Das Fortleben nach dem Tode

- 60 - 15. Der Gegensatz Spiritismus – Animismus Für die bisher vorgetragenen Tatbestände gibt es auch eine völlig andere Hypothese, zusammengefaßt unter dem Namen "Animistische Hypothese", im Gegensatz zu der bislang nahegelegten sog. "Spiritistischen Hypothese". Die Vertreter der animistischen Hypothese führen alles bisher Geschilderte auf eine sehr weit gefaßte außersinnliche Wahrnehmung (Super-ASW-Theorie) zurück, gegebenenfalls in Verbindung mit Psychokinese lebender Menschen. In manchen Fällen wird die spiritistische Hypothese auch als "unwissenschaftlich" bezeichnet. So heißt es in einem Lexikon der Parapsychologie (10, S. 26): "Wissenschaftstheoretisch ist die spiritistische Hypothese weder beweisbar noch widerlegbar, der Animismus hingegen ordnet sich unserem Wissenschaftsbegriff ein. Vielen erscheint die spiritistische Erklärung - meist in der Form, der Geist eines Verstorbenen bewirke das Phänomen - jedoch leichter annehmbar als die animistische; tatsächlich müssen im konkreten Fall zur Verteidigung des Animismus oft recht gewagte Konstruktionen herhalten, andererseits bleibt die spiritistische Möglichkeit in der Sphäre des Glaubens und damit außerhalb der Wissenschaft." Dazu muß man sagen, daß es reine Willkür ist, die spiritistische Hypothese, die in sich folgerichtig und schlüssig ist und sich auf gewichtige Indizien stützt, einfach aus der Wissenschaft auszuschließen. Ein solches Vorgehen vereinfacht aber das Verfahren, weil man dann die Erfahrungsbeweise, die für die spiritistische Hypothese sprechen, nicht mehr ernsthaft zu erörtern braucht. Der bekannteste Vertreter der animistischen Auffassung im deutschsprachigen Raum war der Freiburger Psychologe und Parapsychologe Prof. Hans Bender (geb. 1907, gest. 1991). In seinem Buch "Unser Sechster Sinn" heißt es (5, S. 96): "Der Streit zwischen 'Animismus' und 'Spiritismus' - Rückführung der Phänomene auf Fähigkeiten Lebender contra Verbindung mit Jenseitigen - wird seit bald hundert Jahren unter dem genannten Stichwort ausgetragen. Das Bemühen um Vorurteilslosigkeit gebietet zuzugeben, daß der Unbeweisbarkeit der spiritistischen Hypothese auch die Unbeweisbarkeit gegenübersteht, daß sie nicht richtig sein kann. Nach allem, was die Parapsychologie bisher erarbeitet hat, ist aber die animistische Deutung viel näherliegender und wahrscheinlicher, doch ist andererseits die Unrichtigkeit der spiritistischen Hypothese nicht zwingend beweisbar." Die Ansichten darüber, was wahrscheinlicher ist, gehen unter Fachleuten sehr auseinander. Der katholische Theologe Prof. Gebhard Frei, Mitbegründer und erster Präsident von IMAGO MUNDI, stellt jedenfalls fest (22, S. 104): "Das Resultat der bisherigen Überlegungen ist, daß sicher der weitaus größere Teil derer, die sich überhaupt ernstlich und eingehend mit parapsychologischen Fragen beschäftigt haben, oft nach langem Ringen, zum Schluß kamen, eine gewisse Summe von Phänomenen könne nur durch das Hereinwirken Jenseitiger erklärt werden. Also könne die Parapsychologie empirisch das Überleben des Todes, was begrifflich mit 'Unsterblichkeit' im strengeren Sinne noch nicht identisch ist, beweisen". In „ähnlicher Weise äußert sich der britische Physiker George Tyrrell, von 1944-46 Präsident der Society for Psychical Research. Er schreibt (61, S. 228): "Alles läuft darauf hinaus, daß die parapsychischen Phänomene sehr dafür sprechen, daß es Kommunikationen mit Verstorbenen wirklich gibt. Natürlich ist es möglich, diese Schlußfolgerung zu umgehen, aber nur, wenn man eine noch ungewöhnlichere Hypothese einführt. Die Tatsachen sind ganz klar. Man kann sich ihrer nicht entledigen, indem man sich schweigend darüber hinwegsetzt, seinen Blick abwendet oder verfälschend darüber berichtet. Früher oder später wird man sich mit ihnen auseinandersetzen müssen."

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