aus dem Satz zu ziehen sind, werden durch die Erfahrung bestätigt. Ein unmittelbarer Beweis dieses Satzes ist unmöglich, da wir keinen Körper äußeren Einflüssen völlig entziehen können. Man nennt das dann (6, S. 452): "eine erkenntnistheoretische Voraussetzung, die auf keine Weise bewiesen werden kann, ohne die man indessen nicht weiterkommt". Eine ähnliche Lage liegt in der Wärmelehre vor. Bei der Temperaturfestlegung geht man nämlich von der nicht beweisbaren Annahme aus, daß Änderungen von Körpereigenschaften (z. B. Volumen, elektrische Eigenschaften usw.) in gesetzmäßiger Weise von ihrem Körperzustand, den wir Wärme nennen, abhängen. Die Physiker L. Bergmann und Cl. Schäfer sagen dazu (6, S. 451): "Will man diese Annahme nicht machen - und man kann auf logischem Wege nicht dazu gezwungen werden - so muß man auf eine wissenschaftliche Behandlung der Wärmelehre verzichten." Ähnlich ist es in der Parapsychologie. Niemand kann auf logischem Wege dazu gezwungen werden, die spiritistische Hypothese durch Erfahrungs- und Indizienbeweise als "bewiesen" anzusehen. Aber dieser muß dann eben auch auf eine wissenschaftliche Behandlung nachtodlicher Zustände und Entwicklungen verzichten. Er wird nie auf den Gedanken kommen, etwa das Leben nach dem Tode erforschen zu wollen. Für ihn wird jeder Spukfall nur reine Psychokinese von Menschen sein, die materiell auf dieser Erde leben. Ein solcher wird nie auf den Gedanken kommen, in bestimmten Spukfällen etwa mit einem "verstorbenen Spukverursacher" Verbindung aufzunehmen, ihn über seinen Zustand aufzuklären und zu veranlassen, den Spuk einzustellen. Ein Gegner der spiritistischen Hypothese läßt höchstens Menschen, die von dem Spuk betroffen sind, psychologisch oder psychiatrisch auf neurotische Symptome untersuchen. Natürlich bleibt festzuhalten, daß im wissenschaftlichen Sinn die Annahme vom Fortleben nach dem Tode nur eine Hypothese ist. "Exakte" Beweise gibt es dafür nicht, wie es überhaupt in keiner Wissenschaft "exakte Beweise" für ihre Grundlagen gibt. Die angeführten Erfahrungs- oder Indizienbeweise gelten außerdem nur für einzelne Individuen, keinesfalls erstrecken sie sich aber auf alle Individuen dieser Welt. Es ist also ein kühner Schluß, wenn man von den Indizien des Fortlebens einzelner Menschen auf das Fortleben aller Menschen schließt. Es bleibt dem einzelnen überlassen, ob er auch diese Annahme macht. Es ist weiter zu bemerken, daß das Erfahrungsmaterial der Parapsychologie keinerlei Hinweise gibt auf etwas, was wir "Unsterblichkeit" nennen. Fortleben nach dem irdischen Tode und Unsterblichkeit sind ja zwei verschiedene Dinge. Die Erfahrungen der Parapsychologie reichen nur in den unmittelbaren Bereich nach dem Tode hinein.

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