Der Kampf um die Materialisationsphänomene

- 11 - so, wie ich sie verlassen hatte. Ich sah mich nach Katie um, aber sie war verschwunden. Ich rief sie, erhielt aber keine Antwort. Als ich meinen Platz wieder eingenommen hatte, erschien auch Katie sehr bald wieder und sagte mir, daß sie die ganze Zeit über ganz nahe bei Miß Cook gestanden habe. Sie fragte mich dann, ob sie selbst ein Experiment für mich versuchen könnte. Indem sie mir die Phosphorlampe abnahm, ging sie hinter den Vorhang, forderte mich jedoch diesmal nicht auf, hineinzublicken. Nach einigen Minuten händigte sie mir die Lampe wieder aus und sagte, daß sie keinen Erfolg erzielen könnte, da sie alle Kraft aufgebraucht habe. Sie wolle es aber ein andermal wieder versuchen. Mein ältester Sohn, ein vierzehnjähriger Bursch, der mir gegenüber in einer solchen Stellung saß, daß er hinter den Vorhang sehen konnte, erklärte mir, er habe die Phosphorlampe im Raum über Miß Cook, die noch regungslos auf dem Sofa lag, scheinbar deutlich schweben und sie beleuchtet gesehen, aber er habe niemand sehen können, der die Lampe hielt."21 Seinen umfangreichen Bericht über die Untersuchungen vom März 1874 beendete Crookes folgendermaßen: "Ehe ich diesen Artikel schließe, wünsche ich einige Punkte des Unterschieds anzugeben, den ich zwischen Miß Cook und Katie beobachtet habe. Katies Größe wechselt; in meinem Haus habe ich sie sechs Zoll größer gesehen als Miß Cook. In der vergangenen Nacht war sie, mit bloßen Füßen und nicht 'auf ihren Zehen stehend', nur vier und einen halben Zoll größer als Miß Cook. Katies Nacken war in der vergangenen Nacht entblößt; die Haut war vollkommen weich, sowohl für das Gefühl wie für das Gesicht, während sich auf Miß Cooks Nacken eine große Blatter (blister) befindet, die unter ähnlichen Umständen deutlich sichtbar und rauh für das Gefühl ist. Katies Ohren sind nicht durchstochen, während Miß Cook gewöhnlich Ohrringe trägt. Katie ist eine starke Blondine, während Miß Cook dunkelbraun ist. Katies Finger sind weit länger als die der Miß Cook, und ihr Gesicht ist auch größer. In ihren Manieren und Ausdrucksweisen gibt es auch viele entschiedene Abweichungen."22 Anfang Juni 1874 kommt Crookes noch einmal auf die Unterschiede von Phantom und Medium zu sprechen und schreibt: "Nachdem ich jüngst soviel von Katie gesehen habe, wobei sie vom elektrischen Licht beleuchtet worden war, bin ich nun in den Stand gesetzt, die Punkte der Verschiedenheit zwischen ihr und ihrem Medium, die ich in einem früheren Artikel erwähnte, noch zu vermehren. Ich habe die absoluteste Gewißheit, daß Miß Cook und Katie zwei getrennte Individuen sind, soweit dies ihre Körper betrifft. Mehrere kleine Male auf Miß Cooks Gesicht fehlen auf dem Katies. Miß Cooks Haar ist so dunkelbraun, daß es beinahe schwarz erscheint. Eine Locke von Katie, welche jetzt vor mir liegt und die sie mir von ihren üppigen Zöpfen abzuschneiden gestattete, nachdem ich dieselbe zuvor bis zur Kopfhaut verfolgt und mich überzeugt hatte, daß sie wirklich dort wuchs, ist von einer sehr hellen Kastanienfarbe. Eines Abends zählte ich Katies Puls. Er schlug stetig 75mal in der Minute, während Miß Cooks Puls ein klein wenig später in seiner gewöhnlichen Schnelligkeit 90mal schlug. Wenn ich mein Ohr nahe an Katies Brust hielt, so konnte ich innerhalb derselben ein Herz rhythmisch schlagen und sogar noch weit stetiger pulsieren hören, als Miß Cooks Herz es tat, wenn sie mir nach der Sitzung ein ähnliches Experiment vorzunehmen gestattete. Auf dieselbe Weise geprüft, wurden Katies Lungen weit gesünder gefunden als die ihres Mediums, denn zur Zeit, da ich mein Experiment vornahm, befand sich Miß Cook in ärztlicher Behandlung wegen eines schweren Hustens."23 Auch andere Beobachter als Crookes haben stets betont, daß Medium und Geistgestalt n i c h t identisch waren und sein konnten. 21 Crookes, William: Materialisationsversuche (1923), S. 10; ders.: Die mutmaßlichen Geistergestalten und ihr fast positiver Beweis (1874), S. 386. 22 Ders., ebd., S. 389. 23 Crookes, William: Das Photographieren einer psychischen Gestalt mittels elektrischen Lichtes (1875), 22; ders.: Materialisationsversuche, S. 15.

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