Der Einfluss der Trauer auf Verstorbene

- 14 - 10. Die Verzweiflung eines Vaters Der folgende Bericht stammt von einem englischen Medium Grace Cooke (gest. 1979). Ihre Medialität trat erstmals in Erscheinung, als sie zwölf Jahre alt war. Ihre Fähigkeit des Hellsehens, Hellhörens und zur Tieftrance hielt über 60 Jahre lang an. Sie kam mit einer Vielzahl von Jenseitigen in Verbindung und wurde von ihnen oft um Hilfe gebeten. Ein solches Erlebnis schildert sie mit folgenden Worten (9, S. 12): "Ein Elternpaar hatte seinen einzigen Sohn verloren, einen Jungen von 14 Jahren, Bruder eines Mädchens von 17. Alle waren einander zugetan und glücklich. Die jungen Menschen waren vielversprechende Schüler und gehörten zu den Besten ihrer Klassen. Eines Tages wurde der Junge ernstlich krank. Trotzdem alles Erdenkliche für ihn getan wurde, ging es immer mehr bergab, und er starb. Die Familie war untröstlich. Religiös wie sie waren, glaubten sie an ein Leben nach dem Tode. Doch als sich dieser Schicksalsschlag ereignete, wurde ihr Glaube einer bitteren Prüfung unterzogen. Des Vaters eigene Worte, als er mir schrieb, waren: 'Ich suchte und betete und rief inbrünstig meinen Schöpfer an, doch der Himmel blieb verschlossen. Meine Gebete wurden nicht erhört, nur der Schrei meines eigenen Herzens kam zu mir zurück.' Nach Monaten der schlimmsten geistigen und seelischen Verfassung wurde er durch ein inneres Gefühl in einen Gottesdienst geführt. Er saß auf der hintersten Bank der Kirche - ein gebrochener Mann. Ich war die Referentin bei dieser speziellen Veranstaltung und bemerkte ein geistiges Licht um diesen Mann, der damals noch ein Fremder für mich war. Dann aber zeigte mir mein Zweites Gesicht (gemeint ist ihre Hellsichtigkeit) die geistige Gestalt des Jünglings, der nahe bei seinem Vater stand. Eine telepathische Verbindung entstand zwischen dem Jüngling und mir, doch weiter geschah bei dieser ersten Begegnung nichts. Als der Gottesdienst zu Ende war, erkundigte ich mich nach dem Mann in der letzten Bankreihe und merkte mir seinen Namen. Auf der Heimfahrt überdachte ich einige Begebenheiten, als ich plötzlich eine unbekannte Stimme flüstern hörte: 'Bitte schreibe meinem Vater.' In Gedanken antwortete ich: 'An wen soll ich schreiben?' Die Antwort kam augenblicklich, und ich erhielt den Namen des Mannes in der Kirche. Es wurde spät an jenem Abend, und müde wie ich war, wischte ich die Angelegenheit beiseite. Am nächsten Tag war sie vergessen. Ein wenig zu meinem Ärgernis, denn ich war mit häuslichen Angelegenheiten überlastet, erschien er mir erneut und sagte wiederum: 'Bitte schreibe meinem Vater. Sage ihm, daß ich lebe und oft bei ihm zu Hause bin. Bitte schreibe sogleich, denn es ist dringend.' Sein Flehen war so stark und so ergreifend, daß ich mich gezwungen sah, mich hinzusetzen, Papier und Feder zur Hand zu nehmen und zu schreiben. Seine Worte durchfluteten mich. Dies war der Brief eines Sohnes, der seinem geliebten Vater schrieb, von dem er so lange getrennt war. Nun bewies der Sohn seine Identität klar und eindeutig. Er beschrieb viele Einzelheiten, seine Kindheit, seine Habseligkeiten, seine Uhr, wie auch den schon lang verstorbenen Großvater, den er auf der anderen Seite des Schleiers getroffen hatte, und von dem diese Uhr ein Geschenk war. Er erzählte auch von Schwester und Mutter und erinnerte an häusliche Einzelheiten, welche seit seinem Tod passiert waren, und bei welchen er in seinem Geistkörper tatsächlich anwesend war. Es war in jeder Hinsicht ein Brief der Wiedervereinigung, mit dem der Sohn den Abgrund jener langen Trennung überbrückte, während welcher der 'Himmel verschlossen' schien und keine Antwort auf den Notruf des Vaters gekommen war. Aus des Vaters Antwortbrief an mich ging hervor, daß ihre Herzen im Begriff waren zu verhärten. In ihrem Kummer hatten sich die Eltern gegen das Schicksal aufgelehnt, als es dem Jungen im letzten Augenblick gelungen war, die Schranke zu durchbrechen. Seine Nachricht hatte ihnen nicht nur Trost, sondern auch eine Offenbarung gebracht. Die Beschreibung des Landes, in welches er gegangen war, hatte den Eltern eine Flut geistiger Erkenntnisse vermittelt. Seither war er für sie nicht mehr 'tot', sondern wie neu geboren, und ein tiefes, segensreiches Glück wurde ihnen allen zuteil. Es schien beinahe so, als wäre er von ihnen weggenommen worden, um als Tröster zu ihnen zurückzukehren. Sein Kommen bedeutete für sie eine geistige Einweihung, eine Offenbarung von etwas, was ewig ist in des Menschen Seele. Jahrelanges Predigen und Belehren könnte diese Art der Erleuchtung niemals bringen. Sie kommt als Resultat einer tiefgründenden Erfahrung, die das Wirken einer allmächtigen und allweisen Liebe aufzeigt, die sich um

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