Der Einfluss der Trauer auf Verstorbene

- 40 - Norbert : "Ich habe ja viele. Es sind viele da, und es geht mir auch nicht schlecht (sehr weinerlich). Mir geht es gar nicht schlecht, (mit tränenerstickter Stimme) aber ich bleibe lieber hier." Schiebeler : "Du hast aber doch ein neues Leben zu beginnen." Norbert : "(Weinend) Ich weiß, ich weiß ja. Es ist gut drüben, es ist schön. Mir geht es nicht schlecht. Nein. Aber ich wäre so gerne hier, bei meiner Mami. - Was macht denn der Hund?" Schiebeler : (zu Frau N) "Haben Sie noch einen Hund?" Frau N. : "Dem geht es gut." Norbert : "Ich sehe ihn ja, ich sehe ihn immer." Frau N. : "Ist die Marilyn bei dir?" – (Keine Antwort, nur Schluchzen.) Schiebeler : "Können wir dir irgendwie helfen, Norbert?" Norbert : "Nein, so ist es gut jetzt, das ist schon gut. Jetzt ist alles so schön (weil ihm seine Mutter immer noch die Hände auflegt). Halte mich fest, Mami, bitte, ganz fest. Aber weißt du, die wehrt sich immer. (Damit meint er das Medium, das innerlich mit der Inbesitznahme nicht ganz einverstanden ist, und heute das Geschehen in dieser Form zum ersten Mal erlebt.) Die wehrt sich immer noch. - Jetzt ist es schon besser." Schiebeler : "Wer wehrt sich?" Norbert : "Die da, wo ich jetzt drin bin. Aber sie merkt, daß sie keine Angst haben muß. Ich will doch niemand etwas Böses antun. Ich will doch nur die Mami! - Wo ist der Papi? Der fehlt hier. Warum ist der jetzt nicht da? Jetzt habe ich e i n m a l die Gelegenheit, und der treibt sich rum." Frau S. : "Nein, der treibt sich doch nicht herum." Schiebeler : "Norbert, wo du jetzt hier bei uns bist, möchtest du nicht doch einmal darüber nachdenken, ob es nicht richtiger ist, dich in der jenseitigen Welt umzuschauen und dich dort jemandem anzuschließen?" Norbert : "Mir geht es ja gut. Ich habe überhaupt keinen Grund, mich zu beklagen. Ich nutze nur die Gelegenheit. Könnt ihr denn das eigentlich nicht verstehen? Ich freue mich, hier zu sein." Schiebeler : "Wenn du nur gelegentlich hierherkommst, ist es ja gut. Wir haben aber den Eindruck, daß du noch sehr stark an diese Erde gebunden bist." Norbert : "Ach, ich freue mich doch nur, jetzt hier zu sein. Meine Mami ist jetzt ganz nahe. Und sonst muß ich mich immer so anstrengen. Aber mir geht es ja gut. Mir geht es wirklich gut. Ihr braucht euch nicht um mich zu sorgen. Mir geht es wirklich gut. Ich habe alles da drüben, alles." Frau S. : "Auch Freunde?" Norbert : "Auch Freunde. Ich bin in einem rosa Haus und kann auch jederzeit rausgehen." Frau S. : "Mit anderen zusammen?" Norbert : "Mit allen, die ich lieb habe, mit allen, die ich mag."

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